F o r t y - n i n e
Kapitel: Die Entführung
Leylas POV
Meine Beine fühlen sich schwer an, als würde jeder Schritt mich tiefer in den Boden ziehen. Ich kann ihn auf der anderen Straßenseite sehen, wie er auf mich zuläuft. Grayson. Seine Augen sind auf mich gerichtet, voller Sorge, vielleicht sogar Angst. Aber ich will ihn nicht sehen. Ich will nichts mehr hören - von ihm oder Nash. Beide haben mich belogen, beide haben mich verraten. Mein Herz fühlt sich an, als hatte jemand es mit bloßen Handen aus meiner Brust gerissen.
Die Tränen strömen unaufhaltsam über mein Gesicht, heiß und unbändig. Meine Brust schmerzt bei jedem Atemzug, und ich spüre, wie meine Knie zittern. Die Worte schwirren durch meinen Kopf: „Ich hasse euch beide!" Es war die Wahrheit. Ich hasse sie. Oder versuche es zumindest.
„Sweety, warte!" höre ich ihn rufen. Seine Stimme, die mich sonst immer beruhigt hat, macht es nur noch schlimmer.
Und dann passiert es. Ein schwarzer Van halt mit quietschenden Reifen neben mir. Die Tür schwingt auf, und ich spüre kalte Hände, die sich grob um meine Arme legen. „Was zur Hölle?" schreie ich, während mein Körper nach hinten gezogen wird. Ich strample, schlage mit meinen Fäusten, aber die Männer sind stark. Viel zu stark.
„GRAYSON!" Mein Schrei durchschneidet die Nacht, wahrend sie mich in den Van zerren. Meine Fingernägel graben sich in den Sitz, aber einer der Männer schlägt meine Hand weg. „Halt still, du Miststück!" knurrt eine Stimme, tief und bedrohlich.
Mein Herz rast, und mein ganzer Korper zittert vor Angst. Ich trete um mich, spüre den harten Kontakt eines Schlags gegen mein Schienbein, aber es bringt nichts. Ein anderer packt mich von hinten, seine Hände wie ein Schraubstock um meine Schultern.
„SIE SOLLEN MICH LOSLASSEN!" schreie ich. Meine Stimme überschlägt sich, wird rauer.
„GRAYSOO-" Ein brutaler Schlag trifft meinen Kopf, und alles um mich herum verschwimmt. Die Welt wird leiser, dump-fer, und meine Beine geben nach. Der Boden unter mir scheint sich zu drehen, und das Letzte, was ich höre, ist sein Schrei.
"LEYLA!"
Dann wird alles schwarz.
Graysons POV
Ich sehe den Van. Ich sehe, wie sie sie packen, wie sie sie zerren. Ihr Schrei bohrt sich in meine Brust, zerreißt mich. Alles um mich herum verschwimmt, und nur eines ist klar: Ich muss sie retten.
„NEIN!" schreie ich und renne los. Meine Beine brennen, meine Muskeln schreien vor Schmerz, doch es ist mir egal. Ich muss sie erreichen. Doch sie sind schneller.
Die Tür des Vans schlägt zu, und die Reifen quietschen, als er losfährt. Leylas Name ist alles, was ich sagen kann, alles, was ich fühle.
"LEYLA!"
Ich renne weiter, mein Herz schlägt so schnell, dass es wehtut. Meine Lunge brennt, und meine Beine fühlen sich an, als würden sie gleich nachgeben. Ich stolpere, falle auf die Knie, und der Asphalt beißt sich schmerzhaft in meine Haut.
Der Van verschwindet um die Ecke, und mit ihm jede Hoffnung.
„LEYLA!" schreie ich in die Dunkelheit, doch sie antwortet nicht.
Nur die Stille bleibt.
Ich taste nach meinem Bein, das bei meinem Sturz aufgeschürft wurde, doch der Schmerz ist nichts im Vergleich zu dem, was in mir tobt. Sie haben sie. Sie haben Leyla. Und ich konnte nichts tun.
„Grayson, steh auf!" höre ich Ethan rufen. Doch seine Stimme ist wie ein ferner Ruf durch dichten Nebel.
Plötzlich ist Nash vor mir. Sein Gesicht ist voller Zorn, und seine Hände ballen sich zu Fäusten. „Das ist alles deine Schuld!" schreit er. „Sie ist weg! WEGEN DIR!"
Seine Worte sind wie Messer. Doch ich bin nicht in der Stimmung zu verhandeln.
„Meine Schuld?" knurre ich und richte mich auf. Mein Blick bohrt sich in ihn, und bevor er reagieren kann, habe ich ihn gepackt. Meine Faust trifft sein Gesicht mit voller Wucht.
Er fällt zu Boden, hält sich die Nase, die bereits blutet. „Was zur Hölle.." beginnt er, doch ich lasse ihn nicht ausreden.
„Du hast sie ALLEINE gelassen!" schreie ich. „DU solltest bei ihr sein, du verdammter Feigling!"
Er starrt mich an, sein Blick voller Hass.
„Und was hast du getan? DU hast sie in Gefahr gebracht! Immer bringst du sie in Gefahr! Sie ist weg. Sie ist wahrscheinlich tot!"
Tot.
Das Wort trifft mich wie ein Schlag in die Magengrube. Meine Hände zittern, meine Brust hebt und senkt sich unkontrolliert.
Nein. Das darf nicht wahr sein.
„GRAYSON, HOR AUF!" schreit Ethan und zerrt mich von Nash weg. Shawn tritt dazu, hält mich an den Schultern fest.
„Reiß dich zusammen!" sagt Shawn leise, aber bestimmt. „Wir müssen jetzt handeln, nicht uns gegenseitig umbringen."
Ich atme schwer und reiße mich schließlich los. Er hat recht. Leyla ist da draußen. Und ich muss sie finden.
Shawns Handy klingelt. Eine unbekannte Nummer. Mein Herz setzt einen Moment aus, und ich fixiere ihn. „Geh ran," sage ich, meine Stimme dunkel.
Er zögert kurz, dann drückt er auf „Annehmen" und stellt auf Lautsprecher.
„Wer ist da?" fragt Shawn kühl.
Eine tiefe, kalte Stimme ertönt. „Ich denke, du erinnerst dich an uns, Shawn."
Seine Augen verengen sich. „Ihr Dreckskerle. Wo ist sie?"
Ein kehliges Lachen ertönt. „Oh, sie ist hier, bei uns. Mach dir keine Sorgen, sie ist unser... Gast."
„HOR ZU, DU SCHWEIN!" schreie ich und trete vor. „WENN DU IHR WAS ANTUST, BRINGE ICH DICH UM! VERSTANDEN? ICH SCHWÖRE, ICH MACH DICH KALT!"
Das Lachen wird lauter, beinahe höhnisch.
„So viel Temperament, Grayson. Genau das liebe ich an dir. Aber keine Sorge, du wirst deine kleine Prinzessin bald wiedersehen. Vielleicht.
Die Leitung wird unterbrochen.
Ich starre auf das Handy, meine Hände zittern vor Wut. Shawn legt mir eine Hand auf die Schulter, doch ich reiße mich los.
„Wir finden sie," sagt er leise.
„Das schwöre ich dir." murmle ich, meine Stimme mit voller kalter Entschlossenheit.
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