23th Letter

W- Wasserski


Es war ein herber Spätsommertag, als Kai und Jule das Gelände des Wasserskibetriebes betraten. 
Gemeinsam mit Jules Eltern und Brüdern machten sie hier an der Nordsee momentan ein paar Tage Urlaub in einem großen Ferienhaus und heute hatten die beiden sich mal mehr oder weniger heimlich aus der Atmosphäre gezogen, um ihr W-Date zu erleben. Und dieses Mal wurde es tatsächlich mal wieder etwas spektakulärer, denn sie hatten sich, nach ein paar Minuten Internetrecherche, für Wasserski entschieden. Keiner der zwei hatte das bis jetzt gemacht; die perfekte Gelegenheit also. 
Der Betrieb war direkt am Meer und hatte einen eigenen kleinen Hafen; wenn man das überhaupt so nennen konnte. 
Dort angekommen mussten sie erstmal was bezahlen, ehe ihnen ein netter, schon etwas älterer Mann erklärte, was man beachten musste und wie alles ablaufen würde. 
Dann gab er dem jungen Paar unsere Ausrüstung, in welche sie sich wohl oder übel hinein quetschen musste. 
"Sexy", raunte Kai Jule zu, während sie hinter, Gabriel, wie der Mann sic freundlich vorgestellt hatte, her zum Boot gingen. 
"Kann ich nur zurückgeben"; lachte dieser leise. 
"Glaubst du, wir kriegen das hin?", fragte Kai skeptisch, während sie in schnellem Tempo auf die Nordsee herausfuhren. Der Wind peitschte ihnen um die Ohren, aber es machte weder Kai noch Julian was aus. 
Sie waren viel mehr von der Abenteuerlust gepackt. Schon bei dem Gedanken an Wasserski schoss Adrenalin durch Jules Körper. Nie hätte er gedacht, dass sowas ihm so viel Spaß machen kann. 

"So, wer von euch will anfangen?", richtete der grauhaarige Mann die Frage an die Beiden, welche sich kurz fragend ansahen. 
"Mach du Kai, ich kann noch kurz warten."
Nickend bereitete der Leiter den Lockenkopf vor, bis dieser wenige Minuten später auf den Skiern stand. 
"Bereit?", rief Gabriel laut über die Entfernung zwischen dem Boot und Kai, auf denen Kai überraschend sicher stand. Kurz ließ er die Leine, an der er sich festhalten sollte, los, um einen bestätigenden Daumen nach oben zu zeigen. 
"Gut, dann fahren wir jetzt los."

Gespannt beobachtete Jule seinen Freund, während Gabriel die Geschwindigkeit des Bootes immer mehr erhöhte. Eine Hand auf dem Rand des Bootes abgestützt und den anderen locker in die rechte Hüfte gestemmt, blickte er zu seinem Freund, welcher nun beide Hände fest am Haltegriff fixiert hatte.  Eigentlich hatte er damit gerechnet, dass Kai jeden Moment die Balance verlieren und ins Wasser stürzen würde, doch er hielt sich erstaunlich gut auf seinen Skiern. Wenn er es nicht besser wissen würde, würde der Blonde denken, dass Kai nie was anderes gemacht hatte. Er sah aus wie ein Profi und hatte dabei, soweit Jule es erkennen konnte, ein Grinsen auf dem Gesicht. 
Langsam wurde es dem gebürtigem Bremer ungeheuer. Warum zur Hölle war Kai in allem, was sie zum ersten Mal machten, so gut? War das normal?
Trotz der Entfernung und dem eng anliegenden Neoprenanzug konnte der Ältere die muskulösen Oberarme seines Freundes ganz genau erkennen und mit den nassen Locken und dem durchtrainierten Körper sah er einfach nur sexy aus. 
Unbewusst biss Jule sich auf die Unterlippe. Doch bevor das ganze noch ausarten konnte, schüttelte er seinen Kopf und wandte seinen Blick von Kai ab. Sonst würde er gleich ein ganz anderes Problem haben. 

"Du musst das unbedingt auch machen", erzählte Kai begeistert, nachdem er, wenn auch etwas widerwillig, von den Skiern aufs Boot umgestiegen war. Seine grünen Augen strahlten nur so vor Begeisterung und Faszination," Das ist so geil, wirklich."
Amüsiert schmunzelte der Blonde. "Ich kann es dir gar nicht ansehen."
Kai gab ein empörtes Schnalzen von sich, bevor er seinem Freund den Haltegriff in die Hand drückte. Ehe Gabriel, der das kleine Boot noch zum Stehen gebracht hatte, zu ihnen kam, beugte Jule sich noch einmal schnell zu dem Größeren hervor. 
"Weißt du eigentlich, wie heiß du aussiehst?", säuselte er leise in Kais Ohr," Warte ab, bis wir wieder zu Hause sind."
Jule war sich nicht sicher, ob Kais Gänsehaut von seinen Worten war oder davon, dass er vollkommen nass war, aber es war ihm auch egal. Er freute sich schon jetzt darauf, mit Kai allein zu sein; im Bett am besten. 
Doch nun ging es für ihn erstmal auf die Skier. Eine kribbelnde Welle durchzuckte seinen Körper, als das Boot an Geschwindigkeit aufnahm. 
Der aufkommende Wind wirbelte Jules Haare völlig durcheinander; er konnte fast gar nicht mehr sehen und trotzdem schaffte er es, genau wie Kai, sich gut zu halten. So schwer, wie er gedacht hatte, war es tatsächlich gar nicht. 
Und Kai hatte in der Tat recht gehabt; mehr als das. 
Jule wollte gar nicht mehr runter von den Skiern. Die Geschwindigkeit und der Fakt, dass er hier mehr oder weniger frei auf dem weiten Meer war, sorgten dafür, dass seinen Körper ein unglaubliches Gefühl von unbändiger Freiheit durchflutete. 
Am liebsten würde er einfach ganz laut schreien, ihn würde hier eh keine hören; bis auf Kai halt und auf die Neckereien von ihm konnte Jule nun wirklich verzichten. 
In den Augen des Dortmunders ging die Zeit auf den Skiern viel zu schnell herum. Er hatte das Gefühl, dass er nur ein paar Minuten auf ihnen verbracht hatte, als er viel zu schnell wieder auf dem Boot stand. Im ersten Moment war es komisch, wieder feste , oder zumindest festeren, Boden unter den Füßen zu haben, doch der Blonde gewöhnte sich schnell daran. 

Beide waren sie traurig, als sie mit dem Boot wieder anlegten und sich bald schon wieder am vollen Strand wieder fanden. 
"Vielen Dank, dass du das mit uns gemacht hast"; bedankte sich der Lockenkopf, nachdem sie wieder halbwegs trocken und umgezogen waren," Das war echt total super."
Auch Julian gab ihm die Hand zur Verabschiedung, ehe die beiden Fußballer wieder den Heimweg antraten.
"Das war so toll", schwärmte der älteste Brandt enthusiastisch. 
"Wir müssen das auf jeden Fall bald wieder machen", stimmte Kai ihm, ebenso begeistert, zu," Ich hätte nie gedacht, dass das so viel Spaß machen kann."
"Ich auch nicht."

"Wo wart ihr denn?"
Interessiert sah Heike ihren Sohn und dessen Freund an, nachdem die zwei das geräumige Ferienhaus wieder betreten hatte.
Jannis, welcher hinter ihr stand, sah genauso interessiert aus. Jule wusste aber, dass er was ganz anderes im Sinn hatte als seine Mutter. 
"Wir hatten noch was Wichtiges zu erledigen", antwortete Kai schnell und Jule nickte zustimmend. 
Was ganz, ganz Wichtiges.
Während Heike nur nickte und die Ausrede anscheinend so akzeptierte, warf Jannis dem Paar einen wissenden Blick zu
Julian wollte gar nicht wissen, was in seinem Kopf gerade vorging. 
"Geht erstmal duschen. Eure Haare sind ganz nass", sagte Jannis trocken," Warum auch immer. So genau will ich das auch gar nicht wissen."
Kai und Jule beließen es dabei und verschwanden zusammen, beide mit breitem Grinsen im Gesicht, ins Bad.



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