4th Letter

D- Drachen steigen lassen

Fröstelnd lief Julian neben Kai her und zog sich den Stoff seiner dünnen Jacke noch enger um den Körper.
"Ich habs dir ja gesagt", hatte Kai vorhin mit wissendem Grinsen kommentiert und Julians Hand genommen, um dessen Finger mit seinen zu verschränken und dann in Kais Jackentasche verschwinden zu lassen,"Aber du wolltest es mir ja nicht glauben."
Genervt verdrehte Julian die Augen. Innerlich gab er Kai recht; er hätte definitiv auf ihn hören sollen und noch eine dickere Jacke anziehen sollen. Kai lebte schließlich schon länger in London und konnte das dort herrschende Wetter besser einschätzen. Wobei auch Julian bei dem Wind hätte klar sein müssen, dass seine dünne Jacke nicht ausreichen würde. Zugeben würde er das vor Kai aber niemals, denn der würde seinem Freund dann die nächsten drei Wochen vorhalten.
Also Augen zu und durch.
Kai führte seinen Freund durch das verregnete London in einen kleinen Park. Kaum niemand kannte seine Schönheit, weshalb es hier immer sehr menschenleer war. Ein Grund mehr, warum Kai diesen Ort mochte. Hier war er ungestört. Er kam gerne mit Balou, Summer und Pooch hierher. 
"Es ist schön hier", murmelte Julian leise, als sie an ihrem Ziel angekommen waren. Es war eine kleine Lichtung, welche von Bäumen umringt war, aber dennoch war genug Platz, um ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen. Eine leise Brise wehte. Perfekt, dachte Julian sich mit einem leichten Grinsen auf den Lippen, während er sich seine dünne Jacke um seinen fröstelnden Körper zog. Kai atmete tief durch, ließ seine Augen einmal kurz nach hinten rollen und öffnete dann den Reißverschluss seiner eigenen, dickeren Jacke, welche er dem Blondem anschließend wortlos reichte. Kurz sah Julian überrascht auf, als Kai ihm seine braune Jacke in die Hände drückte, konnte sich dann aber ein Schmunzeln nicht verkneifen. Kai gab es nicht gerne zu, aber insgeheim war er doch ein kleiner Charmeur, der Romantik liebte. Und er liebte Julian. Die perfekte Kombination also. "Wie kommst du eigentlich an einen Drachen?"; hatte Julian interessiert gefragt, während Kai den Flugdrachen entfaltete. Dieser antworte mit einem kurzen Schulterzucken. "Hab ich von nem Kumpel aus der Mannschaft", erklärte er leise; so ganz nebenbei," Der hat Kinder und hat sie mir ausgeliehen."
Grinsend schüttelte Jule den Kopf. "Weißt du eigentlich, wie kreativ dich diese ganzen Dates gemacht haben?"
"Ist das jetzt was Gutes oder lachst du mich aus?" Kai sah seinen Freund unsicher an. Manchmal konnte er seinen Freund noch immer nicht ganz deuten, obwohl er ihn wahrscheinlich besser kannte, als alle anderen Menschen auf diesem Planeten. "Beides?", grinste Julian, drückte seinem Freund einen kurzen Kuss auf die Wange und nutzte dessen kurze Unachtsamkeit, um ihm die Leine, an der der Drachen befestigt war, aus der Hand zu nehmen und selbst begann, den Drachen in die Luft zu jagen. Der kühle Wind, der genauso typisch für London war wie der permanente Regen, sorgte dafür, dass er Drachen in der Luft blieb und im Himmel wilde Figuren schlug. 
Kaum trug der Wind den bunten Drachen fühlte der Blonde sich zurückversetzt in seine eigenen Kindheit. Plötzlich schien es, als wäre es erst gestern gewesen, dass er mit seinen Brüdern Jascha und Jannis auf der Wiese, auf der sie fast jeden Nachmittag herumgetobt waren und Fußball gespielt hatten, ihren eigenen Drachen steigen ließ. Immer, wenn das Wetter es zugelassen hatte, waren sie nach der Schule auf besagte Wiese gelaufen und dort ihren Drachen, der wie der Zufall es nun mal so wollte, diesem Drachen sehr geähnelt hatte, steigen lassen. 
Bis es dunkel geworden war und sie zum Abendessen nach Hause mussten. Ein glückliches Grinsen breitete sich auf Julians Gesicht aus, während er den bunt gestreiften Drachen dabei beobachtete, wie er seine Runden durch die Luft machte. Er schwelgte gerne in Erinnerungen, vor allem wenn es seine Kindheit betraf. Manchmal fühlte er sich alt, wenn er so daran dachte, wie lange das alles eigentlich schon her war. Und dann dachte er auch daran, dass er eigentlich viel zu wenig mit seinen Brüdern und seinen Eltern machte. Er nahm sich vor, in Zukunft mehr Zeit für seine Familie zu finden; schließlich war diese, neben Kai natürlich, das Wichtigste in seinem Leben. Einen kurzen Moment zuckte Julian zusammen, als sein Freund einen Arm um seine Schulter legte und sich liebevoll an ihn lehnte, während er seinen Blick ebenfalls nach oben in den Himmel richtete, um den Drachen bei seinem Tanz mit dem Wind zu beobachten. 
Seinen Kopf legte Kai in die weiche Halsbeuge seines Freundes, sodass dieser von Kais Haaren gekitzelt wurde. Aber es störte ihn nicht. Viel mehr war er froh, dass er hier war; mit Kai. Dass sie Zeit miteinander verbringen konnten, ohne dass jemand ihnen zusah oder sie sich vor jemandem verstecken mussten. Sie konnten einfach sie sein und das konnten sie viel zu selten. 
Und wieder wurde Julian bewusst, wie viel Glück er mit Kai hatte und dass er ihn nie wieder gehen lassen würde; das schwor er sich in diesem Moment. Und was für ein tolles Geschenk diese Dates gewesen waren; das merkte Jule auch wieder einmal. Er konnte sich so glücklich schätzen. "Worüber denkst du nach?", nuschelte Kai direkt in Julians Ohr, doch der zuckte nur mit den Schultern. So genau wusste er das nicht mal selbst. "Keine Ahnung", seufzte er, bevor er sich mit der Bewegung des Drachen mitdrehte," Über alles Mögliche."
Eine Weile noch standen sie so da, sahen in den Himmel und verfolgten die Bewegungen des Drachen. Irgendwann drehte Julian sich zu seinem Freund um und merkte, dass dieser fror; auf seinem Körper hatte sich eine Gänsehaut gebildet und er zitterte leicht. Kein Wunder, hatte er doch Julian seine Jacke gegeben. Ganz der Gentleman.
"Du frierst", stellte der Dortmunder leise fest," Komm, wir gehen nach Hause."
Nickend half Kai dem Stürmer, den Drachen wieder zurück auf den Boden zu holen und ihn anschließend wieder zusmamenzufalten. 

In Kais warmer Wohnung angekommen, ging Kai schnurstracks ins Schlafzimmer und stibitze sich einen von Jules Pullovern, während Julian in der Küche nach etwas Essbarem suchte. Aber wie sollte es bei Kai zu Hause anders sein? Er hatte natürlich nichts Vernünftiges im Haus. Warum hatte Julian überhaupt was Anderes in Erwägung gezogen? Kai bestellte sich so gut wie jeden was zu Essen. Warum sollte man auch selbst kochen?
Dann blieb ihm  jetzt nichts anderes übrig und er müsste jetzt  auch was bestellen.
Gerade als Kai, dick in den warmen Pulli eingekuschelt, aus dem Schlafzimmer kam, legte Jule sein Handy weg und widmete sich wieder seinem Lebensgefährten.
"Hab was zu essen bestellt", verkündete der gebürtige Bremer grinsend, bevor er zärtlich seine Arme um Kais Torso legte und seinen Kopf an seine Brust legte.
"Du bist der Beste", murmelte der Lockenkopf, ehe er seine große Hand durch Jules blonde  Haare wandern ließ," Auch wenn ich mich wegen dir erkälte."
Ein leises Lachen verließ Julians Kehle.
"Dann kannst du wenigstens nach Dortmund kommen und dich von mir gesund pflegen lassen."
"Auch wieder wahr," stimmte Kai Julian mit brummender Stimme zu.
Denn auch wenn er natürlich nicht gerne krank war, fand er den Fakt, dass er dann nach Dortmund zu seinem Freund könnte, schon ziemlich verlockend.
Aber drauf ankommen lassen, wollte er es natürlich auch nicht.
Stattdessen nahm Kai sich vor, die Zeit jetzt mit seinem Freund zu genießen und das nächste Date noch schöner zu machen.

Wer hat das als Kind auch geliebt?^^
And noooow: Vorschläge für E?
Wollt ihr nen Tipp? :)))

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