Kapitel 5
Nachdem mein Besuch außer Sichtweite war, zog ich mich wieder ins Haus zurück doch schlüpfte paar Minuten später wieder raus, da meine ganzen Umzugskartons sich noch im Auto befinden. Der Himmel ist mittlerweile klarer geworden und die Luft frischer. Mein Vater hatte nicht gelogen als er meinte, dass das Haus mit Lebensmitteln gefüllt wurde, da der Kühlschrank und andere Vorratsschränke prall gefüllt waren. Ich machte mir schnell eine Tiefkühlpizza und aß sie auf während ich Fernseher schaute und die Prospekte meiner Schule studierte. Einen Wecker stellte ich mir auch noch. Die erste Nacht verbrachte ich dann auf der Couch, da mir die Kraft fehlte ein Bett zu beziehen. Trotz meiner Müdigkeit schweiften meine Gedanken hin und wieder zu meinem hübschen Besuch von heute.
Hey komm zurück. Krähende Raben. Das Geräusch von Metall was auf dem Boden geschliffen wird. Gequältes Schreien. Rennen in scheinbar endlosen Fluren. Laute fluchende Männer. Immer wieder. Immer wieder.
Schwerkeuchend schreckte ich hoch. Kalter Schweiß ließ mein Shirt an meiner Haut kleben. Immer wieder redete ich mir ein das alles nur ein Traum war. Ein furchtbar realistischer Albtraum. Die Uhr verriet das es gerade mal vier Uhr morgens ist und an Schlaf ist nicht mehr zu denken. Das einzige sinnvolle Gedanke war mich abzulenken. Es wäre sicher eine gute Idee die Gegend zu erkunden und joggen zu gehen. Schnell fischte ich meine Sportschuhe und Sportsachen aus einen der Kartons und zog mich um. Mit einer tiefsitzenden schwarzen Jogginghose und einem hellen kurzärmligen Oberteil, sowie neonfarbenen Sportschuhen bekleidet, verlasse ich mein Anwesen. Die Ortschaft schlief im Schleier des Nebels und wirkte mit ihren teilweise kaputten Straßenlaternen sogar etwas verwunschen. Ich beschloss grundlos den Kiesweg am Hintereingang zu nehmen. Dies könnte auch eine ziemlich lebensmüde Aktion werden, da dieser Weg von dichtem Grün umgeben ist. Der Vollmond verschwand schon etwas am Horizont, finster war es jedoch noch. Da meine Arme mit Gänsehaut überzogen sind, fing ich an schneller zu laufen bis es zum Rennen überging. Meine Lunge brannte doch ich machte weiter. In paar Metern hörte der Weg auf also drosselte ich mein Tempo und zog die Nachtluft tief durch die Nase, doch irgendwas roch komisch. Es roch nach Erde und einem Geruch den ich nicht zuordnen konnte aber er war auf jeden Fall nicht angenehm. Mittlerweile bin ich am Ende des Weges und etwas weiter von meinem Zuhause entfernt, denn vor mir befand sich der Friedhof. Seine Präsenz war noch immer so würdevoll wie zu meinen Tagen als kleiner Junge. Durch den Nebel und der langsam aufgehenden Sonne wirkte er so friedlich. Jedoch verwirrte mich das man von hier aus eine dunkle Silhouette ausmachen konnte, welche eine Laterne bei sich trug. Keine Ahnung wieso aber mich zog irgendwas dahin. Tante Linda liegt hier auch aber seit der Beerdigung letzte Woche wollte ich sie vorerst nicht besuchen. Trotzdem zog es mich im Moment zum Friedhof hin und ich hörte auf meine Instinkte wie immer. Als ich am Tor angekommen war und nach ihm greifen wollte, wurde es schon von der anderen Seite von einer weiblichen Hand geräuschvoll aufgedrückt: Als ich dieser Person ins Gesicht sah musste ich sofort grinsen. Es war Lilith. „Stalkst du mich etwa?", okay mit der Aussage hatte ich nicht gerechnet. Kann sie sich nicht freuen wenn so was gut gebautes wie ich vor ihr steht? „Ja klar laufe ich ausgerechnet in leuchtenden Schuhen einem Mädchen hinterher, welches sich nicht mal bedankte das ich ihre Schwester verarztet hatte." Sie schenkte mir noch einen letzten arroganten Blick bevor sie sich von mir abwendete und ihren Weg weiter ging. Aber so leicht lasse ich mich nicht geschlagen! Schnell lief ich ihr hinterher und versperrte ihr den Weg was sich definitiv lohnte weil sie mich empört ansah was absolut niedlich aussieht. Sie hob die Augenbraue erwartend. „Was machst du so früh morgens im Friedhof und woher wusstest du wo du gestern deine Schwester abholen sollst?", platzte es aus mir heraus. Das Mädchen holte Luft und sprach: „Wenn dies ein Versuch ist um Smalltalk mit mir zu führen dann ist dir dieser absolut misslungen. Meine Schwester wartet zu Hause auf mich also bitte sei so freundlich und geh nach Hause. Oh und geh bitte duschen, du stinkst." Das war absolut verletzend weil ich nie zuvor in meinem Leben von einem Mädchen derart zurecht gewiesen wurde. Warum hasst sie mich so? Aber sie hatte Recht das ich nach Hause gehen sollte da ich noch duschen sollte bevor ich wieder zu einer Menschenmenge trete. Während mir die Gedanken im Kopf schwirrten nahm ich meinen Kiesweg zurück und kam nach einer Zeit Zuhause an. Ich pfefferte die verschwitzten Klamotten in eine Ecke und betrat mit einem Handtuch im Arm das Badezimmer. Das Wasser musste ich erstmals länger laufen lassen damit es warm wurde. Nach paar Sekunden in der Dusche bekam ich Shampoo ins Auge und aus Dummheit blinzelte ich weiter was dafür sorgte das meine Augen noch mehr brannten. Na toll an meinem ersten Schultag komme ich mit roten Augen, sodass die Leute denken ich hätte stundenlang geheult oder ich hätte etwas zu mir genommen. Aus dem Badezimmer getreten und mit einem Handtuch um die Hüften lief ich auf die Küche zu. Irgendwie hatte ich wieder total Lust auf Pizza also nahm ich mir eine aus der Tiefkühltruhe und machte sie mir im Backofen warm. Während diesem Prozess richtete ich mir schon meinen Rucksack mit den Broschüren und zog mich an. Als ich mit meiner leicht verbrannten Pizza am Esstisch saß scrollte ich etwas durch die sozialen Medien bis ich letztendlich los musste. Schnell stylte ich noch meine Haare und sprühte Parfüm auf mich, bevor ich meine Turnschuhe zuschnürte und meine Jacke anzog. Ich schulterte meinen Rucksack und vergewisserte mich das ich Kopfhörer, Handy und Schlüssel mitgenommen habe. Sachte schloss ich die Tür hinter mir und begab mich zum Auto. Da wir Februar hatten war das Wetter dementsprechend. Im Gegensatz zu gestern ist das Wetter heute sehr sonnig. Nachdem ich die Adresse der Schule ins Navigationssystem eingetragen hatte, fuhr ich los und das erste was mir entgegen kam war ein großes rosarotes Plakat in Form eines Herzen mit der Erinnerung das bald der Schulball wäre. „Los Romeo such deine Julia!", prangte darunter ein weiterer Banner. Na super geht das wieder los. Mal sehen was auf mich zukommt. Mit einigen Blicken in meinem Rücken betrat ich entschlossen meine neue Schule.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top