Kapitel 14
Die Nacht schlafe ich viel besser als die Nacht in der Abstellkammer. Dampfwalze hat mir gestern Abend noch eine kurze Hose, Socken, ein Hemd, Pullunder und eine Krawatte hingelegt. Zumindest glaube ich, dass er es war, denn als die Tür sich öffnete, war ich schon im Halbschlaf. Ich muss zugeben, die Sachen sind wirklich bequem und so schlimm sieht die Uniform jetzt auch nicht aus.
Ich habe mich auf ein Kissen mitten in den Raum gesetzt und meditiere. Da höre ich, wie die Tür aufgeht. Ich drehe meinen Kopf, um zu sehen, wer reingekommen ist. Es ist Dampfwalze, er stellt ein Tablett mit Essen auf einen Schreibtisch und dreht sich dann zu mir um. „Was machst'n da?", fragt er, als ich wieder mit dem Meditieren anfange. „Ich versuche mich in euer Anagramm zu versenken.", sage ich ruhig. „Die Horn hat es uns beigebracht. Bei komplexen Aufgaben setzten wir unser Unterbewusstsein ein." „Tut das weh?", fragt Walze und lacht auf. Ich verdrehe die Augen: „Haha."
„Überlegst du gar nicht, oder was?", frage ich ihn. Er schaut mich an, als hätte ich ihm eine unlösbare Frage gestellt. „Nicht?" „Doch!", ruft er schon fast und setzt sich neben mich auf den Boden. „Aber ich meditiere nicht. Wir Ritter machen das anders." Ich schaue ihn ungläubig an. Dampfwalze lacht auf. „Aber jetzt mal ehrlich, was hat der Rex eigentlich gestern gesagt?", fragt er. „Ich wollte dich das gestern schon fragen, als ich dir ein paar Sachen gebracht habe, aber da hast du wohl schon geschlafen. Nach einer Nacht im Abstellraum würde ich mich aber auch über ein weiches Bett, wie meins freuen." Walze grinst mich verschmilzt an und ich muss schmunzeln. „Nun, dein Bett ist durchaus ziemlich gemütlich.", lache ich. Dann sage ich ernst: „Er hat eigentlich nur gesagt, dass er versuchen wird mit Frau Horn zu reden, damit sie nicht meine Mutter anruft, aber er kann nichts versprechen." Ich setzte mich um, sodass ich mein Kinn auf mein Knie ablegen kann. „Na, das klingt doch gut, oder nicht?", fragt Dampfwalze liebevoll nach. Mein Bauch beginnt wieder zu kribbeln, von der Art, wie er spricht. „Doch, aber ich weiß nicht, ob es etwas bringt. Ich hoffe es einfach nur." Dampfwalze schnappt sich meine Hand, schneller als ich gucken kann. Er beginnt mit seinen Fingern kleine Muster drauf zu zeichnen und mit meinen Fingern zu spielen. „Dann hoffen wir. Gemeinsam."
Ein paar Stunden später sitzen wir alle zusammen im Rittersaal von Brug Schreckenstein, Schreckensteiner und Rosenfelserinnen. An einer Tafel ist das Anagramm geschrieben ‚Paulus schickte Nenne vor des treue Hirt'. Wir mussten alle unsere Schuhe ausziehen und an die Tür stellen. Räucherstäbchen verteilen einen rauen Geruch im ganzen Raum, aber laut Frau Horn muss das so sein.
„Ommmmm."
Wir meditierne. Öffnen unseren Geist, um das Anagramm zu lösen.
„Ommmmm."
Ich bin so tief in meinen Gedanken, dass ich gar nicht bemerke, wie Ottokar, Stephan und Dampfwalze den Raum verlassen.
„Paulus.", sagt Strehlau auf einmal. „Welcher Paulus?", höre ich Mücke fragen. „Ist mir grade eingefallen.", erklärt sich Strehlau. Frau Horn fordert die Jungs auf, wieder ruhig zu bleiben.
„Ommmm."
„Paulus, von...", beginnt Alina da. „Schreckenstein." Ich öffne meine Augen und schaue zu meiner Freundin. Diese scheint ganz überrascht, das grade gesagt zu haben. „...ist...", sagt da Inga. „Der Hüter.", beendet ein anderes Mädchen. „Ja, da sind tatsächlich alle Buchstaben drin.", fasst Frau Dr. Horn zusammen. Alle atmen erleichtert aus. „Das wars?", fragt mein Onkel Frau Horn. „Ja.", antwortet diese stolz. „Ich bin sehr, sehr, sehr stolz auf euch. Können sie damit etwas anfangen?" Meine Direktorin schaut zu meinem Onkel. „Hm... Paulus von Schreckenstein ist der Hüter.", wiederholt Rex. „Der Hüter, von was?", fragt Frau Horn. Rex zuckt mit den Schultern. Ich habe auch keine Ahnung, was damit gemeint ist. „Unser Paule!", ruft da auf einmal Mücke. Paule? „Stimmt, Paule!", scheint jetzt auch Strehlau ein Licht aufzugehen. Die beiden Jungs springen, wie von einer Hummel gestochen auf und rasen aus dem Raum. „Was?", fragt Frau Horn verwirrt. „Was denn für ein Paule?"
Während die Jungs also nach dem Schatz suchen gehen, versammeln wir anderen uns an der Eingangsbrücke zur Burg. Frau Horn, will eigentlich nur mit uns wieder nach Rosenfels, wo ein Gespräch mit mir und ihr ansteht. An dieser erwartet uns etwas Überraschendes. Einige Bretter der Brücke wurden anscheinend entfernt, damit die Käufer nicht in die Burg gelangen und der Verwandte des Grafen auch nicht. „Sie kommen schon och nach Rosenfels.", versucht mein Onkel meine Direktorin zu beruhigen. „Fragt sich nur wann!" „Kinder, nicht so drücken!", ruft Rex dann nach hinten, weil sich immer mehr Kinder hinter uns versammeln und nach vorne wollen, aber das geht nicht. „Herr von Schreckenstein!", ertönt es hinter uns. Wir versuchen den Verwandten des Grafen auf uns aufmerksam zu machen, doch der reagiert nicht. Schließlich kommen die Jungs wieder und binden ein großes dickes Buch an einen langen Stock, welches sie über die fehlenden Bretter transportieren. Nach den Rufen zu urteilen ist das große Buch eine Bibel. Und nicht nur irgendeine Bibel, sondern eine Gutenberg Bibel. Die sind total wertvoll, weil nicht mehr viele davon existieren. „Herr von Schreckenstein! Wir haben die Bibel! Vorsicht!", ruft mein Onkel laut und versucht so Herr von Schreckenstein zu erreichen, doch wieder reagiert der Mann nicht. „Herr von Schreckenstein nicht verkaufen! Wir haben die Bibel! Hier ist sie!" Noch einmal legen wir uns alle ins Zeug, um Herr von Schreckenstein auf uns aufmerksam zu machen. Im Chor rufen wir: „Wir haben die Bibel!" Immer und immer wieder.
Zwei von den Verkäufern nehmen die Bibel auf der anderen Seite entgegen, als die Jungs es endlich schaffen sie auf die andere Seite zu transportieren. Jean drängt sich durch die Menge, ein Telefon in der Hand. Endlich dreht sich Herr von Schreckenstein zu uns rüber. Jean muss ihn über das Telefon auf uns aufmerksam gemacht haben. „Wir haben eine Gutenberg Bibel gefunden!", ruft mein Onkel. „Sie müssen nicht verkaufen!" Hinter Herr von Schreckenstein machen sich die chinesischen Käufer freudig über die Bibel her. „Oh, ja, warum muss ich nicht verkaufen?", fragt Herr von Schreckenstein unwissend. Ich klatsche mir innerlich vor die Stirn und tausche einen Blick mit Inga aus. Sie scheint dasselbe, wie ich zu denken. „Weil die Bibel wertvoll ist!", antwortet Jean. „Wie viel wollen Sie für die Gutenberg Bibel?", fragt einer der Käufer den Verwandten des Grafen. Dieser dreht sich zu Rex und fragt ihn, was er denn für die Bibel will. Nachdem wir ihn verbessern müssen, dreht sich Frau Dr. Horn zu uns um und tadelt: „Kinder, da seht ihr, wie wichtig Bildung ist!" „Sagen Sie ihm, dass sie die Burg behalten wollen!"; trägt Mücke Herr von Schreckenstein auf. „Dass der Vertrag nicht vollzogen werden soll, dass wir weiter auf der Burg bleiben wollen und, dass Sie ihm eine Option beim Kauf der Gutenberg Bibel einräumen." „Mücke das waren grade ganz schön viele Informationen!", merkt Ottokar an und ich muss ihm recht geben. Aber es waren gute Informationen. Wenn ich könnte, würde ich Mücke für diesen Vorschlag auf die Schulter klopfen, aber dafür stehe ich zu weit weg und kann mich nicht durch die Menge quetschen. „Sehr gut!", gibt auch unsere Direktorin zu. Herr von Schreckenstein nickt überlegend. „Weißt du was?", fragt er dann. Kurz sagt er nichts. Die Spannung steigt. Dann sagt er lächelnd: „Sag's ihm selbst!" Sofort beginnen wir alle zu jubeln. „JA!!!" Wir hatten es geschafft. Die Burg ist gerettet. Es wird sich in den Arm genommen, gejubelt und gefreut. Ich umarme meine Freundinnen und jeden den ich zu fassen bekomme. Darunter auch Dampfwalze. Ich lächele ihn breit an, er mich ebenso. Dann gibt er mir einen Kuss auf die Wange und ich spüre, wie sie warm werden. Neben mir sehe ich, wie Stephan Bea küsst. Sofort stößt diese ihn von sich und schaut verwirrt drein. „Oh, Inga, Maya, habt ihr das gesehen?", fragt Alina lachend. Kichernd nicke ich.
Ein paar Tage später wird ein großes Fest gefeiert. Der Steg rund um den See ist feierlich geschmückt und sogar Herr von Schreckenstein und Frau Dr. Horn feiern mit. Herr von Schreckenstein lässt sich sogar einmal in den See katapultieren. Es wird Musik gespielt und es gibt Essen. Es werden viele Freizeitaktivitäten angeboten, darunter kann man sich auch in einen Ball stecken lassen und auf den See gehen. Es werden damit Rennen veranstaltet, aber man kann sich auch nur auf dem See treiben lassen. Ich habe mich mit Dampfwalze zusammen getan, zusammen wollen wir das Rennen über den See gewinnen. „Bist du bereit?", frage ich ihn ernst, kurz bevor das Startsignal ertönt. „Aber klar doch!", erwidert er nur grinsend und schon geht es los. Wir beginnen gleichzeitig so gut es in diesem Ball eben geht zu rennen. Wie vorher erwartet fallen wir oft um. Wir können darüber nur lachen und stehe jedes Mal wieder auf.
Irgendwann habe ich aber genug, bleibe neben Dampfwalze liegen, bevor ich mich mit klopfendem Herz über ihn beuge. Eine Zeit lang schaue ich nur in seine braunen Augen, dann beuge ich mich runter und drücke ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen. Er ist zu überrascht von meiner Aktion, um den Kuss zu erwidern. Ich grinse ihn nur an. Eine Weile bleiben wir so liegen, ich auf ihm. Dann legt er seine Hände auf meine Hüfte und dreht uns mit Schwung um, sodass er auf mir liegt. Mein Herz beginnt sofort schneller zu schlagen und mein Bauch beginnt zu kribbeln. Langsam beugt sich Walze zu mir runter und küsst mich. Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und erwidere den Kuss. Dampfwalze schmeckt nach Erdbeeren und Schokolade. Nach diesem längeren Kuss rolle ich uns beide wieder herum, was Walze zum Lachen bringt. Ich muss schmunzeln und lasse meine Lippen wieder auf seine fallen. Es ist ein unheimlich schönes Gefühl Dampfwalze zu küssen. Er hat weiche Lippen und sie bewegen sich synchron auf meinen.
Plötzlich höre ich etwas rauschen. Dann passiert es auch schon. Walze und ich landen im kalten Wasser. „Hey!", rufe ich empört. Auch Dampfwalze ärgert sich und ruft: „Hey, was soll das?" Ein wenig panisch beginne ich mich an Dampfwalze zu klammern, bis ich mich an das kalte Wasser gewöhnt habe. Walze hält mich schützend in seinen Armen. „Hi.", sagt er leise, als unsere Gesichter sich wieder zueinander nähern. „Hi.", grinse ich und verschließe ein weiters mal unsere Lippen miteinander.
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I'm soooo sorry. Es tut mir wirklich leid, dass das Kapitel erst heute kommt. Ich hatte das Wochenende kein Wlan, konnte deshalb nicht weiterschreiben -weil ich ja den Film nebenbei brauchte- und habe erst seit heute wieder Wlan. Ich habe mich extra für euch beeilt und mir extra mühe gegeben, dass das Kapitel heute endlich kommt.
Ich hoffe es gefällt euch. Es ist leider auch schon das letzte Kapitel für diese Geschichte, deswegen ist es auch ein bisschen länger als die anderen. Ich hoffe ihr freut euch trotzdem.
Über Kritik oder ähnliches würde ich mich sehr freuen.
Danke für alle euren Lieben Kommentare und die ganzen Votes.
Liebe Grüße xXLoveLifeXx
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