F i f t y - o n e

Kapitel: Das Schweigen der Rettung

Leylas POV

Ich weiß nicht, wie lange ich schon hier bin. Zwei Tage? Drei? Vielleicht länger. Die Dunkelheit in diesem Raum hat jedes Zeitgefühl aus mir herausgerissen, jede Verbindung zur Realität. Alles, was bleibt, ist die Angst, die mich unaufhörlich begleitet - und der Schmerz. Überall Schmerzen.

Mein Kopf pocht, meine Handgelenke brennen, und mein Körper fühlt sich an, als wäre er in tausend Stücke gebrochen. Aber nichts davon ist vergleichbar mit der Angst, die tief in meiner Brust sitzt.

Die Männer, die mich hier festhalten, sind Monster. Besonders Stefan. Seine Anwesenheit allein genugt, um meinen Körper in Schockstarre zu versetzen. Dieser Mann... ich traue ihm alles zu. Alles. Bevor er mir das antut, was in seinen widerlichen Augen liegt, sterbe ich lieber. Der Gedanke daran reicht aus, um mich zu lähmen.

„LASST MICH RAUS!", schreie ich, so laut ich kann. Meine Stimme ist rau und bricht fast unter den Tränen, die meine Wangen herunterlaufen. Doch es bleibt still. Niemand antwortet. Niemand kommt.

Ich sacke zurück auf den kalten Boden.
„Bitte", flüstere ich heiser. „Bitte..."

Was wollen sie von mir? Warum passiert das alles mir? Warum? Mein Korper zittert, und ich spüre, wie die Tränen wieder aufsteigen. Es ist unmöglich, sie zurückzuhalten.

Plötzlich fallt mein Blick auf den zerknitterten Zettel auf dem Boden. Der Brief. Sein Brief. Grayson... Er sagt, dass er mich liebt.
Dass er immer da war, dass er immer nur mich geliebt hat. Wie konnte ich das nicht sehen? Wie konnte ich so blind sein?

Die Erkenntnis trifft mich wie ein Schlag.
All die Jahre, all die Momente, die wir geteilt haben es war so offensichtlich. Jeder wusste es. Alle. Nur ich nicht. Ich habe nur Augen für Nash gehabt... für diesen verdammten, verlogenen Bastard.
Und Grayson... er war die ganze Zeit da.
Immer.

Doch dann kommt die Bitterkeit. Gray-son, der mich liebt, Grayson, der mich gleichzeitig in Gefahr gebracht hat.
Sein Geheimnis, seine Geschäfte, seine Verbindung zu Shawn - sie haben mich hierher gebracht. Wegen ihm bin ich hier.

Meine Wut überschattet alles. Ich greife nach dem Brief, halte ihn in meinen zitternden Händen, bevor ich ihn zerreiße.
Schnipsel von Papier fallen zu Boden. „Ich hasse dich", flüstere ich, obwohl ein Teil von mir weiß, dass das eine Lüge ist.

„LASST MICH RAUS!" Mein Schrei hallt durch den Raum, als plötzlich die Tür aufspringt. Das grelle Licht lässt mich die Augen zusammenkneifen, und dann sehe ich ihn - Stefan.

Er taumelt leicht, der Alkoholgeruch schlägt mir entgegen, noch bevor er näher kommt. „Hey, Süße", sagt er mit einem schmierigen Lächeln, während er eine Rolle Klebeband in der Hand hält. ,Wir bekommen Besuch."

Ich friere ein, unfähig, zu antworten.
Er beugt sich zu mir herunter, und sein Gesicht ist nur Zentimeter von meinem entfernt. „Steh auf", sagt er, wahrend er das Klebeband von der Rolle reißt und meinen Mund zuklebt. „Oder willst du unseren Gast nicht begrüßen?"

Ich will schreien, doch der Klebestreifen schneidet meine Worte ab. Meine Augen brennen vor Tränen, während er die Handschellen von meinen Handgelenken löst, nur um sie sofort wieder an meinen Fußgelenken zu befestigen. Seine Berührung ist kalt, rau, und jedes Mal, wenn seine Hände mich berühren, kämpfe ich gegen die Panik, die mich zu überwältigen droht.

„Braves Mädchen", murmelt er, während er mit seinen Handen meine Huften umfasst. Ich will mich übergeben, als er seinen Mund an meinen Hals presst, doch ich bleibe still. Jede Bewegung, jeder Laut könnte ihn provozieren.

„So schwer es mir auch fällt", flüstert er, „aber ich muss aufhören. Für das hier haben wir später noch Zeit."

Mit einem Ruck zieht er mich hoch und zerrt mich aus dem Raum. Der Flur, durch den er mich führt, ist dunkel und kalt. Ich höre meine eigenen Schritte auf dem harten Boden widerhallen, während mein Herz unkontrolliert gegen meine Brust hämmert.

Wir treten in einen großen Raum, in dem überall Manner stehen - Bodyguards, bewaffnet, schweigend. Stefan drückt mich auf einen Stuhl und bindet meine Füße zusammen. Dann tritt er einen Schritt zurück, sein widerliches Grinsen nie verschwindend.

„Willkommen in der Show", sagt er mit gespieltem Enthusiasmus.

Ich sehe mich um und dann - mein Herz bleibt stehen.

Grayson.

Er sitzt vor mir, seine Hände hinter dem Stuhl gefesselt, sein Gesicht blutig und zerschlagen. Seine Augen sind geschlossen, sein Kopf hängt schlaff nach vorne.

„Da ist ja jemand aufgeregt, unseren Gast zu sehen", höhnt Stefan und nickt einem der Manner zu. Der Mann - Paul - schuttet eiskaltes Wasser uber Graysons Kopf.

Grayson zuckt, hebt langsam den Kopf und blinzelt. „Fick dich", murmelt er und spuckt Blut auf den Boden. Paul lacht und schlägt ihm mit der Faust ins Gesicht. Grayson sackt zur Seite, bevor er sich mühsam wieder aufrichtet.

Ich will schreien, aber das Klebeband hält mich stumm. Meine Tranen fallen unaufhörlich, als ich mich verzweifelt gegen meine Fesseln wehre.

Grayson öffnet sei Augen und sieht mich. Seine Pupillen weiten sich vor Schock und Wut. „LASST SIE LOS!" Seine Stimme donnert durch den Raum, seine Wut ist fast greifbar.

Paul grinst nur und tritt naher an ihn heran.
„Dann sag uns, wo Shawn ist."

Grayson spuckt ihm vor die Füße. „Ich weiß es nicht."

Paul nickt langsam und geht zu mir. Sein Blick ist kalt, grausam. „Dann bekommt sie die nächste."

Ich schüttle meinen Kopf, versuche, mich zurückzulehnen, während Grayson anfängt zu schreien. „FASS SIE NICHT AN!"

Doch Paul schlagt zu. Die Wucht trifft mich ins Gesicht, und der Schmerz explodiert in meinem Schädel. Blut tropft aus meiner Nase, und ich höre Graysons Schreie wie durch einen Nebel.

„Sag uns, wo Shawn ist, oder sie stirbt", sagt Paul kalt, wahrend er eine Waffe auf meinen Kopf richtet.

Grayson bebt vor Wut. „Du wirst hier nicht lebend rauskommen, das verspreche ich dir."

Paul hebt die Waffe höher, doch dann - ein Schuss. Blut spritzt, und Pauls Hand zuckt zur Stirn, bevor er zu Boden fallt. Chaos bricht aus. Grayson schreit. Bodyguards greifen nach ihren Waffen.

Die Tür wird aufgestoßen. Ein Mann tritt ein, und in seinen Augen liegt etwas, das alle im Raum verstummen lässt.

Es ist Shawn.

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