Kapitel 3:

Ich schließe das Buch schnell und versuche es irgendwo zu verstecken, denn später bei meiner Pause will ich weiterlesen, was da noch alles so steht. Ich lege es auf den Boden und rutsche es mit meinen Füßen unter das Regal, wo es niemand finden kann. Dann mache ich meine Arbeit zu Ende und gehe an die Kasse, wo einige Leute Bücher kaufen.

„Entschuldigung, dass ich sie störe, aber sind Sie nicht Freya?", fragt ein Mann mich, der seine Brille zu Recht sitzt und mich anlächelt.

„Ja. Die bin ich."

„Könnte ich ein Foto von uns beiden machen? Ich meine, was sie getan haben, hat mich und meine zwei Töchter gerettet"

Ich will nicht auf seine Frau angehen, denn es kann ja sein, dass sie bereits tot ist. Auf persönliche Angelegenheiten will ich nicht eingehen, deswegen lasse ich die Frage sofort sein. Außerdem wäre es unhöflich von mir.

„Natürlich!"

Als er das Foto gemacht hat, bedankt er sich bei mir und verlässt den Laden. Ich kann mich immer noch nicht daran gewöhnen, dass mich die Leute so ansprechen. Und dass sie so normal reagieren, wenn einer der Avengers in einer Kleinstadt in einem Buchladen arbeitet. Nach etwa einer Stunde kommt Amber aus den Hinterzimmern und legt sich die Schürze um.

„Hey, Freya."

„Hallo." Amber stellt sich neben mich an die Kasse und scrollt durch ihr Handy, das eigentlich tabu ist. „Ich mach jetzt Pause.", sage ich und verschwinde beim Regal, wo ich mir schnell das Buch schnappe und damit im Hinter Flur verschwindet.

Amber sitzt sich auf den Hocker bei der Kasse, stützt ihren Kopf ab und kaut gelangweilt an ihrem Kaugummi weiter. Amber ist nicht gerade eine, die sich etwas vorschreiben lässt und tut die meiste Zeit was sie will. Ich weiß nicht, was noch mehr über Loki in diesem Buch steht, aber was auch immer dort steht, ich habe schreckliche Angst, dass alles nur wahr sein kann. Wenn ja, weiß ich nicht mehr, was ich noch glauben soll.

Loki ist eine der vielschichtigen Gestalten des nordischen Pantheons: Einerseits hilft er den Göttern, andererseits spielt er ihnen auch Streiche und betrügt sie. Dabei macht er von seiner Fähigkeit als Gestaltwandler Gebrauch und erscheint zum Beispiel in der Gestalt eines Lachses oder einer Fliege. Aufgrund dieser ambivalenten Rolle wird er häufig als Trickster-Figur interpretiert.

Das meiste, was ich von ihm lese, passt zu ihm, wie die Faust aufs Auge. Loki hat sich mehrmals verzaubert und viele eine Falle gelegt, um zu siegen. Er ist ein Meister der Zauberei, wie es damals Hogun gesagt hat. Aber das ist auch für mich schon eine Ewigkeit her und ich soll wirklich versuchen, der Vergangenheit nicht mehr hinterher zu laufen, obwohl es bei meiner Gabe ziemlich schwer ist, das zu verhindern. Ich blättere einige Seiten weiter und stoße womöglich auf die wichtigste Seite des Buches. Nur der Name lässt mich auf zittern, obwohl ich mir bei all dem nicht sicher bin, ob es überhaupt stimmt.

Freya ist eine nordische Halbgöttin der Liebe und Ehe. Ihr Vater, der Meergott Njörd, kommt aus Jotunheim. Ihre Mutter (unbekannt) kommt aus Midgard. Eine Berichterstattung besagte, dass Loki der Freya vorwirft, sie habe mit allen Asen im Saal Liebschaften gehabt, was aber nicht stimmt. Freya sei ebenfalls eine Göttin der Treue und habe noch niemals eine Liebschaft mit jemanden gehabt und würde auf ihre große Liebe warten. Hinzuzufügen bleibt, dass Loki in erwiderter Liebe zu Freya schmachtete und später mit ihr zwei Kinder bekam.

Schrecklich, was da steht. Wie können die Menschen der damaligen Zeit nur wissen, dass mein Vater Njörd heißt und aus Jotunheim kommt. Und dass der Name meiner Mutter unbekannt ist, wundert mich nicht. Dass sie aus Midgard kommt, ist auch wahr, aber ich bin auf keinen Fall eine Göttin der Liebe, Ehe oder Treue. Ich bin ja wohl die letzte, die etwas von Liebe versteht, ich sollte es ja wissen. Die Leute, die das geschrieben haben, können ja nicht wissen, ob meine Eltern mich als 'Freya' getauft haben oder vielleicht gab es bereits eine Göttin namens Freya. Es besteht aber kein Zweifel, dass ich es bin. So viele Gründe stehen für mich, viele aber auch dagegen. Ich lege das Buch sofort zu seinem normalen Ort zurück und versuche mich wieder auf meine Arbeit zu konzentrieren. Amber steht bei der Kasse und feilt mittlerweile ihre Nägel.

„Hast du am Wochenende frei?", fragt sie nach einiger Zeit, nachdem ich sie lange anstarrt und mich dann wieder an das Sortieren macht.

„Ja und du?"

„Nein, was für'n scheiß aber auch."

Sie kaut laut an ihrem Kaugummi weiter, was mich nach einiger Zeit etwas nervt. Als mein Bauch nach weiterer Zeit zu knurren anfängt, sagt Amber, sie ginge etwas beim Mexikaner nebenan etwas für uns holen geht. Ich weiß, dass sie es nur tut, damit sie nicht hier arbeiten muss. Nachdem sie wiederkommt und wir es uns bei der Kasse gemütlich gemacht haben, kommt unser Chef herein. Er lässt es zu, dass wir unsere Mittagspause bei der Kasse machen, denn er macht den ganzen Tag ja auch nicht sehr viel. Als es schließlich abends wird und der Tag endlich zu Ende ist, bin ich so froh Zuhause zu sein, denn mein Bett ist das Erste, was ich im Sinne habe.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top