Kapitel 5

Nachdem Bea den Socken aus Strehlaus Mund entfernt hat, machen wir uns schnell auf den Weg zum Matheunterricht bei Frau Horn. Wir setzten uns wie immer verteilt hin, damit wir uns gegenseitig besser helfen können, wenn wir es brauchen. Dass die Jungsklasse an den Wänden steht, macht mich ein bisschen nervös, doch die Aufgabe ‚Nenne mit die Nullstelle der Funktion f(x)= 2x+12'. Das Ergebnis war -6.

„Wie viele Minuten sind 2,75 Stunden?", fragt Frau Horn als nächstes und nimmt Inga dran. Diese steht auf und antwortet, wie aus der Pistole geschossen: „Zwei mal 60 plus 0,75, mal 69, das ergibt... 165 Minuten." Frau Horn nickt zustimmend und fordert Inga auf, sich wieder hinzusetzten. „Boar, ist die gut!", höre ich einen der Jungs flüstern. „Welche Kantenlänge hat ein Würfel mit der Oberflächengroße 2166 Quadratmeter?", fragt Frau Horn. Mein Blick liegt auf Bea, die den Jungs um Dampfwalze grade den Zettel gibt, den wir kurzfristig noch geschrieben haben. „Was?", fragt der Junge neben Dampfwalze etwas zu laut, sodass Frau Horn ihn hört. „Ja? Vielleicht weiß das der junge Mann dahinten." Alle Blicke liegen nun auf dem Jungen, ich glaube mal gehört zu haben, er heißt Steffan. „Ich?", fragt Steffan stammelnd. Es wird gekichert. „Ja." „Also 2000 Würfel...", beginnt er schon falsch. Ich kann meinen Patenonkel genervt aufstöhnen hören. Tja, Onkelchen, deine Jungs sind wohl nicht so schlau, wie wir Mädchen. „Alina.", ruft Frau Horn dann meine Freundin auf, die nicht allzu gut in Mathe ist. Hoffentlich kann Bea oder Inga ihr helfen, ich kann es nämlich nicht, da ich hinter ihr sitze. „Oberfläche 2166 Quadratzentimeter?" „Als erstes müssen wir 2166 durch 6 teilen, dann ist eine Seite...", beginnt Alina leicht verunsichert. „Na, das dauert zu lange.", unterbricht unsere Direktorin Alina. „Was bedeutet die Zahl Pi?", fragt sie Alina stattdessen. „Ein Kreis mit dem Durchmesser von 1 hat einen Umfang... von Pi.", antwortet Alina sofort und ich freue mich für sie. „Ja, und wie groß ist die Zahl Pi? Zumindest die ersten Zehn Stellen?" 3,141526535. Bea zeigt Inga die letzten fünf Zahlen, sodass Alina es einwandfrei vorsagen kann. Frau Horn nickt stolz und nimmt ihre Brille ab. „Wir nennen das Gehirnjogging.", erklärt sie den Jungs. „Mit etwas Technik und Training, lassen sich so auch schwererer Rechenoperationen nur mithilfe des Kopfes durchführen. Jeder Taschenrechner wird damit obsolet." „Ja, das ist wirklich sehr beeindruckend.", gibt Rex zu. „Ja, das ist es.", gibt Frau Horn ihm recht.

Wir sind draußen versammelt, um den Jungs beim Unterricht zuzuschauen. „Also, hören mir alle zu?", fragt Mücke – ich habe seinen Namen soeben erfahren, von Inga. „Ja.", antworten wir alle unisono. „Mit dieser Konstruktion kann ich ein Gewicht von bis zu 200 Kilo heben.", erklärt der kleine Junge. Mein Blick wandert über diese Konstruktion. Es sieht interessant aus, aber ob es auch sicher ist und funktioniert? „Ganz ohne Helm?", fragt Frau Horn nach. Sie scheint nicht ganz begeistert von dieser Art von Unterricht. „Der Junge ist doch gesichert.", sagt Rex und Mücke beginnt Dampfwalze, der tatsächlich gesichert ist mit einer Leichtigkeit hochzuziehen. „Ohne Helm?" „Ja, ohne Helm!" Ich schaue interessiert Dampfwalze zu, wie er von einem Jungen, der fast halb so groß ist wie er, hoch gezogen wird. Respekt. „Natürlich wird das etwas langsamer gehen, da hier die goldene Regel der Mechanik wirkt. Was man an Kraft spart, muss man an Weg zusetzten!" „Sie hätten die Zeit und Hubkraft vorher berechnen könne, dann kämen die Mädchen auch rechtzeitig zum Lateinunterricht.", sagt Frau Horn ernst. Ich stöhne leise auf. Lateinunterricht, wie ich ihn hasse. Viel lieber würde ich mich auch da hochziehen lassen, dass macht bestimmt mehr Spaß, als Lateinvokabeln aufzusagen. „Haben wir doch ausgerechnet!", sagt ein Junge. „Die verpetzen uns!", flüstert da auf einmal Bea zu mir und den anderen beiden. Was? Nein! Ich blicke zu dem Rest der Jungs Gruppe, vor der mein Patenonkel steht und es sieht ernst aus. Bestimmt fragt er nach Strehlau. Erleichtert atmen wir aus, als wir mitbekommen, dass die Jungs uns doch nicht verpetzen. „So, wenn eins ihrer Mädchen Lust hat, kann es sich von oben abseilen lassen!", schlägt Rex vor. Sofort brechen alle Mädchen, inklusive mir in Jubel aus und melden sich freudig. Au ja. Ich will das unbedingt machen! „Da habt ihr nämlich eine super Aussicht auf den See und Schloss Rosenfels." „Ohne schriftliche Erlaubnis eurer Eltern ist da nichts zu machen!", versaut uns Frau Horn den Spaß auch schon. Wir hätten es kommen sehen müssen. „Och, bitte Frau Horn!" „Bitte!", betteln wir und ich schaue mit Hundewelpenaugen zu meinem Onkel. Er könnte mir doch eine Schriftliche Erlaubnis geben, immerhin ist er sowas wie mein Erziehungsberechtigter. Doch dieser schüttelt nur den Kopf, als würde er sagen ‚du weißt, dass ich das nicht machen kann!'. Von wegen, er könnte, wenn er denn nur wollen würde!

Der Lateinunterricht ist, wie erwartet langweilig. Zuerst müssen wir ein paar Lateinvokabeln vorsagen, die wir bis heute lernen sollten. Dann beginnen wir ein neues Verb zu deklinieren, bevor wir einen neuen Text zu übersetzten beginnen. Zum Glück dürfen wir das in Partnerarbeit machen. Ich arbeite mit Alina zusammen, die viel besser in Latein ist als ich.

„Also muss hier jetzt groß hin, oder?", frage ich zum bestimmt hundertsten mal nach. Alina schüttelt den Kopf und verbessert mich: „Nein! Da steht ‚manus' und nicht ‚magnus'!" Hä? „Das sind zwei unterschiedliche Wörter. Das eine heißt Hand und das andere groß! Hier muss jetzt Hand hin!" Aha. Ich schreibe das Wort ‚Hand' hin und übersetzte weiter. Oh Man! Das kann ja noch was werden!

Abend sitze ich neben Bea auf ihrem Bett und wir schauen uns zusammen einen Film über ihr Tablet an. Eigentlich sind bei Frau Horn jegliche Elektronische Geräte verboten, aber wir verstecken sie gut. Ich bemerke nicht, wie sich die Tür öffnet und drei der Jungs reinkommen, erst, als sich eine Hand auf meinen Mund legt. Ich bekomme Panik und versuche mich zu befreien, doch es ist zwecklos. „Pst! Bist du leise?", flüstert jemand hinter mir. Schnell nicke ich, in der Hoffnung, die Hand wird von meinem Mund weggenommen. Sobald sie weg ist, schaue ich nach, wer es war. Ich erkenne in der Dunkelheit Dampfwalze, an seinen Locken. Neben ihm steht Ottokar, der anscheinen Bea eine Hand über den Mund gelegt hatte. „Boar das hat wehgetan!", beschwere ich mich. „Sorry.", entschuldigt sich Dampfwalze sofort. Auch Bea beschwert sich. Was machen die denn hier? Wollen die etwa ihren Freund ‚befreien'? Hah. Der scheint sich hier ganz wohlzufühlen, zumindest liegt er neben Alina im Bett und schläft. Mücke geht zu ihm ans Bett und tippt ihm auf die Schulter. „Strehlau, wach auf!", flüstert ruft er. „Wach auf." „Boar der wacht nicht auf!", sagt er seinen Freunden. Dampfwalze und Ottokar gehen jetzt ans Bett und versuchen es. „Strehlau, jetzt wach auf!" „Wach auf!" Strehlau bewegt sich endlich. Verschlawen reibt er sich über die Augen und fragt: „Was ist?" „Du bist frei! Komm!", verkündet Ottokar. „Gleich!" murrt Strehlau und dreht sich um, um weiter zu schlafen. „Was ist denn mit dem los?"; fragt sich Ottokar. „Der spinnt!", meint Dampfwalze. „Jetzt lasst ihn doch schlafen, er scheint sich hier wohlzufühlen!", sage ich leise, damit ich Alina oder Inga nicht aufwecke. Die Jungs schauen mich dumm an, als könnten sie es nicht glauben. „Strehlau!", versucht es Mücke nochmal, dieses Mal lauter. „Jetzt mach keinen Scheiß! Du bist doch keiner von den Mädchen. Komm jetzt!" Mücke beugt sich übers Bett um Strehlau wieder aufzuwecken. Strehlau stöhnt genervt auf, scheint jetzt aber wach zu sein. „Wir dürfen bei eurem Burgfest mitmachen.", erzählt dann Bea stolz. Ich nicke grinsend. Au ja. Ich freu mich schon! Wir dürfen uns verkleiden, wie Burgfräulein. „Ich weiß, hat Rex erzählt.", sagt Ottokar.

„Was ist denn hier los?", fragt da auf einmal Alina, die wohl durch das ganze hin und her aufgewacht ist. Auch Inga scheint aufgewacht zu sein, denn sie macht ihre Lampe an. „Sie wollen Strehlau befreien, aber der will nicht.", erklärt ihnen Bea. Ich nicke. „Oh. Wie seid ihr hier überhaupt rein gekommen?", fragt Inga und setzt sich auf ihrem Bett auf. „Durch die Tür. Was sonst?", sagt Ottokar. „Ja, wir haben doch abgeschlossen!" Da hat sie recht. Wir haben die Tür abgeschlossen, damit niemand herein kommt, aus mehreren Gründen. „Wir kommen überall rein!", sagt Dampfwalze stolz und ich schaue ihn an. Ich weiß nicht, ob das so gut ist. Ich setzet mich auf Alinas Bett um, damit ich mir nicht den Rücken verrenken muss. „Haha!", macht Alina. Dann öffnet Strehlau den Mund: „Ich bin übrigens dafür, dass die Mädchen in die Folterkammer dürfen!" Ich reiße meine Augen vor Freude auf und klatsche meine Hände zusammen. Dampfwalze sieht erst Strehlau, dann mich entgeistert an. „Strehlau du spinnst!", ruft Ottokar. „Wieso?", fragt dieser nach. „Will jemand ne' Limo?", fragt Inga, während sie zwei Flaschen von dem süßen Zeug öffnet und mir eine davon reicht. „Ne danke, ich habe schon Zähne geputzt!", sagt ihr Bruder und ich verschlucke mich fast an der Limo, weil ich lachen muss. Bea klopft mir auf den Rücken. „Zähne geputzt?", fragt Bea lachend. „Also ich bin dagegen, dass sie in die Folterkammer dürfen!", sagt Mücke dann und streckt seinen Arm nach oben. Ottokar reicht seine Limo an Dampfwalze weiter, als Alina genervt sagt: „Ach, das war klar." „Ich auch!", sagt dann Ottokar. „Du?" Er schaut zu Strehlau. „Dafür. Habe ich doch schon gesagt.", wiederholt er sich. „Walze?", fragt Ottokar dann Dampfwalze. Er scheint zu überlegen, schaut kur zu mir, dann auf den Boden, bevor er sagt: „Dafür. Meinetwegen."

„Wo ist Steffan?", fragt dann Bea. Oh, mir ist gar nicht aufgefallen, dass er gar nicht hier ist. Upsi. „Also ich meine, wir brauchen ihn zum Abstimmen!" Jaja. Ich schaue Bea mit einem Blick an. Diese ignoriert mich gekonnt. „Dem geht's nicht so gut.", erklärt Dampfwalze und Bea schaut ihn fragen an. „Na, ich weiß doch auch nicht. Geh doch und frag ihn.", druckst er rum. Keine fünf Minuten später ist sie weg. 




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Here it is guys!!!

Das neue Kapitel, hoffe es gefällt euch.

Was haltet ihr bis jetzt von der Geschichte? Fehlt euch was? 

LG xXLoveLifeXx

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