13 - Snapes dunkle Erinnerung
„Snape hat mir etwas vermacht, er hat etwas in dieser Festnacht an mich weitergegeben, Ginny."
Grimmauldplatz 12, Nacht
Die Tür ging auf und kalte Luft drang in den Raum. Draußen hingen Nebelschwaden in der Luft. Eine dünne Gestalt, ganz in schwarzen Gewändern gehüllt, stand an der Schwelle.
„Ihr habt mich gerufen!", ertönte Snapes monotone Stimme.
Es herrschte kurz Stille, ehe einer von zwei Männern – Todesser, wie man unschwer erkennen konnte – im Innenraum beschwingt entgegnete: „Severus, komm herein!" Gleich daraufhin deutete dieser mit der Hand auf einen noch freien Armsessel neben sich, als würde er sagen: „Mach es dir behaglich bei uns."
Die schwarzen Augen des Eingeladenen huschten über die Wände des Black-Wohnsitzes.
„Etwas Whiskey?", fragte der zweite Mann, eine Flasche von dem Tischchen neben ihm erhebend. Das war Yaxley! Weil Snape mit einem kurzen Handwink ablehnte, schenkte er nur sich und seinem Kollegen ein.
Snape setzte sich auf den freien Stuhl zu den beiden.
Fragen schossen Harry durch den Kopf. Was wollten sie von dem Professor? Wann genau war das alles überhaupt passiert. Es musste nach der Flucht aus dem Ministerium gewesen sein, denn ab da hatte Yaxley Zugriff auf den Phoenixorden-Hauptsitz. Harry sah das bärtige, straffe Gesicht des sprechenden Todessers. Warum kam er ihm bekannt vor? War er nicht damals beim Kampf im Ministerium, Ende fünftes Schuljahr, dabei? Und beim Zusammentreffen mit Xenophilius Lovegood im Haus der Lovegoods?
„Travers, wir haben alles unter unserer Kontrolle", versicherte Snape.
Travers! Das war er – Travers! Dieser Mistkerl. Aber...hatte ihn das Ministerium mittlerweile gefasst und nach Askaban verbannt? Harry war sich nicht sicher...
Travers legte den Kopf schief. „Wenn unsere Seite verliert-"
„Unsere Seite verliert nicht!", unterbrach Snape glatt.
„So sieht es aus. Aber Yaxley hier" – Travers deutetes auf den großgewachsenen, souverän wirkenden Mann bei ihm – „weiß, dass wir alles verlieren müssten, um gewinnen zu können. Die Rebellion hat einen starken Kern, stärker als jede Gewalt, die wir anwenden können. Bis jetzt."
Harry schluckte aufgeregt. Hatten die Anhänger Voldemorts tatsächlich einen Machtverlust vorausgesehen oder verbreitete Yaxley da falsche Nachrichten?
Travers fuhr in betrübter Sprechweise fort: „Wir sind einfach zu wenige Reinblüter. Wir sind dazu verdammt, früher oder später zu kapitulieren." Der Todesser beugte sich noch näher zu Snape. „Ich, jedenfalls, will nicht unbedingt mein restliches Leben in Askaban verbringen."
Harry hielt die Luft an. Das war so spannend. Eine Szene, die der zukünftige Auror nicht für möglich gehalten hätte, spielte sich hier ab.
Snape starrte Travers nur wortlos an, eine gewisse Skepsis nicht außer Acht lassend.
„Was wollt ihr tun? Euch von eurem Schicksal abwenden?", erwiderte der Professor nach einer stimmungsschweren Stille. Seine schwarzen Augen zeigten inneren Spott. Da holte Travers – leicht theatralisch, als hätte er diesen Moment vorausgesehen – einen Papierstreifen aus seiner Umhangtasche und reichte diesen sanft lächelnd seinem Gast. Erst nachdem Snape ihn genommen hatte, lehnte er sich wieder gelassen zurück.
„Nein, nein, Severus. Wir sind Freunde des Schicksals", beteuerte Yaxley.
Der Blick von Snape war undeutbar. Harry war schon gespannt, was wohl auf dem Zettel stand.
„Ihr habt – Und dafür legt ihr die Hand ins Feuer?", fragte Snape.
„Absolut sicher." Yaxley erlaubte sich ein zufriedenes Lächeln.
Daraufhin verkündete Travers voller Begeisterung: „Du wirst sehen, das hier ist nicht ganz normal. Nein, das ist etwas Heimliches. Das ist der Schlüssel zur Hegemonie!" Und in diesem Augenblick endete die Erinnerung.
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