F o r t y - s e v e n
Kapitel: Lügen und Misstrauen
Leylas POV
Miami. Die Stadt, die niemals schläft. Endlich sind wir angekommen, und die warme Luft und die leuchtenden Lichter heißen uns willkommen. Aber in meinem Inneren fühlt es sich nicht so leicht an, wie ich gehofft hatte. Ich liebe diese Stadt, aber die Dinge um mich herum? Sie scheinen immer komplizierter zu werden.
Der Bus bringt uns direkt zum Hotel, und ich bin begeistert. Die gläserne Fassade funkelt im Licht, das Foyer ist modern und einladend, und für einen Moment vergesse ich meine Sorgen. Vielleicht kann ich mich hier einfach entspannen. Ich erhalte meine Zimmerschlüssel und gehe direkt zum Aufzug. Als ich einsteige, bin ich froh, dass ich allein bin. Doch kaum schließen sich die Türen, schiebt sich eine Hand dazwischen.
Nash.
Er tritt ein, und die Luft im Aufzug verändert sich sofort. Warum passiert das immer, wenn er in meiner Nähe ist? Ohne ein Wort zu sagen, greift er nach meinen Armen und drückt mich gegen die kühle Wand. Seine Augen suchen meinen Blick, seine Berührung ist fest, aber nicht schmerzhaft. Ich spüre die Anspannung in ihm, seine Unsicherheit.
„Ja, du hast recht," beginnt er leise, sein Blick dringt in meine Seele. „Alles, was du gesagt hast, stimmt. Ich bin ein Trottel. Nach der Sache mit meiner Oma... ich hatte Angst, dich anzusprechen. Ich dachte, du würdest mich anschreien."
Angst? Ich schweige, senke meinen Blick. Sein Griff lockert sich, doch er tritt nicht zurück. „Und ja," fährt er fort, „ich hätte gestern Abend nicht so überreagieren dürfen. Es tut mir einfach leid. Wirklich."
Ich halte meinen Blick auf den Boden gerichtet, kämpfe mit den Worten, die ich sagen will. Wie oft hat er sich schon entschuldigt? Wie oft hat er versprochen, sich zu ändern?
„Es tut mir wirklich leid," sagt er erneut, fast flehend. Seine Stimme ist weich, ehrlich. Aber ehrlich genug? Mein Herz will ihm glauben, aber mein Verstand schreit: Vorsicht.
„Was kann ich tun, damit du mir verzeihst?" Seine Stimme klingt so verzweifelt, dass sie mir fast weh tut. Ich zucke nur mit den Schultern. Ich weiß es selbst nicht.
Er hebt mein Kinn mit einer sanften Bewegung, zwingt mich, ihm in die Augen zu sehen. Seine blauen Augen fixieren meine, suchen nach einem Zeichen von Vergebung. Ich sehe die Reue darin, die Angst. Doch ich sehe auch Unsicherheit. Er kommt näher, drückt seine Lippen an meine Stirn. Der Kuss ist warm, tröstend. Für einen Moment fühle ich mich fast sicher.
Er zieht sich leicht zurück, sieht mich immer noch an. „Ich liebe dich," sagt er mit einer Stimme, die vor Emotionen bebt. Diese drei Worte sind wie eine Zeitbombe.
Ich öffne den Mund, um etwas zu sagen, doch im selben Moment unterbricht ein schrilles Klingeln die Stille. Natürlich. Sein Handy. Immer, immer wird etwas zwischen uns gestört.
Die Türen des Aufzugs öffnen sich, und wir treten heraus. Der Moment ist zerbrochen, wie Glas, das auf harten Boden fällt.
„Ich muss da kurz rangehen," sagt er und schaut auf sein Handy. Natürlich. Was auch sonst?
„Wer ist es?" frage ich, bemüht, meine Genervtheit zu verbergen.
„Es ist ehm... eh... Hayes," murmelt er, ohne mir in die Augen zu sehen.
Hayes. Natürlich. Die beiden sind unzertrennlich, also was könnte jetzt so wichtig sein, dass es nicht warten kann? Ich nicke nur und gehe, ohne etwas zu sagen. Ich habe keine Lust auf eine Diskussion.
„Wir sind noch nicht fertig mit unserem Gespräch," ruft er mir hinterher. „Nach meinem Telefonat mit Hayes komme ich zu dir ins Zimmer, und wir reden weiter."
Ich nicke nur, drehe mich um und gehe. Rede du nur, Nash. Es scheint alles zu sein, was du tust. Aber wo bleiben die Taten?
Als ich die Ecke erreiche, bleibt mein Blick an etwas hängen. Hayes.
Er steht in der Lobby, entspannt, ohne Handy, plaudert mit jemandem. Mein Herz bleibt kurz stehen. Was? Aber Nash hat doch gesagt, er telefoniert mit ihm?
Meine Schritte verlangsamen sich, mein Kopf dröhnt vor Fragen. Ich lasse meinen Koffer stehen und gehe auf Hayes zu. Ich muss es wissen.
„Hayes?" frage ich, meine Stimme ist ruhig, aber in meinem Inneren brodelt es.
Er dreht sich um und lächelt. „Ja?"
„Hast du nicht gerade zufällig Nash angerufen?" Meine Worte kommen schneller als geplant, und ich beiße mir auf die Lippe. Nicht zu auffällig wirken, Leyla.
Er runzelt die Stirn, schüttelt den Kopf und lacht. „Nein, warum?"
Mein Herz sinkt. „Nur so," murmle ich, versuche ein Lächeln aufzusetzen, das meine Fassade hält.
Ich nehme meinen Koffer wieder auf und werfe einen letzten Blick zu Nash. Er telefoniert immer noch, doch jetzt sehe ich es mit anderen Augen.
Mit wem spricht er? Warum lügt er mich an? Was hat er zu verbergen?
Gedanken wie ein Sturm
In meinem Zimmer angekommen, lasse ich mich schwer auf das Bett fallen. Meine Gedanken rasen. Warum lügt er mich an?
Seine Worte hallen in meinem Kopf wider: „Ich liebe dich."
Doch wie soll ich jemandem vertrauen, der mir ins Gesicht lügt? Was ist so wichtig, dass er nicht ehrlich sein kann? Und wer ist es wirklich, mit dem er spricht?
Ich starre an die Decke, meine Brust fühlt sich eng an. Warum fühlt es sich an, als würde ich Nash immer mehr verlieren? Oder habe ich ihn vielleicht nie wirklich gehabt?
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