Kapitel 9

Durch warme Sonnenstrahlen schreckte ich aus dem Schlaf hoch, da ich einen furchtbaren Traum hatte. Aber mein Sofa fühlt sich doch nicht so weich an und mein Wohnsitz riecht nicht so blumig. Mein Adrenalinspiegel stieg schnell an und stand schnell auf, sodass mir schwarz vor Augen wurde. In meinem Traum ist mir auch passiert das mir schwarz vor Augen wurde weil ich zu schnell aufgestanden bin. Aber warum bin ich denn da schnell aufgestanden?
Tante Linda. Friedhof. Lilith.
Es war kein Traum sondern eher ein Trauma. Wo steckt bitteschön Lilith? Ich stützte mich an die Lehne des Bettes aus dem ich davor aufgestanden bin und mein Hals fühlte sich stark trocken an. Während sich mein Puls etwas beruhigte und der Film von der Erinnerung sich fertig abspielte sah ich mich im Raum um. Aber ich konnte dabei kaum einen klaren Gedanken fassen, da ich keine Ahnung habe wo ich bin.
"Hallo?"; rief ich mehrmals, so laut wie meine Stimme erlaubte. Mein Hals schmerzte nicht mal nach einer langen Stimmprobe so. 
"Hast du dich erholt?", kam es von einer weiblichen Stimme die sich erschreckend nah anhört.
Ich drehte meinen Kopf zur Seite und sah den Platz an, an dem ich vorher noch lag und dort liegt gerade Dalia. Seit wann ist sie schon dort und was sucht sie hier? Jetzt ging mir ein Licht auf.
Ich bin in der Hütte von den beiden Schwestern! Und wie lange habe ich geschlafen und wie bin ich hierher gekommen? So viele Fragen schwirrten in meinem Kopf und die einfachsten stellte ich sofort dem kleinen Mädchen. 
Nachdem mein Wörterschwall zu Ende war, huschte sie ohne Kommentar aus dem Zimmer. Sollte ich ihr folgen? Schnell versuchte ich Dalia zu folgen. Obwohl ich schnell bin, hängte sie mich ab und ratlos blieb ich vor einer riesigen Glasvitrine stehen die ziemlich kindisch wirkt für zwei reife Mädchen. In ihr befanden sich nämlich nebeneinander aufgestellte Kochlöffel, verziert mit Stoff und vielen weiteren Haushaltsmaterialien. Interessant war, dass jeder Löffel einen Kartonstreifen mit einem menschlichen Namen trug und das Aussehen an ein Alltagsoutfit eines Menschen erinnert. Zum Beispiel eines mit einem kurzen blauen Rock, kombiniert mit einer roten Bluse und braunen Zöpfen, sowie der Aufschrift Lilly Goldburg. Hatte Dalia nicht mal erzählt, dass Lilith mal eine Lilly besucht hat? Apropos die Beiden:
Wo stecken sie?
Wann kommt Dalia wieder?
haben sie mich ernsthaft unbeaufsichtigt in ihren eigenen vier Wänden gelassen?
Das Knarzen einer Holzdiele zerrte mich in die reale Welt zurück und eine kalte, zarte Hand bettete sich in meine. Ohne meine Hand wegzuziehen blickte ich die eisblauen Augen von Lilith. Sie lief etwas voraus und zog mich etwas hinter ihr her. Alles schien wie in einem Märchen in diesem Moment, so als würde die Zeit für einen Moment stillstehen.
Also zerstörte ich die angenehme Stille und fragte Lilith nach der Uhrzeit und wie wir hierhergekommen sind, da mir diese Fragen auf der Zunge brannten. 

"Wir haben etwa 10:30 Uhr. Du warst gestern so am Boden zerstört und dann bist du halb blind mit mir nach Hause gegangen und kannst dich anscheinend nicht mehr erinnern."

Erschrocken riss ich mich von ihr los um ihr besser ins Gesicht sehen zu können. "Hast du gerade gestern gesagt?"

"Wir sind so um 10 Uhr bei mir angekommen und Dalia sollte dir eine einzige Schlaftablette gegeben und da es ein kleines Missverständnis gab wurde es dann doch zu mehreren. Nebenwirkungen könnten demnach Koordinierungsschwäche oder Gedächtnisverlust sein. 
Oh, und falls du brechen musst ist die Tür hinter mir das Bad."

Habe ich also fast einen ganzen Tag geschlafen? Was ist mit der Schule? Waren die Mädchen meinetwegen daheim geblieben? Die fielen Fragen ließen mich schummrig werden 
"Könnte ich mich hinsetzen, bevor ich umkippe?"

Etwas zu schnell zog mich Lilith an Arm und brachte mich in ihre kleine Einbauküche mit integriertem Esstisch, an den ich mich sofort setzte. Dalia tauchte zum ersten Mal seit längerem wieder auf und anstatt mit mir zu reden schob sie einen Zettel vor mich auf den Tisch.

Tut mir leid wegen den Tabletten. Wollte nur lieb sein damit du besser schlafen kannst.

Bevor sie weg huschen konnte zog ich sie in eine Umarmung und sie schlang vorsichtig ihre schlanken Arme um meinen Körper. Plötzlich überkam mich ein starkes Gefühl von Übelkeit und merkte es viel zu spät und erbrach auf Dalias Schulter. Oh mein Gott das tut mir so leid doch bevor ich mich entschuldigen konnte erbrach ich ein zweites Mal aber diesmal auf den zerkratzten Holzboden. Plötzlich kippte Dalia um.
"Sie wird ohnmächtig wenn sie Erbrochenes sieht!", schrie Lilith hysterisch.
Um nach der Kleinen zu sehen, bückte ich mich und krachte dabei so stark gegen den Tisch mit der Stirn, sodass ich spürte wie warme Flüssigkeit über mein Gesicht lief.
"Ich kann kein Blut...", waren Liliths letzte Worte bevor sie umkippte. Wird das hier ernsthaft ein schlechter Film? Ich befand mich mit zwei ohnmächtigen Personen in einem Raum und hatte beim Erste Hilfe Kurs für meinen Führerschein nie hingehört. Das einzig logische für mich war, den Notruf zu wählen. Meine Hand zitterte als ich mein Handy aus der Hosentasche fischte und vertippte mich so oft beim Wählen der Nummer und da kam es noch dazu, dass das Blut 
immer mehr lief und schon anfing auf den Boden zu tropfen. Endlich hörte ich das Piepen und wenige Sekunden später ging schon jemand ran. Mein Puls raste und meine Atmung war viel zu schnell. Viel zu schnell gab ich dem Mann am anderen Ende der Leitung die nötigen Informationen durch, doch er verstand nichts und demnach musste ich jeden Teil mehrmals wiederholen. Mein Blutzucker sank rasant. Nach der Fragerei wurde aufgelegt und anstatt mich hinzusetzen oder meine Platzwunde zu versorgen, beugte ich mich runter zu Lilith, die zum Glück nur im Sessel ohnmächtig geworden war im Gegensatz zu Dalia, deren Beine im Stehen eingeknickt waren. Immer wieder schweifte mein Blick unkontrolliert ab. 
Nach gefühlten Stunden trafen zwei Krankenwägen ein und ich öffnete eilig die Tür. 
"Wo sind die beiden?", sprach einer der Rettungskräfte.
Da ich unfähig war zu sprechen zeigte ich Richtung Küche. 
Mehr und mehr verschwand auch mein Bewusstsein und machte deshalb jemanden auf meine Platzwunde aufmerksam um an einen Verband zu gelangen.
"Am besten nehmen wir Sie auch mit, da Sie genäht werden müssen. Da sie alle minderjährig sind wäre es gut Angehörige zu benachrichtigen. Sind sie in der Lage welche zu nennen?"
Ich verneinte. In diesem Augenblick wurden neben mir Lilith und Dalia rausgeschafft. Schnell wollte ich zu ihnen eilen doch verlor alle Sinne.
...
Ich bin in einem Krankenwagen. Die Sirene heulte und das helle, künstliche Licht blendete mich.
"Er ist wieder bei Bewusstsein."; hörte ich. Dann fielen meine Augen wieder zu. Es ist, als wäre ich unter einer Glaskugel und würde alles abgedämpft oder gar nicht hören. 
Jedenfalls so lange bis wieder alles verstummte.

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Danke an jeden einzelnen Leser der bis hierhin gekommen ist und hoffentlich demnächst noch weiter! Jeder einzelne Leser lässt mein Gesicht etwas aufhellen und eure lieben Worte motivieren mich wirklich sehr. Ich nehme aber auch wirklich gerne Kritik von euch an :)
Nochmals Entschuldigung, dass ich das ursprüngliche Kapitel gelöscht hab.
Wir lesen uns!

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