Kapitel 27:

„Your love is like a soldier, loyal until you die."
- James Blunt

Ich verliere zu viel Blut aus dem Bein, Schulter und jetzt auch noch Bauch. Es schmerzt wie verrückt und es ist kaum auszuhalten, doch ich habe nur wenige Sekunden, um alles wieder zum Guten zu bringen oder ich lasse die Menschen unter mir sterben. Aber wieso verspüre ich denn so schreckliche Schmerzen? Ich bin doch zur Hälfte von einem fremden Planeten? Sonst habe ich meine Schmerzen ausgehalten und jetzt? Ich glaube es sind meine Kräfte, die gerade schwanken, deswegen können solche schrecklichen Symptome kommen. Doch meine Gedanken muss ich jetzt wirklich bei Seite lassen und mein Letztes geben, auch wenn mein Körper es nicht mehr aushält. Ich zwinge mich aufzustehen und als ich mit zitterigen Beinen wieder auf dem Boden stehe, stütze ich mich mit dem Ellenbogen auf die Placke ab und fahre den Chip auf den Platz, wo er hingehört. Als er ihn einnimmt, lasse ich mich sofort nach hinten fallen und ringe nach Luft.

„Charlie gesperrt.", sage ich erschöpft.

Ich bleibe liegen und nehme jede Luft rein, die mein Körper aufnehmen kann. Ich halte die Wunde auf meinem Bauch fest, versuche die Blutung irgendwie zu stoppen, doch es hilft nicht mehr.

„Okay, Freya! Raus da!", sagt Maria laut.

Als ich diese Worte höre, kann ich das nicht zulassen, noch weitere Zeit zu verschwenden. Das dauert zu lange, bis ich hier raus bin, vor allem, weil ich schwer verletzt bin und der Winter Soldier mir auf der Hut ist. Ich versuche wieder aufzustehen.

„Sofort feuern!"

„Aber Freya..."

„TUN SIE'S!", schreie ich. „SOFORT!"

Ich halte meine Schusswunde am Bauch fest und lehne mich gegen das Gelände und lasse den Schmerz über mich ergehen, der jetzt kommen wird. Dann schießen die Helicarrier keine Millionen Ziele ab, sondern nur drei und das sind sie selbst. Die Waffen der Helicarrier werden gegeneinander verwendet und werden zur Gegenseitigen Zerstörung gezwungen. Es ruckelt etwas und dann fliegen auch schon die Teile durch die Luft. Riesige Stangen, Placken und ein Stück des Daches fliegen herunter, zersplittern das Glas, sodass auf einigen Stellen kein Boden mehr ist und die Luft hinein dringt und somit meine Haare herumwirbelt. Durch die Höhe und die starke Luft wirbelt alles um mich herum. Ich falle durch den Druck zu Boden und schaue nach unten, als ich den Winter Soldier finde, wie er von den Trümmern ergriffen wird und versucht, sich selbst zu befreien. Dabei schaut er mich hilflos an. Es ist alles zerstört: der Weg zur Leiter, die Ebene unter dem Gitterboden, einfach alles wurde weggebombt. Ich stolpere über alles und springe herunter, was meinem Bein höllisch schmerzt, aber jetzt auch egal ist. Ein weiterer Schmerz tut es auch nicht. Ich verliere mit jeder Sekunde immer mehr Blut und ich kann es nicht stoppen, aber mir wird bewusst, dass ich ihn retten muss. Ich würde es mir selbst auch nicht verzeihen, wenn ich ohne ihn hier verschwinden würde. Der Winter Soldier versucht weiterhin sich alleine zu befreien, doch es bringt nichts, da die Trümmer zu schwer sind. Als ich herunter springe zu ihm auf den Glasboden gehe ich auf ihn zu, halte kurz meine Wunde am Bauch an und lasse sie dann los. Ich nehme die Trümmer in die Arme, als würde ich sie umschlingen und ziehe sie mit meiner Kraft nach oben, die ich meinem Vater zu verdanken habe, aber es ist schwerer als es aussieht, zudem, wenn man drei klaffende Wunden hat, aus denen das Blut nur so rausquollt. Als es zu einem Schleudern kommt, werde ich nach hinten geschubst und muss mich wieder aufkrempeln. Es ist tausend Mal schlimmer, als eine Turbulenz im Flugzeug. Er starrt verzweifelt zu mir hoch und versteht wohl nicht genau, was ich da mache und ehrlich gesagt, weiß ich es auch nicht. Wenn ich es so sehe, tue ich es nicht nur für ihn, sondern auch für mich.

„Hill, wo ist Freya? Haben Sie ihre Position?", höre ich Steve durch das Gerät sprechen.

Ich nehme es aus den Ohren, denn ich das Gerede nervt mich langsam. Ich ziehe ein zweites Mal wie verrückt an den Trümmern und schreie vor Schmerz und verbrauchter Kraft los. Egal wie sehr meine brennenden Wunden schmerzen, ich muss sie aushalten und den Winter Soldier daraus holen. Als die Trümmer sich nur ein Stück heben, nimmt er die Gelegenheit und kriecht langsam und erschöpft heraus. Als er draußen ist, lasse ich die Trümmer sofort fallen und schnappe nach Luft. Alles in mir schmerzt so sehr, dass Weinen keinen Sinn mehr ergibt. Es ist schlimmer, als jeder Schmerz, den ich je gespürt habe. Als der Winter Soldier sich neben mir erhebt, schnappt er ebenfalls nach Luft. Wir stecken in der gleichen Scheiße, das wurde jetzt uns beiden klar.

„Du kennst Steve..." Ich starre ihn verschwitzt an.

„NEIN, TUE ICH NICHT!", schreit er und schlägt mit seinem Metallarm auf mich ein, sodass ich nach hinten geschleudert werde.

Wenige Sekunden später stehe ich wieder auf den Beinen, was mich etwas wundert.

„Bucky, du kennst Steve schon dein ganzes Leben!"

Als er mir wieder einen festen Schlag mit seinem Arm verpasst, schreit er auf und ich liege vor ihm auf dem Boden. Ich rempele mich ein zweites Mal wieder auf und ich weiß wirklich nicht, wie lange ich das noch durchhalte.

„Dein Name ist... James Buchanan Barnes..."

Dann unterbricht er mich, als er mich an drittes Mal mit dem Arm schlägt: „HALT DIE KLAPPE!"

Meine Worte helfen nicht. Er erinnert sich einfach nicht an seinen alten Freund und womöglich will er es auch nicht. Es hilft nichts, mit ihm zu reden, denn mit ihm kann man einfach nicht mehr reden. Ich stehe ihm gegenüber und wir beide starren uns an. Wenn ich jetzt mit ihm weiterkämpfe und ihn töte, würde mir Steve das nie verzeihen. Er hat noch Hoffnung auf seinen alten Freund aus der alten Zeit und diese Hoffnung werde ich ihm nicht nehmen, denn heutzutage finde ich, dass Hoffnung das Wertvollste ist, was ein Mensch besitzen kann.

„Ich kämpfe nicht gegen dich."

Als diese Worte meinen Mund verlassen, starrt er mich kurz an und verzerrt sein Gesicht. Ich weiß nicht, ob er wütend oder, ob er verwirrt über meine Worte ist, aber ich glaube, dass er womöglich beides ist. Dann entspannt er sein Gesicht etwas und anfangs denke ich, dass ich ihn von meinen Worten überzeugt habe, aber dann verzerrt er es schon wieder, zeigt für einen kurzen Augenblick seine knirschenden Zähne und springt dann auf mich zu. Er wirft mich zu Boden, legt seine Beine über meine, sodass ich mich weder bewegen, noch befreien kann.

„Du bist mein Auftrag!"

Seine Stimme ist dunkel, dunkel und rau zu Gleich. Er schlägt er mit seinem Metallarm auf mein Gesicht ein und während jedem Schlag, den er ausübt, wiederholt er jedes einzelne Wort. Du. Bist. Mein. Auftrag. Als er seine faustgeballten Arm hochhält und wieder zuschlagen will, hält er jedoch inne und starrt mich an. Mein Gesicht war von Beulen, Blutungen und Prellungen übersäht; vor allem mein rechtes Auge, das dick geschwollen ist, kann ich nicht mehr öffnen und sehe den Winter Soldier verschwommen vor mir.

„Dann bringe ihn zuende."

Er starrt mich mit großen, schockierenden Augen an, als hätte er einen Geist gesehen. Er sieht so verzweifelt und verwirrt, wie ein kleines Kind aus, das einfach nicht weiß, was es glauben soll.

„Ich stehe das mit dir durch."

Es ist dieser eine Satz, den Bucky einst zu Steve gesagt hat, als er noch der Alte war. Ich habe am Staudamm die Vision von Steve gesehen und, da dieser Satz darin vorkam, benutze ich ihn, um Bucky auf die Sprünge zu helfen. Aber diesmal werde ich es mit ihm durchstehen müssen. Wenn er es jetzt nicht rafft, ist alles für nichts gewesen. Ich kann seinen Blick weder richtig erklären, noch verstehen. Er ist nicht mehr wütend, er ist eher schockiert oder traurig über etwas, aber keineswegs mehr zornig. Seine Faust hält er dennoch geballt, doch seine Augen sagen etwas Anderes und sie suchen meine. Er weiß wohl nicht, was zu tun ist, genauso wie ich. Wird er mich verschonen oder wird er mich töten? Ich weiß es nicht. Doch bevor er oder ich reagieren kann, fallen mehrere Trümmer von der Decke, die den Boden unter mich brechen und mich in die Tiefe mitreißen. Er steht gerade an der Kante und hat Glück, dass sein Boden noch Stand hat. Sein Gesicht ist das Letzte was ich sehe. Er verkleinert seine Augen, entspannt sich und sieht mir hinterher, wie ich immer kleiner in seinen Augen verschwinde. Ich bin achthundert Meter Höhe und werde bald einschlagen und sterben. Alles wird so verschwommen vor meinen Augen und ich kann nichts mehr wirklich wahrnehmen. Die Schmerzen, die Höhe; das alles. Der Helicarrier explodiert über mir und ich spüre deutlich die Druckwelle, die mich erfasst und mich weiter nach unten drückt. Ich kann nicht mehr viel erkennen, da meine Kraft mich endgültig verlässt. Ich sehe das Feuer, das sich in der Luft wie ein aufblasender Luftballon ausbreitet, die Teile des Helicarrier durch die Luft fliegen und ich immer weiter nach unten falle. Als ich in einem See oder Fluss auf tiefes Wasser aufpralle, halte ich mein Auge geöffnet. Ich sinke immer tiefer und spüre, wie das Wasser meine Lungen füllt und ich zu ersticken drohe. Mein Rücken brennt wie Feuer durch den Aufschlag und ich spüre einen fürchterlichen Schmerz an der Wirbelsäule. Aber neben all diesen Schmerzen halte ich meine Augen einen kleinen bisschen geöffnet. Und das letzte, was ich erblicke, ist eine Hand, die mich ergreift.

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