F i f t e e n

Kapitel: Verrat und Verwirrung

Das kann doch nicht sein Ernst sein. Wir sind verlobt! Weiß Grayson eigentlich, was das bedeutet? Anscheinend nicht, denn sonst würde er nicht hier mit Suzy herumknutschen, als wäre es das Natürlichste der Welt. Mein Magen dreht sich bei dem Anblick um. Die beiden kleben förmlich aneinander, als hätten sie den Rest der Welt vergessen. Es ist widerlich.

Wie kann er so rücksichtslos sein? Ich meine, was ist, wenn uns jemand sieht? Wenn das die Runde macht? Wir sollten wenigstens so tun, als würden wir unsere Verlobung ernst nehmen – allein schon, um die Erwartungen unserer Familien zu erfüllen. Aber Grayson? Er scheint das alles völlig egal zu sein.

Und Suzy? Diese Hoe hat wohl auch jegliche Hemmungen verloren. Sie hat keine Skrupel, sich an meinen besten Freund und „Verlobten" ranzumachen. Mein Kopf dröhnt vor Wut, und ich spüre, wie meine Hände zu Fäusten ballen. Es reicht.

„Grayson Bailey Dolan!" Meine Stimme schneidet durch die Luft.

Beide drehen sich zu mir um, doch statt eines schuldbewussten Blicks sehe ich nur genervte Mienen. Grayson reibt sich den Nacken und seufzt, während Suzy ihre Hand provokant auf die Hüfte legt.

„Du störst, merkst du das nicht?" zischt sie.

Du kleine Hoe.

„Halt die Klappe, bevor ich komme und dir das Maul stopfe!" antworte ich kalt. Meine Stimme zittert leicht vor Zorn.

Suzy hebt eine Augenbraue und mustert mich herablassend. „Was glaubst du eigentlich, mit wem du hier redest?"

„Hmm, lass mich überlegen... mit einer Hoe?" gebe ich zurück.

„Das reicht jetzt," faucht sie und macht einen Schritt auf mich zu. Doch bevor sie mich erreicht, legt Grayson eine Hand auf ihre Schulter und hält sie zurück.

„Was willst du, Leyla?" Seine Stimme ist genervt, fast gleichgültig.

Ich starre ihn ungläubig an. „Reden."

„Worüber?"

„Das sage ich dir, wenn die Hoe hier weg ist. Sollte sie nicht eigentlich im Unterricht sein?"

Suzy funkelt mich an. „Nein, muss ich nicht!"

„Ja, so siehst du auch aus," sage ich trocken und verschränke die Arme.

Grayson runzelt die Stirn. „Es reicht jetzt. Suzy, kannst du uns bitte kurz alleine lassen?"

Das hat sie wohl nicht erwartet. Sie starrt ihn an, als hätte er gerade eine Beleidigung ausgesprochen, doch dann lächelt sie plötzlich. Grayson beugt sich zu ihr und flüstert ihr etwas ins Ohr, woraufhin ihr Gesichtsausdruck einen schmierigen Triumph annimmt. Sie hebt eine Augenbraue, wirft mir einen abfälligen Blick zu und marschiert davon – nicht ohne mich absichtlich an der Schulter zu rempeln, sodass ich einen Schritt zurücktaumle.

Als sie weg ist, wende ich mich wieder Grayson zu. Er steht jetzt direkt vor mir, die Hände lässig in den Hosentaschen.

„Also, was willst du?" fragt er erneut, diesmal ohne jeden Anflug von Interesse.

Ich atme tief durch, versuche, meine Wut unter Kontrolle zu bringen. „Wieso bist du so zu mir?"

„Wie bin ich denn?"

„Du behandelst mich, als wäre ich ein Stück Dreck! Seit gestern Abend verhältst du dich so. Was habe ich getan?"

Grayson schnaubt. „Nichts. Vielleicht verstehst du etwas falsch."

„Falsch?" Ich spüre, wie mein Puls schneller wird. „Du bist heute Morgen einfach weggefahren und hast mich stehen lassen! Wie erklärst du das?"

Er zuckt mit den Schultern, als wäre es die belangloseste Sache der Welt. „Das war ein Notfall."

„Ein Notfall? Meinst du Suzy?"

Grayson lacht laut auf, ein schmerzhafter, kalter Klang. „Joa, irgendwie schon. Ich wollte halt ein bisschen Spaß haben."

Mein Mund klappt auf, aber keine Worte kommen heraus. Ist das sein Ernst? „Wir sind verlobt, Grayson! Verlobt! Weißt du, was das bedeutet? Du kannst nicht einfach hier mit ihr rummachen!"

Doch anstatt sich zu entschuldigen oder wenigstens schuldig zu wirken, fixiert er mich mit einem eiskalten Blick. „Ach, aber du darfst, und ich nicht?"

Ich runzle die Stirn. „Was soll das heißen?"

„Du weißt ganz genau, was ich meine," zischt er. „Ich habe euch gestern gesehen, Leyla. Du und Nash. Da hat es dich auch nicht interessiert, ob wir verlobt sind oder nicht. Also erzähl mir nicht, wie ich mich zu verhalten habe. Es sollte dir eigentlich scheißegal sein!"

Seine Worte treffen mich wie ein Schlag ins Gesicht. Mein Kopf dreht sich, und für einen Moment weiß ich nicht, was ich sagen soll. Doch bevor ich reagieren kann, dreht er sich um und geht. Seine Schritte hallen auf dem Asphalt des Parkplatzes, während ich regungslos stehen bleibe.

Ich fühle mich wie versteinert. Sein Vorwurf hängt schwer in der Luft, und obwohl ich weiß, dass er nicht ganz unrecht hat, tut es weh. Sehr weh.

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