F i v e

Kapitel: Schulden, Geheimnisse und Angst

Die Haustür fällt hinter mir ins Schloss, und für einen Moment lehne ich mich an die kühle Wand. Es ist still, nur das leise Ticken der Uhr im Flur ist zu hören. Meine Eltern sind noch arbeiten, und das Haus fühlt sich leer und unwirklich an.

Ich atme tief ein und steige langsam die Treppe hinauf. Mein Körper fühlt sich schwer an, als würde die Last des Tages mich nach unten drücken. Mein Kopf ist voller Gedanken.

In meinem Zimmer angekommen, lasse ich meine Tasche in die Ecke fallen. Ohne lange nachzudenken, ziehe ich meine Kleidung aus und gehe ins Badezimmer. Das warme Wasser prasselt auf meine Haut, und für einen kurzen Moment schließe ich die Augen.

Doch der Frieden hält nicht lange.

Wie konnte Grayson sich in so etwas hineinziehen? Warum hat er mir nichts gesagt?

Ich denke zurück an unsere gemeinsamen Tage – wie wir uns immer wieder gegenseitig aufgezogen haben, wie Grayson immer einen dummen Spruch auf den Lippen hatte. Er war immer so stark, zumindest nach außen hin. Aber ich kenne ihn besser.

Er war schon immer jemand, der alles alleine regeln wollte. Doch was, wenn er diesmal zu weit gegangen ist?

Nachdem ich mich abgetrocknet habe, ziehe ich mir ein bequemes Shirt und eine Jogginghose an und lasse mich aufs Bett fallen. Die Müdigkeit übermannt mich, und ich schließe die Augen.

Graysons POV

Ich sitze auf der Kante meines Bettes und starre auf den Boden. Meine Hände umschließen mein Gesicht, und ich spüre, wie mein Atem unregelmäßig wird.

Was habe ich getan?

Die Worte der Männer hallen immer noch in meinem Kopf wider:

„Wenn du das Geld nicht bald hast, wirst du es bereuen."

Ich schließe die Augen und lasse meinen Kopf hängen. Die Angst, die mich quält, ist nicht wegen mir. Es geht um Ethan. Es geht um Leyla. Was, wenn diese Leute anfangen, sie zu bedrohen?

Ein Klopfen an der Tür reißt mich aus meinen Gedanken.

„Ja?" Meine Stimme ist rau.

Die Tür öffnet sich, und zu meiner Erleichterung ist es Ethan.

„Bruh?" sagt er und sieht mich skeptisch an.

„Ethan, ich brauche deine Hilfe", sage ich schnell, ohne um den heißen Brei zu reden.

Er setzt sich auf einen Stuhl neben mir und verschränkt die Arme. „Was ist los?"

„Ich brauche Geld."

Ethan runzelt die Stirn. „Wie viel?"

„5000 Dollar."

Er sieht mich entgeistert an. „Grayson... du hast mir versprochen, keine Scheiße mehr zu bauen."

„Ich weiß." Meine Stimme bricht. „Aber ich habe keine Wahl. Diese Leute... wenn ich ihnen das Geld nicht gebe..." Ich breche ab, unfähig, die Worte auszusprechen.

Ethan schüttelt den Kopf. „Ich hätte dir geholfen, wenn ich könnte, aber ich habe das Geld nicht."

Ich nicke langsam, obwohl mir der Kloß in meinem Hals fast die Luft abschnürt. Ich weiß, dass Ethan mich nicht anlügt. Doch was jetzt?

„Ist okay", sage ich schließlich. „Ich werde das Geld schon irgendwie zusammenbekommen."

„Grayson", beginnt Ethan, doch ich hebe eine Hand, um ihn zu stoppen.

„Ich werde mich nicht in noch mehr Schwierigkeiten bringen. Vertrau mir."

Ethan sieht mich skeptisch an, doch schließlich nickt er.

Leylas POV

Ich öffne langsam die Augen und werfe einen Blick auf die Uhr. Es ist 17:00 Uhr.

Shit.

Ich habe viel zu lange geschlafen. Schnell stehe ich auf und ziehe mich an. Meine Gedanken kreisen um Grayson. Ich muss zu ihm. Ich muss wissen, wie es ihm geht.

Im Flur höre ich meine Eltern, und als ich die Schuhe anziehe, ruft meine Mutter:

„Wohin gehst du?"

„Zu Grayson", sage ich knapp.

Meine Eltern tauschen einen Blick aus und lächeln.

„Okay", sagt mein Vater. „Aber du kannst nicht wieder die Nacht dort bleiben. Du musst morgen in die Schule."

Ich nicke und schnappe mir meine Jacke, bevor ich aus der Tür eile.

Im Krankenhaus

Als ich das Krankenhaus erreiche, eile ich den Flur entlang zu Graysons Zimmer. Doch bevor ich die Tür erreiche, halte ich inne.

Durch den Türspalt sehe ich zwei Männer in schwarzen Mänteln. Ihre Gesichter sind ernst, und ihre Körperhaltung strahlt Gefahr aus. Grayson sitzt aufrecht in seinem Bett, seine Arme verschränkt. Doch obwohl er versucht, Stärke zu zeigen, erkenne ich die Anspannung in seinen Augen.

„Chillt, ihr bekommt euer Geld noch", höre ich ihn sagen, seine Stimme fest, aber ich kenne ihn gut genug, um die Unsicherheit dahinter zu hören.

„Wann?" fragt einer der Männer mit bedrohlicher Ruhe.

„Sobald ich es habe."

„Das hast du letztes Mal auch gesagt."

Der andere Mann tritt näher, packt Grayson am Kragen. Mein Atem stockt, und ich presse mich gegen die Wand.

„Wenn du das Geld nicht bald hast, wirst du es bereuen", sagt der Mann, seine Stimme eisig.

Mein Herz rast. Ich will eingreifen, etwas tun, doch ich weiß, dass ich gegen diese Männer keine Chance habe.

Die Männer drehen sich um und verlassen das Zimmer. Schnell ducke ich mich hinter eine Pflanze und halte den Atem an, bis ihre Schritte verklungen sind.

Nachdem sie endlich aus der Reichweite sind, laufe ich schnell in die Richtung von Graysons Zimmer.

Als ich die Tür öffne, sehe ich ihn auf seinem Bett sitzen und auf sein Handy starren.

„Hey, Sweety," sagt er mit einem Grinsen.

Ich lächle zurück, immer noch erleichtert, dass ich sicher angekommen bin. „Hey, Gray. Wie fühlst du dich?"

„Wie neu," antwortet er, doch ich weiß, dass er lügt.

Ich setze mich auf den Stuhl neben sein Bett und betrachte ihn eine Weile. „Grayson... was ist los?"

Er versucht, das Thema zu wechseln, aber ich lasse nicht locker. „Ich habe gesehen, dass du Besuch hattest. Zwei Männer in schwarzen Mänteln. Wer waren sie?"

Sein Grinsen verschwindet, und er sieht mich ernst an. „Niemand, um den du dir Sorgen machen musst."

„Grayson, ich mache mir Sorgen um dich. Sag mir, was los ist," fordere ich.

Er schüttelt den Kopf. „Leyla, bitte. Ich regle das. Mach dir keine Sorgen."

Ich seufze, schnappe mir ein Kissen und schlage ihn damit auf den Arm. „Du wirst mir alles erzählen, Dolan. Alles!"

Er lacht, obwohl ich es ernst meine. „Sweety, du bist süß, wenn du sauer bist."

„Grayson!" rufe ich. Aber ich weiß, dass er nichts sagen wird. Noch nicht. Doch eines ist klar: Ich werde nicht aufgeben, bis ich die Wahrheit herausfinde.

Rückfahrt

Ich eile zur Bushaltestelle, und nach zehn Minuten kommt der Bus endlich. Als ich einsteige, merke ich sofort, dass es eine schlechte Entscheidung war. Hinten im Bus sitzt eine Gruppe von vier oder fünf Männern in schwarzen Jacken. Ihre lauten Gespräche und ihr dreckiges Lachen lassen mir einen Schauer über den Rücken laufen.

Ich setze mich nach vorne, so weit weg wie möglich, aber ich spüre ihre Blicke auf mir. Mein Herz schlägt schneller. Bitte lass mich sicher ankommen, denke ich, während ich nervös an den Riemen meiner Tasche ziehe.

Das Lachen wird lauter, und plötzlich höre ich ein Pfeifen. Oh Gott. Ich sitze starr auf meinem Platz, unfähig, mich zu bewegen. Der Bus fährt durch eine abgelegene Gegend. Wenn sie etwas vorhaben, wäre das der perfekte Moment. Mein Atem geht schneller, und ich zucke bei jedem Geräusch zusammen.

„Hey, Süße", ruft einer von ihnen, und die anderen lachen.

Ich drücke mich in meinen Sitz, meine Hände zittern leicht. Der Bus fährt weiter, vorbei an verlassenen Straßen, und die Angst schnürt mir die Kehle zu.

Der Bus hält an einer Station. Schritte nähern sich, und plötzlich spüre ich eine Hand auf meiner Schulter.

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