Grimmauldplatz 12, London, Vormittag

Hermine und Ron spielten gerade eine lockere Partie Zaubererschach.
„Und du hast verloren. Hast du meinen Turm nicht gesehen?", sprach Ron und sah ihr verstohlen in die Augen. Hermine lachte. Sie war heute nicht besonders fokussiert, weil sie sich offensichtlich auf etwas anderes konzentrierte. Auf Ron!
„Soll ich noch etwas Butterbier holen?", fragte der Weasley.
Hermine stand schon auf – aber nicht um etwas zu trinken zu holen, sondern um zu Rons Seite zu kommen. Der Junge sah ihre roten Backen.
„Komm her!", freute sich Ron. Hermines Herz raste, wie sie sich auf Rons Schoß setzte.
„Als wir in der Kammer des Schreckens angelangt waren, habe ich ziemliche Bedenken bekommen, ob wir überhaupt noch gewinnen können – aber du hast mich wieder an einen guten Ausgang glauben lassen, Ron."
Ron schmiegte sich an Hermine und entgegnete: „Ohne dich wäre ich schon im ersten Jahr zugrunde gegangen, Hermine."
„Hm. Du hättest deine Hausaufgaben auch öfter alleine machen können. Denke, es hätte dir nicht geschadet", warf Hermine ganz in ihrer Art ein.
„Das kann man im Nachhinein immer sagen", verteidigte sich Ron.
„Du bist so..." Sie streichelte Ron über die Backe... „hilfsbedürftig." Ron wollte schon wiedersprechen, doch:
Just in dem Moment sprang die Tür auf. Herein kam Harry. Seine Miene, als er Hermine auf Ron sah, war ziemlich peinlich berührt. Er lenkte seine Aufmerksam schnell von den zweien ab und fragte in seiner seit Voldemorts Tod gepflogenen Gelassenheit: „Hey, habt ihr Kreacher irgendwo gesehen? Den Hauself."
„Nein, gerade nicht", erwähnte Hermine beiläufig.
Harry holte sich was zu trinken. Er rief zu seinen Freunden: „Kingsley kommt heute übrigens noch vorbei!"
„WAS? Du ladest einfach den Zaubereiminister zu uns ein?" Ron hob die Augenbrauen. Er war sichtlich überrascht – negativ überrascht.
„Beruhig dich Ron. Ich will wissen, was ich als Auror machen muss."
Harry kam mit einem Glas Wasser aus der Küche. „Was ist mit dir eigentlich? Wolltest du nicht auch Auror werden?"
Da wurde Ron nervös. Klar, wollte er das...Nur nicht so schnell. Auror zu sein ist eben kein Honigschlecken, das hatte ihm McGonagall auch gesagt.
„Natürlich, Ron. Du gehörst auch dazu!", legte Hermine nach, klopfte ihm auf die Schulter und stand auf. Ron seufzte.
„Aber wenn ich Auror werde, kann ich dich ja gar nicht mehr oft sehen!", bemerkte Ron, Hermine von hinten umarmend.
„Wieso? Ich arbeite doch bei der Strafverfolgung. Das ist gleich nebenan", machte Hermine klar.
Sekunden später klingelte es auch schon. „Kingsley!", wusste Harry und hüpfte sofort auf.

Kingsley trat ein. Er trug eine lange dunkelblaue Robe und darunter violette Gewänder. Auch die orientalische Kopfbedeckung fehlte nicht. Zum Gruß hob er seine Hand. Unmittelbar richteten sich Hermine und Ron in eine adequate Haltung auf.
„Das goldene Trio. Schön euch zu sehen!"
„Guten Morgen, Mr Shacklebolt!", sagte Hermine ehrfürchtig. Sie setzten sich an einen runden Tisch.
Kingsley stützte die Arme auf der Tischplatte ab und begann zu sprechen:
„In der Welt der Muggel ist so weit alles beim Alten, alles in guten Händen. Ich freue mich sehr darüber, denn es ist überhaupt nicht selbstverständlich. Was das Ministerium anbelangt: Wir sind noch dabei, die Prioritätenliste abzuarbeiten. Das heißt: Leute ausfindig machen, die mit den Todessern unter einer Decke steckten; alle Kriegsopfer zu hospitalisieren, auch jene, die unter dem Imperius-Fluch standen; Posten neu zu besetzen; genauso wie die Reparaturen rund um Schloss Hogwarts schnell voranzutreiben-"
„Wie sieht es in Hogwarts aus?" Diese Frage brannte Harry auf der Seele.
Kingsley seufzte. „Schlecht. Manche Schäden können schwer bis gar nicht behoben werden. Auch mit der Unterstützung von Zentauren und Grawp und den angeheuerten freiwilligen Helfern bedarf es noch unabsehbare Zeit, bis Unterricht und Schulleben möglich sein wird. Ich habe mit Professor McGonagall" – Harrys Gemüt erhob sich bei dem Namen – „gesprochen und es wird kommendes Semester kein Unterricht stattfinden."
„Wie sicher ist das?", hackte Harry nach.
„Sehr sicher. Ach ja, Minerva lässt dir einen Brief von ihr zukommen."