1 - Reise in die Verdammnis
Draco sah mit pochendem Herzen durch die beschlagene Fensterscheibe. Nichts als Nebel und Finsternis umhüllte die von Thestralen gezogene Kutsche. Auf was hatte er sich da eingelassen? Wie leicht ließ er sich doch hierfür rekrutieren!
Angestrengt nachdenkend kauerte Draco in seinem schwarzen Mantel und in Handschuhe und Slytherin-Schal eingepackt auf dem ledernen Sitz, gegenüber von Travers, der grinsend ein Fläschchen aus der Innentasche seiner Jacke holte. Was tat er? Der Junge wandte sich mit zunehmend neugierigem Blick seinem Gefährten und dem goldgelben Trank in dessen Hand zu. Ein Anflug von Verwunderung stand Draco dabei ins Gesicht geschrieben.
„Felix Felicis", erklärte Travers lebhaft.
Da wurden ganz schnell Erinnerungen in Draco wach. Ein Laut des Zornes entfuhr ihm, während er sich wieder abwandte.
„Der Glückstrank wird mich vor den... Dementoren beschützen." Travers sah – immer noch in dieser leichten Überheblichkeit – zur Decke auf.
„Von wo hast du den Trank?", fragte Draco.
„Mmmh" – Travers lehnte sich vor – „Snape sagte mir Bescheid. Ich brach während der verlorenen Schlacht in das Zaubertränke-Klassenzimmer ein."
Snape! Bei dem Wort durchdrang ein stechender Schmerz Dracos Brust. Snape war tot, einfach tot. Er realisierte nur schwer, was das bedeutete!
Travers entging nicht, wie Draco reagierte und meinte: „Er war kein Mann der großen Worte, aber schade, dass der dunkle Lord ihn umbrachte. Er wäre äußerst nützlich."
Er hob den Zauberstab und die Kappe löste sich mit einem "plopp" von dem Fläschchen. Hierauf nippte Travers an dem Trank. Genießerisch hob er die Augenbrauen. Draco, der indes seine Handschuhe auszog, sah mit neugierigem Blick zu.
„D-darf ich auch?", bat der Junge, streckte seine Hand aus und wartete gespannt.
„Wozu brauchst du denn Glück? Du bleibst ja in der Kutsche."
Travers verstaute sein Fläschchen wieder.
„Wer weiß, was passiert?", entgegnete Draco verunsichert. Travers erhob sich.
„Du bist wie dein Vater. Du wirst nichts brauchen außer ein wenig Draufgängertum! Oder sind dir deine Eltern jetzt nicht mehr wichtig?" – „Doch!", versicherte Draco sofort.
Travers legte seine rechte Hand auf den Türknauf. „Na eben", sprach er kaum überrascht. Die Kälte wurde größer. Travers schürzte die Lippen.
„So lass uns nicht mehr länger abwarten, sondern auf den Punkt kommen, Draco!" Die Stimme von Travers klang jetzt überaus abenteuerlustig.
Der Mann öffnete die Schiebetür mit einem Ruck.
Draco schrie. Eisiger Wind sauste und brauste in ohrenbetäubender Lautstärke und peitschte Travers ins Gesicht, der aber nur lustvoll lachte.
„NEEIIN!", schrie Draco, der wagte aufzustehen – man hörte ihn nicht. Er sah in die finstere Tiefe. Da wurde sein Gesicht gleich noch viel bleicher. Ohne weitere Gelegenheiten verstreichen zu lassen, stürzte sich Travers von der Kutsche. Draco verfolgte seine Silhouette mit rasendem Herzen.
Die Kutsche machte nun eine scharfe Kurve, bei der Draco fast aus dem Wagen gefallen wäre. Er musste die Tür zukriegen! Schnell!! Eine zitternde Hand klammerte sich an die Gepäckstange. Die nächste Tat könnte seine letzte sein. Alles Glück schien verloren. Das konnte nicht wahr sein! Angst zerstreute immer mehr seine Hoffnung, mit letzter Kraft streckte er die freie Hand in Richtung Tür. Ein Keuchen entfuhr ihm.
Der Wind blies ihm unter die Kleider und sein Schal, der sich augenscheinlich gelöst hatte, flog im Nu davon. Ächzend reckte er sich, bis die Finger endlich die Tür berührten. Da ruckelte der Wagen auf einmal und Draco stand mit dem rechten Fuß... er stand gar nirgendwo, sein Bein hängte eher aus der Kutsche. Seine schweißnassen Finger konnten ihn zudem nicht sehr viel länger – gegen den Luftzug – im Wageninneren halten. Nach all dem, was er durchgemacht hatte, war das nun sein letzter Augenblick? Allein in der Kutsche seines Vaters? Der Junge hatte nicht einmal noch die Nerven, zum Abschluss an etwas Schönes zu denken, mit einer verheißungsvollen Erinnerung in die ewigen Jagdgründe einzugehen – obwohl es doch so viele gäbe!
Sein Arm zitterte wie wild. Sternchen vor den Augen... Die Anstrengung erreichte ihren Höhepunkt. Ungestüm setzten die Räder an etwas Hartem ab. Die Thestrale bremsten stark.
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