Friend or Boyfriend?

Hallo :)

Viel Spaß beim Lesen und habt einen schönen Tag. ^.^

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Für einen 10 Jährigen gab es nichts Schöneres, als auf eine Klassenfahrt zu gehen, ganz besonders dann nicht, wenn er sich mit der gesamten Klasse gut verstand und der Junge dabei war, der ihn immer so schüchtern anlächelte. Natürlich verstand er in diesem Alter nur wenig von den Gefühlen die sich in ihm breit machten, wenn er den Jungen ansah. Das sein Herz schneller schlug wenn er die niedlichen kleinen Hasenzähne sah oder die braunen Augen, die immer etwas zu lange auf ihm lagen. Taehyung war ein aufgeweckter kleiner Junge, der meist nur Blödsinn im Kopf hatte. Er brachte mit seinen Ideen immer jemanden zum Lachen und selbst die Erwachsenen konnten ihm nie lange böse sein.

In einer Reihe saßen sie auf einer kleinen Mauer, Taehyung hörte der Lehrerin nur mit halben Ohr zu, während sein Blick zur Seite wanderte. Seine Augen fanden wie von selbst die des Jungen, der Jungkook hieß, der ihn meist stumm bewunderte. Dieser war zu schüchtern um Regeln zu brechen, aber er mochte es wenn Taehyung wieder mal eine Idee hatte. Mit einem verschmitzten Lächeln reichte dieser einen kleinen Zettel an seinen Nebenmann weiter, der ihn wiederum weitergab. Ungesehen von der Lehrerin wurde der Zettel weiter gereicht, bis er bei Jungkook ankam. Mit zitternden Händen faltete er ihn auseinander und las die krakeligen Worte die darauf standen.


Kreuze an.

Ich wäre gerne mit Taehyung

☐ befreundet oder

☐ sein Freund.



Unsicher lehnte sich Jungkook vor, sah zu Taehyung hinüber, der ihm zuzwinkerte. Mit einem schüchternen Lächeln zog er daraufhin einen Stift aus seiner Tasche und setzte sein Kreuz. Hielt den Zettel so, dass sein Nebenmann ihn nicht lesen konnte, da er doch etwas neugierig zu ihm hinüber schielte. Er kam nicht mehr dazu den Zettel zurück zu reichen, da die Lehrerin dazu aufrief weiter zu gehen. Ohne groß darüber nachzudenken, legte Jungkook den Zettel neben sich auf die kleine Mauer und schnappte sich seine Tasche. Er gesellte sich zu seinen Klassenkameraden, die sich lautstark um ihre Lehrerin scharrten und beobachtete Taehyung schüchtern dabei, wie dieser auf den Zettel zu lief.

Doch das Schicksal meinte es nicht gut mit diesem. Ein Windstoß erfasste den gefalteten Zettel, ließ ihn durch die Luft tanzen. Der 10 Jährige versuchte ihn zu erreichen, sprang immer wieder hoch um ihn zu fangen, doch er war einfach zu klein.
Ohne auf seine Umgebung zu achten, lief Taehyung ihm hinterher, bis der Zettel auf der Straße liegen blieb. Glücklich darüber hockte er sich hin, wollte ihn aufheben, bis er erschrocken aufsah. Direkt in die blendenden Scheinwerfer eines schnell näher kommenden Autos.

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10 Jahre später

Taehyung würde lügen, wenn er sich nicht mehr an den Tag von vor genau 10 Jahren erinnern würde. Doch auf seine Frage hatte er nie eine Antwort bekommen. Das Quietschen der Reifen, das laute Geschrei der umstehenden Leute. Er hörte es noch ganz genau, auch der Schmerz als das Auto ihn beim ausweichen erwischte. Er hatte sich den Arm gebrochen und eine Gehirnerschütterung erlitten. Für einen 10 Jährigen eigentlich nichts schlimmes, wahrscheinlich hätte er jedem stolz seinen Gips gezeigt und alle unterschreiben lassen.

Seine Eltern jedoch fanden das Ganze nicht so witzig. Sie gaben der Lehrerin die Schuld, sie hätte doch ihre Aufsichtspflicht verletzt, obwohl Taehyung einfach nur hätte achtsamer sein müssen. Sie nahmen ihn von der Schule, hörten nicht auf ihn als er unter Tränen bei seinen Freunden bleiben wollten und meldeten ihn auf einer für sie passenderen Schule an. Sie lag in der selben Stadt nur am anderen Ende und trotzdem sah er seine Mitschüler und ganz besonders Jungkook nicht wieder.

Schwach konnte er sich noch an den kleinen Zettel erinnern, als er benommen den Kopf gedreht hatte, wie dieser in einer Pfütze gelegen und sich langsam mit der Flüssigkeit vollgesaugt hatte. Ein heran nahender Helfer, trat auf den Zettel und zerstörte damit Taehyungs Hoffnung, jemals eine Antwort zu erhalten.

Jetzt mit 20 war es für Taehyung viel einfach, über seine Gefühle nachzudenken. Was er gefühlt hatte, wenn Jungkook ihn angelächelt hatte. Schon lange war er sich über seine Sexualität im Klaren, akzeptierte die Tatsache, dass er Männer anziehender fand als Frauen. Wahrscheinlich hatte er es schon als 10 Jähriger gewusst, unterbewusst. Als seine Mitschüler, Mädchen langsam interessant fanden, fand Taehyung sie immer noch doof. Einzig und allein Jungkook hatte ihn interessiert.

~♥~

Mit einem heißen Becher Kaffee in der Hand, lief Taehyung durch die Menschenmassen und ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, wenn sie hastig an ihm vorbei liefen. Er war Kunststudent, hatte momentan Semesterferien und wusste nichts mit sich anzufangen. Die Tage verbrachte er damit durch die Stadt zu laufen, sich ein schattiges Plätzchen zu suchen und die Leute zu beobachten. Unterbewusst war ihm klar, dass er nach einer ganz bestimmten Person suchte, auch wenn er sich das noch nicht eingestehen wollte. Er wollte ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen. Die Gefahr war groß das er ihn niemals finden würde, aber er klammerte sich an seine restliche verbliebene Hoffnung, die sich in sein Herz gekrallt hatte.

Völlig in Gedanken versunken bemerkte Taehyung nicht, dass er direkt auf Jemanden zu lief, der völlig auf sein Handy fokussiert war. Im nächsten Moment wurde sein Kaffee aus seiner Hand gestoßen und ergoss sich auf seinen Pullover. Zischend schüttelte er seine Hand, von der die heiße Flüssigkeit ebenfalls heruntertropfte. „Pass auf wo du hin läufst", wurde er zurecht gewiesen, ein passender Spruch lag Taehyung schon auf den Lippen, doch er riss sich zusammen. Er mochte es nicht zu fluchen oder jemanden zu beleidigen. Mit einem Taschentuch versuchte er das Gröbste wegzuwischen und ignorierte die Tatsache, dass seine Hand bereits rot wurde. Der Kaffee war heißer gewesen als gedacht.

Sein Pullover war versaut, seine Hand brannte und seine Laune war für den Moment im Keller. Kopfschüttelnd drängelte sich Taehyung durch die Menschenmassen und betrat ein kleines Café. Ein neuer Kaffee musste her und vielleicht konnte er sich hier auf der Toilette etwas frisch machen. Seine Augen scannten den Raum und gewöhnten sich nur langsam an die Dunkelheit, da die Sonne unnachgiebig heiß vom Himmel schien.
Taehyung war der einzige Gast, während hinter dem Tresen ein junger Mann stand. Er trug ein weißes Hemd, darüber eine dunkelrote Schürze und seine schwarzen Haare fielen im in die Stirn. Er schien ihn nicht bemerkt zu haben, denn er starrte konzentriert in ein Buch vor sich.

Räuspernd machte sich Taehyung bemerkbar, als sein Gegenüber errötend den Blick hob. „Oh entschuldigen Sie bitte, ich habe... ähm... nur ein Rezept..." Stotternd versuchte er sich zu erklären, bevor er den Kopf schüttelte und sich sammelte. „Was kann ich für sie tun" Perplex starrte Taehyung ihn an, vergaß für einen Moment völlig warum er hier war. „Sir?"
„Einen Kaffee bitte. Schwarz ohne Zucker", murmelte er, starrte den jungen Mann vor sich einfach nur an.
„Gerne, kommt sofort."

Irgendwoher kannte Taehyung dieses Gesicht, suchte angestrengt in den hintersten Winkeln seines Hirns nach einem Namen.
„Kann ich noch etwas für sie tun?" Abwesend winkte Taehyung ab, wollte gerade gehen um auf den Toiletten zu verschwinden, als er aufgehalten wurde. „Was haben sie mit ihrer Hand gemacht, dass sieht wirklich böse aus." Mit einem wenig intelligenten Blick sah er auf seine Hand und erinnerte sich daran, dass er sich ja seine Hand verbrannt hatte. „Ich habe nur meinen Kaffee verschüttet. Nichts Schlimmes."
„Kommen sie, das muss gekühlt werden." Ohne Taehyung eine Chance zu lassen, lief der junge Mann um den Tresen herum und zog ihn am Handgelenk in einen Raum hinter dem Tresen. „Ich darf nicht hier sein", teilte Taehyung ihm mit, erntete aber nur ein belustigtes Schnauben. „Ich bin alleine hier und selbst wenn, sie sind verletzt."

Während er seine Hand unter kaltes Wasser hielt, verschwand der Angestellte kurz und kam mit einer kleinen Kühlkompresse zurück. Sanft trocknete er die Hand, strich mit den Fingern über die gerötete Haut. „Ich denke es wird keine Blasen geben. Aber zur Sicherheit kühlen Sie es noch ein wenig." Dankbar nahm Taehyung die Kompresse entgegen und seufzte leise als das Brennen etwas nachließ.

~♥~

So kam es, dass er wenig später mit einer Tasse Kaffee am Tresen saß, während seine Hand unter der Kompresse gekühlt wurde. Stille breitete sich zwischen ihnen aus, keine unangenehme. Eher eine entspannte so als würde jeder seinen Gedanken nachhängen. „Der Kaffee geht übrings aufs Haus."
Überrascht sah Taehyung zu dem jungen Mann hinüber, der wieder hinter dem Tresen stand und das Buch von vorhin las.
„Das kann ich nicht annehmen", lehnte Taehyung ab und erstarrte. „Bitte." Ein schüchternes Lächeln legte sich auf die Lippen seines Gegenüber. Ein Lächeln, welches seine Hasenzähne zeigte.

„Jungkook?" Sein Gegenüber erstarrte und sein Lächeln verschwand, bevor er zögernd nickte. „Ja?"
„Taehyung, wir waren mal in einer Klasse", stellte er sich vor und in den Augen von Jungkook blitzte die Erkenntnis auf. „Es ist so lange her, bestimmt 10 Jahre oder?"
„Ja, nach meinem Unfall wollten meine Eltern unbedingt, dass ich die Schule wechsel." Ein trauriger Ausdruck tauchte in Jungkooks Gesicht auf. „Wie geht es dir?" Taehyung wusste auf was Jungkook anspielte.
„Ach den Unfall habe ich gut überstanden, meine Eltern haben völlig übertrieben. Nur eine kleine Narbe am Arm erinnert mich daran." Während er sprach schob er den Ärmel seiner verletzten Hand etwas nach oben und zeigte auf eine kleine, bereits zum Teil verblasste Narbe, an seinem Unterarm. Jungkooks Augen lagen darauf, bevor er Taehyung direkt ansah. „Es war wirklich seltsam, als du nicht mehr da warst. Teilweise habe ich mir sogar die Schuld gegeben, immerhin habe ich deinen... kleinen Zettel auf die Mauer gelegt."

Ein leichte Röte legte sich auf Jungkooks Wangen, während Taehyung ihn sprachlos ansah. Da war es wieder. Das gleiche Gefühl, welches sein Herz schneller schlagen ließ und seine Gedanken durcheinander brachte.
Ablenkend nahm er einen Schluck seines geliebten Heißgetränks, bevor er seinen Mut zusammen nahm. „Ich habe nie erfahren was du angekreuzt hast, sagst du es mir?"

Unendlich lange Minuten verstrichen, in denen Taehyung unruhig auf seinem Stuhl hin und her rutschte, während Jungkook alles ansah nur nicht ihn. Erst als Jungkook unter Taehyungs Blicken um den Tresen herumging und sich neben ihn auf einen der Hocker setzte, fixierte ihn der Schwarzhaarige direkt. Seine dunklen Augen verfingen sich in denen von Taehyung, raubten ihm für wenige Sekunden den Atem, bevor er die nächsten Worte vernahm.

„Taehyung, ich wäre sehr gerne dein fester Freund."

Die Glücksgefühle die ihn durchströmten, zauberten ein breites Grinsen auf seine Lippen. Gedanklich dankte er dem fremden Typen der ihn angerempelt hatte, ansonsten wäre er niemals in dieses Café gegangen und hätte Jungkook nicht wieder getroffen.
Seine Augen lagen auf Jungkooks Gesicht, der ihn schüchtern anlächelte. Genauso wie vor 10 Jahren. Als der kleine Taehyung sein Herz an den schüchternen und stillen Jungen verschenkt hatte. An Jungkook, der das Geschenk all die Jahre wie einen Schatz gehütet und ihn ebenfalls nie vergessen hatte.

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