20 - Ziel der verwunschenen Reise

Der Tod von Dumbledore schmerzte nach wie vor. Nicht Dolores und Travers selbstverständlich – die fürchteten gar nichts mehr. Was hatten sie auch zu verlieren? Das ist es: Sie haben bereits verloren. Nun waren sie im Haus von Besagtem.
Unter anderem hing ein Bild eines feurigen Phönix an der Wand im Paterre seines Anwesens. Für Travers war das wie eine Warnung. Er fühlte sich ähnlich beklemmt wie auf der Mission in Askaban. So ganz alleine in dem fremden, verlassenen Haus – nicht zu reden von dem sonderbaren Tierwesen, dem Peerei.
Die kleine Gruppe kam aus dem Foyer in den leeren Wohnraum. Mit vorsichtigen Blicken untersuchten die Magier den Innenbereich, in dem alles in einer beschaulichen Ruhe lag. Zwei Wendeltreppen schlangen sich hoch in das Oberparterre.
„Die Treppe hinauf!", ordnete Dolores an. Offensichtlich wollte sie an diesem Ort keine Minute länger bleiben als notwendig. Das Peerei hüpfte beschwingt voraus. Für einen Moment erstarrte die Hexe: Eine bärtige Gestalt sah ihr entgegen. Ernster Gesichtsausdruck. Langer dunkler Mantel. Wer hatte wohl das Bild von Albus Dumbledore zerschlagen und auf den Boden geworfen?
Das Holz knarrte unter den Füßen, als die Magier hinaufstiegen. Travers dachte an die Vergangenheit. Sie waren so dicht vor dem Abgrund gewesen. Sie schafften es, der verdienten Misere zu entkommen – und trotzdem: Das, was die beiden taten, war nicht unschuldig ihr Leben zu führen! Es war ins Fleisch ihrer Feinde zu schneiden...
Dolores schnaufte kurz und hob dann bedenkenlos den Zauberstab. Sie betraten einen großen Raum mit Schreibtisch, vollen Schränken, Teppichen an den marmornen Wänden. Das Licht fiel schwach von den Fenstern ins Innere, sodass vieles im Unscheinbaren blieb. Nyzeborn breitete sich am Tisch aus.
„Travers, hier muss es sein", flüsterte Dolores in die Stille. In ihre Stimme lag etwas Überraschendes, als wäre die Hexe von einer geheimnisvollen Kraft erfüllt.
„Ja, ich spüre es auch", staunte Travers neugierig-verzückt, „es macht mich regelrecht berauscht!"
Die zwei ließen ihre Blicke ringsum schweifen. Aber spüren reicht nicht...
„Und jetzt? Wo ist das Buch?", drängte Dolores.
Und dann – im selben Augenblick – machte es klick in ihren Köpfen. Ihr Atem blieb von der einen auf die andere Sekunde stehen Ganz langsam drehten sich die Magier zum Schreibtisch. Sie erhoben ihre Zauberstäbe. Sie schauten zum Peerei, ihre Augen begannen zu funkeln. Da, wo er lag, lag auch das hoffnungsvolle Buch! Nyzeborn hütete das Buch!

Das Peerei entgegnete:

„Wähle dein Schicksal sehr weise,
ich flüster dir schnurrend und leise,
den Sinn deiner verwunschenen Reise."

Seine Stimme hatte genau diese Kraft, die das Buch aussandte. Alles wob sich für die Sucher zum Ganzen. Das einfallende Licht wurde noch fahler. Sonderbare Kälte schien den Raum zu umhüllen.

„Magie siegt nicht, Liebe viel eher,
Begnadete Sucher fühlen seit jeher.
Mein Ende rückt langsam immer näher!"


„So, das war's!", rief Dolores gefühllos.
Ein Fluch schoss durch das Zimmer und jagte Nyzeborn einen so gewaltigen Schmerz in die Brust, dass er mit einem unterdrückten Schmerzensschrei die Balance verlor. Doch er rappelte sich wieder auf.
„Stupor!", zauberte Travers. Der Fluch perlte am Fell des Wesens, das nun hell schimmerte, ab. Nyzeborn flog auf das Duo zu. Umbridge schwang den Zauberstab.
Das Peerei drehte sich in der Luft, als wollte es der Attacke ausweichen. Dann traf ihn der zweite Fluch, wie vorgeahnt. Es geschah tatsächlich! Und das magische Wesen klappte zusammen, Nyzeborn sah nur noch schwarz.
Dolores lächelte. Sie genoss diesen Moment im Innersten.
Travers trat näher zu dem reglosen Körper. „Du bist äußerst schwer zu bändigen!", bemerkte der Verbrecher ungerührt.
Da, wo das Wesen vorhin noch ruhte, erstrahlte ein geöffnetes Buch... und zog die Menschen in den Bann. Für einen Moment ließ es den Raum sogar in orangefarbenen Sonnenlicht erstrahlen. Travers entfuhr ein von Demut erfüllter Laut. „Das war spielend einfach!"


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