1st Letter
A- Art
Freudig folgte Julian Kai ins Innere seiner Wohnung. Seine Wangen waren rot von der Kälte, die momentan im regnerischen London herrschte und obwohl er einen dicken Mantel trug, war er vollkommen durchgefroren. Umso froher war er über die angenehme Wärme, von welcher er in Kais geschmackvoll eingerichteter Wohnung empfangen wurde. Er tat es seinem Freund gleich und striff sich seinen Mantel vom Körper.
"Willst du auch einen Kakao, Babe?", rief Kai, welcher bereits in der Küche verschwunden war.
"Gerne", gab der Ältere zurück, bevor er die Plastiktüte, die sie aus der Stadt mitgebracht hatten, nahm und Kai in die Küche folgte. Dort duftete es bereits wunderbar nach Kakao, Zimt und Keksen. Weihnachten war zwar schon vorbei, aber das war für das junge Paar kein Grund, jetzt schon mit Keksen und Kakao aufzuhören. Immerhin war Weihnachten noch keine Woche her. Julian würde noch bis Silvester bei Kai bleiben und am dritten Januar wieder nach Dortmund reisen. Reisen müssen. Er wusste schon jetzt, dass der Abschied von seiner großen Liebe schwer würde, aber diese Tatsache blendete er gekonnt aus. Stattdessen beschloss er, den heutigen Tag in vollen Zügen zu genießen, denn heute hatte er das erste Zettelchen aus Kais Geschenk gezogen.
Schnell hatten Kai und er sich auf "Art" geeinigt, als sie gesehen hatten, dass er den ersten Buchstaben des Alphabets gezogen hatte. Die zwei waren zwar nicht sonderlich künstlerisch begabt, aber darum ging es ja auch nicht. Rasch hatten die ehemaligen Leverkusener in der Stadt eine große Leinwand und mehrere Farbtuben sowie einige Pinsel besorgt.
Gemeinsam mit ihren dampfenden und gut duftenden Tassen machten sich Kai und Jule auf den Weg ins Wohnzimmer. Dort war schlicht und ergreifend mehr Platz und sie konnten sich auf dem Fußboden breit machen. Bevor sie ihre Einkäufe auspackten, bedeckten sie den Boden mit einem großen Stück Pappe, denn bei ihrer Tollpatschigkeit war es definitiv die bessere Option, als morgen einen neuen Fußboden kaufen zu müssen. Und dann packten sie die weiße Leinwand aus dem dünnen Plastik aus und legten sowohl Pinsel als auch Farben daneben.
"Bist du bereit?", fragte Kai grinsend, während er einen Arm um seinen Freund legte und sachte seine Schläfe küsste. "Ich bin mehr als bereit, mich ab heute den neuen Vincent van Gogh nenen zu dürfen." Lächelnd lehnte Jule sich an Kais starke Schulter und genoss dessen Anwesenheit.
"Julian van Gogh?", lachte der Größere belustigt," Klingt sexy." Leise lachte Jule auf, bevor er sich wieder von seinem Kai löste. Dann griff er nach einem Pinsel und tunkte ihn in das satte rot, das vor ihm stand. In einer fließenden Bewegung setzte er ihn auf dem weißen Untergrund auf und formte ein großes Herz, ehe er inne hielt und blind nach Kais Hand griff. Dieser konnte nur schmunzeln. "Wann gibst du zu, dass du einer von diesen kitschigen Romantikern bist?", raunte der gebürtige Aachener in sein Ohr. Sofort schoss dem Blondschopf die Röte ins Gesicht. Kai zog ihn so gerne damit auf und Jule selbst war es immer unangenehm. Aber eigentlich hatte sein Freund recht. Das musste der allerdings nicht unbedingt wissen. Also schüttelte der Dortmunder lediglich mit dem Kopf und erntete damit ein amüsiertes und dennoch liebevolles Lachen von seinem Freund, welcher ebenfalls seinen Pinsel mit Farbe tränkte und ihn dann auf die Leinwand senkte.
Nach ein paar Minuten war die Leinwand schon gut gefüllt; viel weiß war nicht mehr zu erkennen. Aber auch in der Farbe war nicht wirklich was zu erkennen. Es ähnelte er abstrakter Kunst, aber dennoch sah es gut aus. Es passte irgendwie zu Kai und Julian.
Es war viel rot auf der Leinwand, aber auch gelb und blau. Die Farben harmonierten gut zusammen.
Zufrieden blickte das Paar auf ihr Werk hinunter. "Sieht doch gut aus.", meinte der Ältere leise, hatte seinen Pinsel noch immer in der Hand und spielte etwas mit ihm. Ein kleiner Tick von ihm, doch es störte niemanden.
"Das hänge wir gleich ins Schlafzimmer", schlug Kai euphorisch vor," Über uns Bett."
Mit glänzenden Augen blickte Jule zu seinem Freund auf. "Vielleicht sollten wir umsteigen", grinste er," Von Fußballern zu Künstlern. Das bringt bestimmt auch viel Geld ein."
Belustigt schüttelte Kai den Kopf. Dabei fielen ihm ein paar seiner Locken, die Jule so sehr liebte, in die Stirn. "Du denkst auch immer nur ans Geld", murmelte er leise. Beiden war klar, dass Kai das definitiv nicht ernst gemeint hatte; genauso wie Jule seine vorherige Aussage alles andere als ernst gemeint hatte. Und doch machte sich auf seinem Gesicht Empörung breit. Gespielt sauer baute er sich vor Kai auf, welcher noch immer vor sich hin kicherte. Das machte es für den Kleineren leicht, seinen Freund umzustoßen, sodass dieser nun auf dem Rücken lag und Jule sich über ihn beugen konnte. "Das nimmst du sofort zurück"; forderte er laut und sah Kai eindringlich an. Dieser konnte jedoch nicht ernst bleiben; immerhin wusste er mehr als genau, dass das alles nur Spaß war. Auch Jule hatte indessen Probleme sein starres Gesicht zu wahren. Auf seinen Lippen zeichnete sich ein Grinsen ab, welches er mit allen Mitteln zu unterdrücken versuchte, während er mit seinem inzwischen bunten Pinsel vor Kais Gesicht rum wedelte. Und als dieser sich noch immer nicht zusammenreißen konnte, machte er seine unausgesprochene Drohung wahr und sorgte dafür, dass Kais Gesicht bald mit der Leinwand zu verwechseln war.
"Ey": stieß der Lockenkopf entrüstet aus, als der Pinsel seine Haut traf und diese verzierte. Rasch griff er ebenfalls nach seinem Pinsel und tat es seinem Freund gleich. Sie kämpften um die Dominanz, drehten sich ein paar Mal, sodass bald Jule auf dem Boden lag und dann wieder Kai und wieder Jule. So ging das genau so lange, bis die zwei völlig erschöpft außer Atem nebeneinander auf dem Boden lagen und nach Luft rangen. Jule Kopf lag dabei auf Kais ausgestrecktem Arm. Es war ein Bild für die Götter. Zwei überglücklicher, bis zu Mond lächelnde und trotzdem völlig fertige Männer, die auf dem kalten Wohnzimmerboden lagen. Mit völlig bunten Gesichtern. Aber für das junge Paar hätte der Moment nicht schöner sein können. Am liebsten hätte Kai diesen Moment eingefroren oder auf die Stopp-Taste gedrückte. Egal was, Hauptsache dieser wundervolle Moment würde nie enden. Absolut nie. In diesem Moment stand die Welt für die Beiden still und Kai wurde zum ersten Mal so richtig bewusst, dass er mit seinem doch recht einfachen Weihnachtsgeschenk nichts falsch gemach hatte. Im Gegenteil; er hatte alles richtig gemacht. Und er freute sich so sehr auf das nächste Date und auf die restlichen fünfundzwanzig.
Buchstabe 1 ist daaaaa! Wohoo 🎉🙈
Wie hat es euch gefallen?
Was denkt ihr, wird B?
Any suggestions??
Love ya❤
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