21 - Nur eine Frage
Da stand sie nun – der gesamte Zaubertränkeraum zerlegt. Harry verletzt im Ohnmachtszustand. Sie streichelte ihm über den Arm. Auf seiner Hand! Da hatte er doch ein Wort eingraviert! Sie sah nach. Zu ihrem Erschrecken schien nicht mehr dasselbe Wort dort auf. Nein, nun standen neun Buchstaben geschrieben: Schicksal. Ginny überkam eine Welle der Angst. Sie fühlte sich verzweifelt. Hätte sie nur nicht Ron verspottet an diesem Abend! Ihr Bruder, auch wenn er oft ein Bengel war, lässt sie nicht hängen. Nicht wenn sie in Gefahr war. Sie wollte keineswegs so überreagieren, sie fühlte sich an diesem Abend in die Ecke gedrängt. So wie jetzt auch. Überforderung. Immer konnte sie auf andere vertrauen, sei es familiär – sei es in ihrem Freundeskreis – aber nun? Kein Harry, keine Hermine, kein Ron. Den Tränen nahe hob sie Harry hoch. Sie hievte ihn aus dem Klassenzimmer. Eine Blutspur bildete sich hinter ihr. „Oh, nein, Harry." Sie wurde schwach.
„Bitte halte durch!", sagte sie sich immer wieder. Sie sagte es zu sich selbst und zu Harry.
Wer kam da in der Stunde, in der alle anderen weg waren? Ginny erschrak. Es war niemand anderes als McGonagall. Sie hastete um die Ecke. Sie eilte geradeaus und zwar direkt auf Ginny zu. Dann stützte sie Harry. „Prof... Minerva, Draco ist... ins Klassen-" – „Ich weiß, Ginny, ich weiß", unterbrach sie die Schulleiterin. Beruhigende Stimme. Ginny saß der Schreck nichtsdestoweniger noch in den Gliedern. Sie schwitzte und keuchte. Deswegen nahm MacGonagall Harry alleine mit sich in den Krankenflügel.
„Professor! Ich habe nur eine Frage!" – „Nicht jetzt, Liebes!", wehrte McGonagall ab. In dem Moment kam Harry wieder zu Bewusstsein. Er atmete schwerfällig ein.
„HARRY!", rief Ginny. Sein Klagen besorgte sie sehr.
„Ginny, nein, keine Sor..." Harry sah wieder schwarz vor beiden Augen. Minerva gab sich Mühe, ihn nicht ruckartig zu bewegen – und doch musste sie schnell handeln. Sie kamen schon in den Hof.
„Harry, mein Liebster! BITTE! Nicht aufgeben, ja!" Ginny lief hinterher. Ihr Herz raste.
„Bitte, gib mir kurz Ginny", hauchte Harry zu McGonagall. Er bemühte sich verständlich zu sprechen. Ihn quälte so ein flaues Gefühl im Magen. Ginny erschien in dem Augenblick vor McGonagall.
„G-Ginny... du bist eine Seele. Bitte, keine Angst wegen mir." Er hielt sich die Hand vor die Wunde am Kopf und ächzte.
Von der anderen Seite kam Kingsley Shacklebolt, Zaubereiminister, mit seinem Gefolge über den Hof. Sobald er den verwundeten Harry erkannte, begann er zu laufen.
Ginny nahm ihren Freund in die Arme. Sie hatte sich so tief in ihn verliebt, dass sie ihn ohne ihn gar nicht weiterleben konnte.
„Was ist geschehen?", wollte Kingsley sofort wissen. Sein Mitleid war sichtbar.
„Draco Malfoy hat uns aufgespürt und feig angegriffen", verriet das Mädchen.
„Ich will sofort eine Stafverfolgung auf Malfoy", ordnete der Minister seinem Assistenten an. Zwei Auroren waren gerade dabei, Harry zu verarzten, da fiel McGonagall der Arm von dem Jungen auf. Sie erschrak. „Das Buch M.E.R.L.I.N!"
Die Auroren ergriff ebenfalls eine Schockwelle. Kingsley dagegen schien nichts zu wissen. Der Himmel verfinsterte sich. Ginny runzelte sie Stirn. Genau über das wollte sie McGonagall vorhin befragen. Die Schulleiterin öffnete den Mund. Berauscht verarbeitete sie, was da gerade passierte.
„Das Buch M.E.R.L.I.N ruft ihn!"
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