Kapitel 7
Zwei Tage später ist es dann so weit. Das Burgfest findet statt. Wir Mädchen verbringen den ganzen Nachmittag, das beste Kostüm herauszusuchen und uns die Haare zu machen. Am Ende trage ich ein rotes Burgfräuleinkleid, mit weißen Aplikationen. Über meiner Brust ist ein roter Faden hin und her geknotet und die Ärmel sind lang und luftig. Meine Haare habe ich geflochten und nach hinten zu einem Kranz gesteckt. Dazu trage ich eine rote Perlenkette und rote Schueh mit etwas Absatz. Als wir Frau Horn den Gang entlanglaufen hören, huschen wir alle schnell in unsere Betten und ziehen die Decken bis unters Kinn, damit Frau Horn, die nach uns schauen kommt, nicht unsere Kleider sieht. „Von Schlafen war nicht die Rede!", sagt sie leicht beleidigt, wenn man das so sagen kann. „Ihr solltet auf euren Zimmern bleiben und euch für morgen vorbereiten!" Ein ‚miau' ertönt und sofort verlässt Frau Horn das Zimmer, um ihre Katze suchen zu gehen. Kaum ist die Tür zu, richten wir uns von unseren Betten auf. „Magoo?", macht Inga Frau Horns Stimme nach und ich muss lachen. „Miau.", macht Bea. „Es funktioniert!", sagt Alina zu laut und Inga macht ‚pst!'.
Zum vereinbarten Zeitpunkt verlassen wir unser Zimmer und gehen endlich auf das Burgfest. Mittlerweile ist es schon dunkel, aber überall sind Fackeln und andere Lichter aufgestellt. Es sieht es wunderschön aus. Es sind mittelalterliche Stände aufgebaut und jeder hat sich verkleidet. Es wird gegessen, getanzt und ganz viel gelacht. Musik wird gespielt und zusammen mit Inga, Alina und Bea tanze ich unseren einstudierten Tanz. Mit und wieder fällt mein Blick auf Dampfwalze, der bei Strehlau sitzt. Er trägt einen roten Anzug, wie als wäre er ein reicher Mann aus dem Mittelalter. Als unser Tanz vorbei ist, nehme ich all meinen Mut auf und gehe auf ihn zu. Ich reiche ihm meine Hand, welche er überraschend schnell ergreift und ich ziehe ihn grinsend auf die Tanzfläche. Zusammen tanzen wir lachend zu der Musik. Immer wieder kribbelt es in meinem Bauch und als Dampfwalze meine Hand ergreift und mich dreht, spüre ich, wie meine Wangen heiß werden. Zum Glück hört kurze Zeit später die Musik auf, weil der Graf eine Rede halten will.
„Burg Schreckenstein.", beginnt er. „Burg Schreckenstein ist nicht nur bekannt durch seine jährlichen Burgfeste und die wunderbaren Schüler, die wir hier haben." Applaus ertönt. „Burg Schreckenstein ist auch bekannt, durch meine bisher vergeblichen Versuche, die Ballonfahrt meines Vorfahrens wieder aufleben zu lassen. Doch diesmal... diesmal." Ich schweife kurz ab und schaue zu Bea, die sich neben Inga gesetzt hat. Ich stehe immer noch neben Dampfwalze und überraschenderweise, finde ich es gar nicht unangenehm. Nein, es gefällt mir sogar. „Wir sind nicht auf der Welt, um so zu sein, wie andere uns haben wollen." Applaus ertönt und aus Respekt klatsche ich auch.
„Der Tag, an dem ich mich entschloss, Tor und Tür dieser Burg hier zu öffnen und diese Schule hier aufzunehmen, diesen Tag bereue ich zutiefst.", erzählt der Graf. Überrascht reiße ich die Augen auf. Okay. „Warum?", fragt er. Das Mikrofon fiept laut, sodass es in den Ohren wehtut.
Dampfwalze und ich gesellen uns zu den anderen. „Warum bereut er den Tag jetzt zutiefst?", höre ich Inga fragen. „Er bereut ihn ja nicht.", sagt Mücke. „Er bereut einfach nur, dass er es nicht schon früher getan hat." „Weil unser fröhliches Lachen die Gemäuer zum Leben erweckt hat.", fügt Strehlau hinzu. „Genau.", lacht Inga. „Wann geht denn jetzt die Party los?", fragt Alina, die sich zu den anderen nach hinten beugt. „Party? Da kannst du lange drauf warten!", sagt Dampfwalze. „Das dauert ewig." „Jedes Jahr das gleiche.", beschwert sich Ottokar. „Der kriegt das einfach nie auf die Reihe.", sagt auch Strehlau. „Naja, wir können ja Kickern gehen.", schlägt Bea vor und sofort beginne ich zu grinsen. „Ich und Steffan gegen Walze und Maya." Hektisch nicke ich. Ja, bitte! Unbedingt. Also nicht unbedingt mit Walze, aber Kickern liebe ich. Auch, wenn ich es nicht mehr so oft mache, wir früher. Auch Dampfwalze ist einverstanden. „Okay, aber ohne kurbeln!", sagt Walze und steht auf. Ich springe von meinem Platz und sage gespielt beleidigt: „Ich und kurbeln? Niemals!" Lachend renne ich Dampfwalze hinterher. Bea und Steffan folgen uns mit Abstand.
Kickern macht Spaß. Vor allem mit Dampfwalze im Team, wir sind ziemlich gut zusammen und das ohne kurbeln. Wir haben schon vier Tore geschossen, aber Bea und Steffan holen auf. „Nein!", rufe ich, als Bea ein Tor schießen kann. Leicht schlage ich Walze in den Bauch und schaue ihn gespielt wütend an. „Hey! Gegen den Schuss wärst nicht mal du angekommen!", verteidigt er sich und ich lache. Kurze Zeit später kann ich ein Tor erzielen. Freudig klatschen Walze und ich uns ab. „TOR!!", juble ich.
Plötzlich ertönt von irgendwo her ein Hilfe Schrei. Sofort hören wir auf zu spielen. „Was war das?", frage ich in die Runde. „Ich will hier runter!", ruft es da wieder. Wir vier laufen zum Fenster, welches Steffan öffnet. „Sorgen sie dafür, dass ich hier sofort runter komme!", ruft eine wütende Frau Horn. Sie scheint in einem Heißluftballon fest zu stecken, der grade in den Himmel fliegt. „Oh, Gott, die Arme!", sage ich. „Die Arme?", fragt mich Bea. „Keine Ahnung, wo die jetzt hinfliegt.", sage ich und schaue wieder in den Himmel. „Das wird Konsequenzen haben, für alle!"; kreischt Frau Horn aus dem Ballon. „Für euch alle da unten!"
„Die Horn! Habt ihr sie gesehen?", fragt Alina, als sie in den Raum rennt. „Ja, da oben ist sie!" „Die holen uns von der Schule!", sagt Ottokar voller Panik. „Aber da können wir doch nichts für!", verteidigt sich Dampfwalze. „Erklär das mal jemand.", sagt Strehlau. „Wir sagen einfach, ich war's!", schlägt Steffan vor. Frau Horn steigt in dem Ballon immer weiter hoch und immer weiter von der Burg weg, bis wir sie nicht mehr sehen können.
Ein paar Tage später sitzen wir neun wortwörtlich vor Gericht. Frau Horn, Madam DelaCrois, Rex und zwei andere Leute sitzen vor uns. Steffan steht vor dem großen Tisch, an dem die Lehrer sitzen. Frau Horn schnäuzt in ihr Taschentuch. „Es geht mir nicht um diesen fehlgeleiteten Jungen.", erklärt Frau Horn, die erkältet zu sein scheint. „Aber Tierquälerei ist eine Straftat! Symptom einer Störung des Sozialverhaltens." „Wir haben Magoo doch nicht gequält. Wir haben ihr sogar einen Fisch zu fressen gegeben.", sagt Steffan. Frau Horn zeigt wütend mit dem Finger auf ihn und brüllt schon fast: „Du wirst deinen Eltern noch dankbar sein, dass du jetzt auf eine andere Schule kommst. Dieses Kind ist das Produkt von einer völlig falsch verstandenen freiheitlichen Erziehung, die meint, die Welt zu verbessern, indem sie den ihnen Anvertrauten überhaupt keine Grenzen mehr setzten. Nein. Der wahre Schuldige sitzt hier direkt neben mir. Herr Gerhard Meyer. Dem ich an dieser Stelle empfehlen möchte zurückzutreten, und zwar sofort!" Ich reiße meine Augen auf. Was? Aber mein Onkel hatte doch nichts mit alledem zu tun! Bea muss meinen Arm festhalten, damit ich nicht gleich aufspringe und Frau Horn meine Meinung geige. „Und zwar bevor die Schulbehörde ihre Ermittlungen aufnimmt und dann die Stiftung des Grafen infrage stellt." „Herr Meyer hat damit nichts zu tun. Das war alles meine Idee.", lügt Steffan. Es war alles unsere Idee! „Wenn sie jemanden bestrafen wollen, dann mich. Mich alleine." „Ich bitte um Entschuldigung, aber ich möchte anmerken, ich habe Ragout...", beginnt der Mann, der neben unserer Französischlehrerin sitzt. Frau Horn jault auf. „Ich meine natürlich, Magoo, im Weinkeller gefunden. Und sie schnurrte friedlich, wie...", Frau Horn unterbricht den Mann: „Schweigen Sie! Sie hat mich nicht mehr erkannt und mich gebissen. Sie konnte ja überhaupt nicht mehr laufen!" Frau Horn schluchzt, was mir ein bisschen ein schlechtes Gewissen gibt. „Sie hat, ich weiß nicht, wie sie das gemacht hat, alte Weinreste getrunken. Wissen Sie, was das mit einem Tier macht?" „Herr Meyer.", spricht der Graf nun meinen Patenonkel an. „Herr Graf." „Ich nehme ihre Kündigung an.", sagt der Graf dann und ich schlage mir die Hand vor den Mund. Was? Das Kann Rex doch nicht machen! Es klopft und die Tür zum Rittersaal öffnet sich. Eine Frau und ein Mann kommen herein. „Entschuldigung, wir suchen Steffan Breuer. Da bist du ja!", sagt sie und kommt auf Steffan zu. Ich denke das sind seine Eltern. „Es tut mir leid. Das wollte ich nicht.", sagt Steffan ehrlich zu Rex. Dann läuft er an uns vorbei und klatscht unsere Hände ab. Es ist ein Abschied. Steffan geht an seinen Eltern vorbei uns aus dem Saal, wir schauen ihm hinterher.
Nachdem die ‚Verhandlung' beendet wurde. Rennen wir Mädchen schnell in unseren Schlafsaal um unsere Sachen zu packen. Mit unseren Koffern bepackt verlassen wir, ohne dass vorher mit Frau Horn oder sonst wem abzusprechen die Burg. Frau Horn ist davon natürlich nicht begeistert, aber was solls. „Was soll das?", kreischt sie, als sie uns vollbepackt mit unseren Koffern sieht. „Eine für alle, alle für eine!", rufen wir. „Ihr bleibt jetzt hier!", ruft sie uns hinterher. Inga, Alina, Bea und ich stellen uns zu den Schrekis. „Ja, ich denke eine Schule ohne Schüler ergibt keinen Sinn, ne?", meint mein Patenonkel zu Frau Horn. Stammelnd sagt diese: „Jetzt machen Sie doch endlich was! Sie wissen doch sonst immer alles besser." „Ich bin gefeuert. Das ist jetzt Ihr Job!", sagt mein Onkel nur dazu. Ich grinse. „Was schlagen Sie vor?", fragt Frau Horn. „Sagen Sie's mir.", antwortet Rex. Frau Horn dreht sich zu uns, einer Horde an Schülern und sagt laut: „Ich werde mich dafür einsetzten, dass Herr Rex, dieser Rex..., dass Herr Meyer, dass er bleibt!" YES!!!! Es wird laut gejubelt und sich umarmt. Voller Euphorie umarme ich sogar Dampfwalze für einen kurzen Moment, bis ich mich perplex von ihm löse. Wir schauen uns eine Weile an, dann werde ich von Alina in eine Umarmung gezogen und abgelenkt. „Allerdings erwarte ich im Gegenzug, dass meine Anordnungen jetzt befolgt werden.", ruft Frau Horn. „Und es keine dämlichen Streiche mehr gibt, solange meine Mädchen und ich hier auf Schreckenstein zu Gast sind. Könnt ihr mir das Versprechen?" „Können wir das Versprechen, Schreckensteiner?", brüllt Ottokar. Und ich halte mir die Hände über die Ohren. „Niemals!", brüllen die Jungen zurück. „Und wir Rosenfelserinnen?", fragt Bea laut. „Niemals!", rufen wir Mädchen zurück. Eine Weile ist Frau Horn still. Sie scheint zu überlegen. Dann sagt sie ernst: „Latein beginnt heute eine Viertelstunde später!" „JAAA!", jubeln wir. Dann packen wir uns unsere Koffer und machen uns wieder auf den Weg in die Burg und in unseren Schlafsaal, um unsere Sachen wieder auszupacken.
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Hallihallo hallöchen,
da sind wir auch schon am Ende des ersten Teiles angekommen. Was sagt ihr dazu?
Hat es euch gefällen?
Wenn ja, was am meisten?
Wenn nein, was hat euch nicht gefallen? (dann kann ich es vielleicht überarbeiten oder verbessern)
Mit dem zweiten Teil habe ich schon angefangen, aber ich muss in den nächsten Tagen noch viel für ein paar Klausuren lernen und für meine theoretische Fahrprüfung, die ich demnächst dann auch mal habe (hoffentlich, wenn ich dann mal einen Termin bekomme😄) Aber ich werde versuchen mich ein bisschen zu beeilen, damit ihr nicht all zulange warten müsst.
Hoffe euch geht es gut und liebe Grüße
xXLoveLifeXx
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