Mein klammes Herz
Dieses Gedicht könnte für mich als eine Art gutes Gewissen fungieren. Es wirkt so fromm und ist in Wahrheit eher wie ein Kunstwerk geschrieben, wo die Zeit für jede Strophe eine halbe Stunde überstiegen haben dürfte.
Mein klammes Herz, sein schwacher Schlag
ist was ich einzig bei mir trag,
gering wenngleich mir teuer,
komm ich - Geschöpf von deiner Hand,
dem treu du stets und zugewandt -
zu dir, so ungeheuer.
Du warst, du bist, wenn alles wird,
des Viehs, was wir sind, heilger Hirt,
Gold, Brot, wie Wein und Wasser,
du bleibst, ganz gleich was kommen mag,
nicht wie vergänglich Traum und Tag,
Held, lebend Lebenlasser.
Ich hetze hart, doch sitz schlicht schlaff
hab's Leben scheinbar gut geschafft,
vermocht' doch stets zu speisen.
Wie wenig weiß ich um die Gnad',
ersinn' ich scheinbar selbst den Pfad,
doch schlag' nicht diese Schneisen!
Befleißig' mich zu prädizier'n,
begreife ich mit mei'm Gehirn
Physik und was noch werde,
wie viel des Wissens man gewinnt:
ist's Weisheit nicht, ist's Aug' so blind,
zu sehn wes' Werk die Erde.
Gleichwohl, wär stark ich und gerecht,
Vernunft und Weisheit treuster Knecht,
wer würde mich bewahren?
Zu welchem Heil gereicht' mir dies?
Zu keinem würd's, wenn von mir ließ',
des' Gnade ich erfahren.
Ich bin, dem mir Erkenntnis quillt,
mundan, wiewohl dein Ebenbild,
ein Licht, von dir entzündet.
Voll deines Geists, auf dein' Geheiß
auf Fels, deins Sohns Passion zum Preis,
ist diese Kirch' gegründet.
Im Wissen um mein feiges Tun,
das treu und fromm erst im Taifun
statt Mammon dir ergeben:
In Hoffnung bin ich angeschickt,
im Glauben an dein Gnadverdikt
in deiner Lieb' zu leben.
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