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Laut und langgezogen seufzt er, bevor er das Handy in die Tasche steckt. Hyunuk und er tauschen einen langen Blick aus. Dann nimmt Hyunuk ihn an die Hand. "Gehen wir nach Hause?", fragt er verhalten und wirkt wie ein verlorenes Grundschulkind.
"Ja." Gemeinsam setzen sie sich in Bewegung und laufen zur Bushaltestelle. Kaum sind sie drei Schritte gelaufen, lacht Hyunuk leise und Inho sieht ihn fragend an.
"Jetzt haben wir uns beide gegenseitig betrunken erlebt", stellt er fest und erinnert Inho an den Abend, als er ihn nach einigen Bier zu viel angerufen hat.
"Peinlich...", murmelt er, worüber Hyunuk sich noch mehr zu amüsieren scheint.
"Ich weiß, dass Mikey und Denny dir aus Versehen erzählt haben, dass ich schwul bin. Und du findest das nicht schlimm?" Mit großen Augen sieht er Inho an.
"Nein. Das ändert doch nichts an dem, wer du bist. Und auch nichts an meiner Dankbarkeit dir gegenüber", versichert er ihm.
"Gut... sehr gut... weißt du, als ich nüchtern war, habe ich mir darüber Sorgen gemacht."
"Nawwww..."
"Und ich freue mich, dich beim Vornamen nennen zu können."
"Ja... ich mich auch. Du warst es doch, der das vorgeschlagen hat."
"Ja. Ich bin sehr stolz darauf, dass ich mich das getraut habe." Überglücklich strahlt Hyunuk ihn an. Der Kerl ist ultraknuffig, wenn er getrunken hat. Als Anwalt wirkt er so selbstsicher und hat so unglaublich viel für ihn getan, und jetzt kommt er Inho eher wie ein kleiner Junge vor, der sich freut, seinem Schwarm nähergekommen zu sein. Mike und Denny meinten ja, Inho wäre genau sein Typ…
"Magst du mich Nukie nennen?", reißt Hyunuk ihn aus seinen Gedanken.
"Äh was? Nukie?"
"Hihi ja, das gefällt mir." Hyunuk drückt seine Hand und ruft dann aufgeregt: "Der Bus kommt!", sobald auf der Straße zwei große Lichter erscheinen. Wie auf der Hinfahrt setzen sie sich nebeneinander. Auch Inho merkt gerade den Alkohol, nachdem sich die ganze Aufregung und sein Ärger legt, und ihm seine schweren Gliedmaßen plötzlich sehr bewusst werden. Es war insgesamt wohl doch mehr, als er gedacht hätte. Er lehnt sich an Hyunuk, der sich ebenfalls leicht in seine Richtung neigt.
Inho hat sich nicht gemerkt, wie die Haltestelle heißt, aber Hyunuk bekommt es mit und schiebt ihn rechtzeitig von seinem Sitz. Inho ist so müde, er könnte fast im Stehen einschlafen.
Gerade so schafft er es bis zu seiner Straßenecke und komischerweise kommt Hyunuk die ganze Zeit mit. Erst an der Kreuzung hält er an, als Inho abbiegen will. "Kommmmmmm gut nach Hause...", nuschelt er und zieht ihn in eine halbe Umarmung, in der sich beide eher aneinander lehnen, um nicht umzufallen, als sich wirklich zu drücken. "Ich muss da lang", meint er und zeigt irgendwohin, aber Inho sieht dessen Hand gerade nicht. Egal.
"Du auch. Schlaf gut. Sehen wir uns morgen?"
"Ja. Ja. Gute Nacht." Hyunuk löst sich von ihm und macht dabei eine Bewegung, die irgendwo zwischen Verbeugen und Stolpern anzusiedeln ist.
"Soll ich dich nach Hause bringen?", fragt Inho.
"Nein nein. Du bist doch auch ein bisschen betrunken... ich wohn gleich da vorne. Nur noch um die Ecke. Ich schaff das schon, wirklich."
Skeptisch betrachtet Inho ihn und obwohl er hundemüde ist, legt er dann fest: "Ich komme mit."
"Na gut." Hyunuk hält sich wieder an Inhos Hand fest, vielleicht um ein wenig Halt in seiner sich drehenden Welt zu finden. Es ist tatsächlich nicht weit bis zu seiner Wohnung. "Hiiiier... ist es", verkündet er feierlich und zeigt auf sein Klingelschild. Inho nickt und beobachtet, wie Hyunuk trotz Trunkenheit noch ziemlich zielsicher das Schloss trifft und aufschließt.
"Also dann. Gute Nacht, Nukie?"
"Gute Nacht, Inho! Du hast gesagt... wir sehen uns Morgen? Ich nehm dich beim Wort!" Damit torkelt er ins Haus und verschwindet. Hoffentlich schafft er es unbeschadet die Treppe hoch.
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