18th Letter
R- Radtour
"Warum hast du eigentlich zwei Fahrräder?"
Kai zuckte nur mit den Schultern, während er sich ein Glas Wasser einfüllte.
"Als Timo gegangen ist, wollte er seins nicht mitnehmen und dann hat er mich gefragt, ob ich es haben will und ich habe ja gesagt."
Verstehend nickte der Ältere.
"Hab ich dir eigentlich schon mal gesagt, was für ein guter Freund du bist?"
Leicht lachte Kai auf und Jule war sich sicher, eine Spur Stolz und Röte in seines Gesicht erkennen zu können.
"komm, wir ziehen uns um"; wechselte er nun das Thema, was Jule nur noch mehr lächeln ließ. Kai konnte noch nie gut mit Komplimenten umgehen; oft war es ihm peinlich oder er wusste nicht, was er antworten sollte. Auch über die Jahre, die er mit Jule zusammen war, hatte sich das nicht wirklich geändert.
"Weißt du überhaupt, wo wir lang fahren?", wollte der Blonde skeptisch wissen, während er neben dem Größeren durch die Straßen Londons fuhr. Dieser nickte nur sicher.
"Ich hab ne richtig tolle Route rausgesucht. Da geh ich auch manchmal mit den Hunden lang oder laufe ne Runde. Aber ich habe es noch ein bisschen länger gemacht", erklärte er und sah dann zur Seite zu seinem Freund," Warte es einfach mal ab."
Nach einem kurzen Stück durch die Stadt, bogen sie nach links ein in eine kleine Gasse, in der es deutlich ruhiger und verlassener wirkte. Diese führte das Paar dann auf direktem Wege raus aus der Stadt und keine halbe Stunde später waren sie in einer ländlichen Gegend auf einem Weg, der umringt von Wiesen war.
Es fühlte sich endlos an; das satte grün der Wiesen schien direkt in das sanfte blau des Himmels zu münden.
"Wow", staunte der junge Dortmund-Spieler," Ich wusste gar nicht, dass es bei euch in London auch Natur gibt."
"Dachtest du, bei uns gibt's nur Verkehr und dreckige Innenstadt?", wollte der junge Mittelfeldspieler belustigt wissen.
"Ehrlich gesagt ja"; gab Jule genauso amüsiert zu," Aber eigentlich hätte mir klar sein müssen, dass du dann schon lange nicht mehr hier wohnen würdest. Du brauchst ja die Wiesen und Wälder und die Natur und das alles."
Leise lachend schüttelte Kai den Kopf, während er seinen Blick auf die Weite der Landschaft richtete. Jule hatte tatsächlich recht. Er war relativ auf dem Land groß geworden und hatte viel Zeit draußen verbracht. Seine Hunde und Esel hatten das nur noch verstärkt und auch in London verbrachte der Braunhaarige gerne und viel Zeit draußen, ging gerne mal große Runden mit seinen Hunden und wenn er zu Hause in Aachen war, war der erste Zwischenstopp bei seinen Eseln.
Die Sonne stand schon etwas tiefer, schien in einem schönen orange mit dem Himmel und den Wiesen zu verlaufen und sorgte damit für ein nahezu atemberaubendes Bild.
"Komm, wir halten kurz an, Babe"; brach Kai irgendwann das angenehme Schweigen, ehe er sein Fahrrad zum Stehen brachte. Jule folgte ihm und stellte sein Rad neben dem seines Freundes ab, um sich neben diesen auf die hölzerne Parkbank zu setzen, die einen guten Blick auf den Sonnenuntergang bot.
Zu Julians Überraschung zauberte Kai aus seinem Rucksack eine Flasche Champagner und zwei pinke Plastikbecher.
"Der Champagner ist jetzt schon ein bisschen warm, ich hoffe das stört dich nicht"; informierte der Lockenkopf den Älteren, welcher noch immer irritiert war, und drückte diesem einen der Becher in die Hand, um beiden etwas einzuschütten.
Für den Blonden drängte sich gerade die Frage auf, wie Kai es geschafft hatte, diese Sachen heimlich in seinem Rucksack verschwinden zu lassen. Kai war halt immer wieder für Überraschungen gut und das liebte Jule so an ihm.
"Danke Kai"; murmelte der Kleinere mit einem seligen Lächeln auf den Lippen, nachdem er seinen Kopf auf Kais Schulter abgelegt hatte und un in die Ferne sah, während er seinen Becher in seiner Hand hin und her drehte.
"Wofür?" Auch Kais Blick schweifte in die Ferne.
"Dass du das alles für mich machst und... keine Ahnung"; versuchte er sich zu erklären, fand aber irgendwie nicht die richtigen Worte," Ich liebe dich einfach Kai. Ich liebe dich so sehr."
Bei diesen Worten durchströmte Kai das Gefühl von unbändiger Liebe wie er sie bisher selten gespürt hatte; es war ein absolut überwältigendes Gefühl für ihn und doch wollte er es nie wieder missen.
Dieser Mann hatte eine unglaubliche Wirkung auf ihn.
Mit verliebtem Blick in seinen grünen Augen drehte Kai seinen Kopf zur Seite und vergrub seine Nase in den blonden Haaren seines Freundes, auf die er einen sanften Kuss drückte.
"Ich liebe dich auch, Jule"; wisperte er leise, ganz leise, und verwebte ihre Finger sachte miteinander. Obwohl sie schon so viele gemeinsame Dates hatten, war das einer der ersten Momente, in denen sie einfach ruhig nebeneinander saßen und einfach nur ihren Gedanken nach hingen, während sie die Nähe des anderen genossen. Einen Moment, für den sie sich definitiv viel zu selten Zeit nahmen, obwohl er doch so erfüllend und Kraft gebend war.
Die Zeit blieb für die beiden kurzzeitig stehen, bis sie isch irgendwann aufrafften und sich dazu entschieden, weiter zu fahren.
"Früher hab ich Radfahren gehasst, aber das ist glaube ich, die schönste Radtour meines Lebens", erzählte der gebürtige Bremer, während er wieder neben Kai herfuhr, die frische Luft einatmete und die Zweisamkeit mit seines Freund genoss. Er löste seine rechte Hand vom Lenker und hielt sie Kai hin, welcher wiederum seine linkes ausstreckte und sie in die seines Freundes legte.
Beide trugen ein leichtes, verliebtes und vor allem total glückliches Lächeln auf den Lippen.
Wie schön es doch war, einfach mal die Ruhe in der Natur und die Nähe eines geliebten Menschen zu genießen. Manchmal brauchte es nun mal nichts Großes, sondern nur ein bisschen Zeit und zwei Fahrräder, um sich gegenseitig glücklich zu machen.
S?^^
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