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Sobald er zu Hause ist, fällt ihm die Decke auf den Kopf. Da sein Büro weiter weg von der Wohnung ist als ihres, kommt er immer später an und sie kann ihm die Tür öffnen. Seine Arbeitszeiten muss er immer nach ihr richten, sonst wartet er draußen. Auch das hat künftig ein Ende.

Sie ignorierend geht er ins zweite Schlafzimmer. Das ist das Gute an der großen Wohnung, dass sie getrennt schlafen können. Bald ist er sie los. Das freut ihn so sehr, dass er nicht einmal das Bedürfnis hat, seine Alkoholvorräte anzurühren.

Unerwartet klopft sie an und betritt lächelnd den Raum. "Heyyy...", sagt sie langgezogen. "Wie war es auf Arbeit?"

Skeptisch zieht Inho eine Augenbraue hoch. Ahnt sie etwas? "Ganz okay, wie immer", lautet seine Antwort.

"Mhm..." Sie setzt sich neben ihn aufs Bett und klimpert mit den Wimpern. Was ist nur los mit ihr?

"Wollte dich heut im Büro keiner durchnehmen?", fragt er bissig.

Seine Noch-Ehefrau verzieht kurz das Gesicht, übergeht seinen Kommentar aber und kommt ihm stattdessen näher. Bevor sie ihn anfässt, greift er nach ihrer Hand und packt fester zu als beabsichtigt, worüber sie sich lautstark beschwert.

"Verschwinde. Aus. Diesem. Zimmer", legt er ihr nahe und lässt sie los. Eingeschnappt steht sie auf.

"Und ich dachte, wenn du dich ausnahmsweise nicht besäufst, läuft endlich mal wieder was!" Sie stürmt aus dem Raum und Inho hört sie noch eine ganze Weile über ihn schimpfen und zetern. Was denkt sie sich denn? Sie hatten seit weit mehr als einem Jahr keinen Sex mehr und eine einzelne heiße Nacht wird ihre Ehe auch nicht mehr retten, wenn sie ihn nachher wieder wie immer wie ein Stück Dreck behandelt.

Er ekelt sich sogar davor, seine eigene Frau anzufassen, und wischt sich die Hand an einem Taschentuch ab, weil er nicht an ihr vorbei ins Bad gehen will. Nun braucht er doch ein Bier. Oder zwei. Gekühlt schmeckt es besser, aber er trinkt es auch so.

So vieles ist bei ihnen schiefgelaufen, schon von Anfang an. Und ab übermorgen kann er sein Leben endlich wieder gerade richten.

Er kann sich nicht erinnern, aber bevor er heute angefangen hat zu trinken, war sein Vorrat an Bier und Cider in der Ecke wesentlich größer. Stirnrunzelnd versucht er, seine Umgebung zu fokussieren, aber seine Augen spielen nicht mit. Vielleicht hatte er schon ein Bier zu viel. Oder zwei.

Eine halbe Sekunde später hat er sein Handy am Ohr und hört das Tuten. "Hallo?" Das ist der Anwalt.

"Herrr Haaaaan", schnurrt Inho durch die Leitung. "Ich rufe an, weil... ja warum eigentlich?", fragt er, zumindest denkt er, dass das aus seinem Mund kommt. Kann er sich überhaupt noch verständlich ausdrücken? Seine Zunge liegt so schwer in seinem Mund. "Llllllaalllle ich?"

"Ein wenig."

"Ach oh, ja. Alllllsoooo~ was ich sagen wollte. Ich habe Ihnen sooo viiiiiellll zu verdanken. Also danke. Danke danke danke daaaaankeeee."

"Schon gut. Das ist ja nicht mein Verdienst, ich habe Ihnen nur ein wenig die Richtung gewiesen. Sie haben sehr viel geschafft heute, unglaublich viel. Sie können stolz auf sich sein."

"Ja... jaaa... Sie aber auch. Aber ich hab nich alles geschafft. Wissen sie was ich vergessen hab? Wie konnt ich sie nur vergessen, meine arme Mutter! Vielleich sollte ich jetzz gleich noch anrufen?"

"Es ist spät, rufen Sie sie morgen an. Ich erinnere Sie daran."

"Oh. Stimmmmmt. Ja gut. Ja, es ist spät. Also gute Nacht!"

"Ja, schlafen Sie gut."

"Jaja... tüdelüüüü!" Lächelnd legt Inho auf und hat die Hälfte des Gesprächs schon wieder vergessen, aber er fühlt sich gut. Alles wird gut.

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