Kapitel 13:

Ich weiß nicht, ob ich mich je nochmal im S.H.I.E.L.D-Gebäude blicken kann. Was denken jetzt bloß alle von mir? Sogar Captain America hält mich jetzt für eine Lügnerin, was auch stimmt. Wenn Steve schon nicht mehr auf meiner Seite ist, dann weiß ich auch nicht mehr weiter. Er ist der Einzige, dem ich am meisten hier vertraue, aber ich kann ihm nicht einfach alles sagen, nachdem mir Nick gesagt hat, ich solle niemanden trauen. Steve denkt, er hat sich wohl in mir getäuscht und das mit Recht. Und trotzdem gehe ich am nächsten Tag zurück in dieses Gebäude und habe sogar noch Erlaubnis, dorthin zu gehen, was mich etwas wundert. Als ich kurz drinnen bin, kommt ein Agent auf mich zu und sagt mir, ich solle mich mit einem gewissen Alexander Pierce treffen, der im neununddreißigsten Stockwerk sein Büro hat und schon auf mich wartet. Ich habe irgendwie gemischte Gefühle: Wut, Traurigkeit und Rache. Das alles zusammen macht mich so seltsam, dass ich mich selbst nicht mehr wiedererkenne. Jetzt verstehe ich einigermaßen Lokis derzeitige Gefühle, wenn ich so nachdenke, nachdem er von seiner wahren Herkunft erfahre hat. Als ich im Stockwerk ankomme, erblicke ich Andrew McGrath, mein Nachbar. Er redet gerade mit einem älteren Mann und als ihr Gespräch fertig ist, lächelt er mich kurz an, als er an mir vorbeigeht.

„Ah, Agent Nelson. Ich bin Alexander Pierce.", sagt der ältere Mann und schüttelt mir die Hand.

Nach seinem Aussehen her könnte er bereits Mitte sechzig sein, vielleicht auch etwas älter. Er trägt einen grauen Anzug mit einem weißen Hemd.

„Ist mir eine Ehre, Sir.", sage ich, obwohl ich noch nie etwas von ihm gehört habe.

Aber der erste Eindruck von mir soll er sich noch in Gedanken behalten, denn ich habe keine Lust von jedem als Lügnerin bezeichnet zu werden. Vor allem nicht vor diesem Mann, vor dem ich ab sofort allen Respekt zeige, den ich in mir habe.

„Ganz meinerseits, Nelson. Kommen Sie.", sagt er, hält mir die Tür offen und tritt in sein Büro ein.

Dass er es als eine gewisse Ehre findet, mich kennenzulernen, kann ich verstehen. Immerhin wird er mich nach New York kennen müssen. Als er mir einen Platz auf einen der vier Sofas anbietet, setze ich mich. Als ich Bilder auf dem Tisch vor mir erblicke, nehme ich eines von diesen und erkenne Alexander mit Nick.

„Auf dem Foto kannten ich und Nick uns schon fünf Jahre, aus meiner Zeit im auswertigen Amt in Borutta. Rebellen der Befreiungsfront hatten die Botschaft besitzt und ich kam zwar raus, aber die Rebellen nahmen Geiseln. Nick war Stellvertretener der Leiter der S.H.I.E.L.D-Basis dort und kam zu mir mit einem Plan; Er wollte das Gebäude durch die Kanalisation stürmen. Ich sagte: ‚Nein, wir verhandeln'. Nur verhandelten die Rebellen nicht, sondern hatten einen Tötungsbefehl erhalten. Sie stürmten in den Keller um zu Töten und was fanden sie: Sie fanden nichts. Nick hatte meinen Befehl missachtet und eine nichtautorisierte Militäroperation auf ausländischen Boden durchgeführt. Er hat einen Duzend Diplomaten das Leben gerettet und das meiner Tochter.

„Und da haben sie ihn befördert?", frage ich.

„Ich hatte nie einen Grund, das zu bedauern.", erwidert er und zieht die Augenbrauen hoch. Er mustert mich kurz und kommt sofort zum Punkt. „Freya, wieso war Nick gestern Abend in ihrer Wohnung?"

Ich starre kurz auf das Foto und dann zu ihm. In mir macht sich ein seltsames Gefühl breit und ich mache mir einen Plan im Kopf, dass ich Alexander überhaupt nicht vertraue, nachdem ich ihn erst seit einer Minute kenne.

„Keine Ahnung.", sage ich und zucke leicht mit den Schultern.

Ich habe keine bessere Lüge als im Sinne, da es die Beste ist, die mir zurzeit einfällt, obwohl ich die restliche Nacht genug Zeit dazu hätte, mir eine einfallen zu lassen. Er starrt mich unangenehm an und ich habe das Gefühl, dass er weiß, dass ich etwas verberge. Ich wünsche mir, ich hätte sein Büro niemals betreten.

„Wussten Sie von den Wanzen?", fragt er.

„In der Tat. Nick hat es mir gesagt."

„Auch, dass er Sie verwanzt hat?" Wir starren uns lange in die Augen. „Ich will ihnen etwas zeigen."

Er drückt auf eine Fernbedienung und ein Hologramm erleuchtet in dem ich den Pirat Bartoc, den Steve noch gejagt hat, irgendwo in einem kleinen Raum sitzt und von S.H.I.E.L.D-Agenten befragt wird.

„Ist das live?"

„Ja, sie haben ihn gestern erwischt in einem nicht ganz so guten Versteck in Algerien."

„Soll das heißen er ist ein Verdächtiger?"

„Nein, nein. Es ist komplizierter. Bartoc wurde anonym angeheuert, um das S.H.I.E.L.D-Schiff anzugreifen. Der Kontakt erfolgte per E-Mail und bezahlt wurde per Überweisung. Und dann wurde das Geld durch siebzehn verschiedene, fingierte Konten geschleust. Das letzte gehörte zu einer Gesellschaft. Es lief auf einen Jacob Witch", erklärt Alexander.

„Sollte mir der Name was sagen?"

„Unwahrscheinlich. Witch starb vor sechs Jahren. Seine letzte Adresse war 14,35 Elmers Drive. Und als ich Nick kennenlernte, wohnte seine Mutter zwei Häuser weiter."

Mir wird so langsam alles klar vor Augen und ich verstehe, auf was Alexander hinauswill. Aber was ich vor mir erblicke, ist nicht ganz das, was ich geglaubt habe.

Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und schaue ihn ungläubig an. „Sie denken Fury hat die Piraten angeheuert?"

„Die naheliegest Theorie ist die, dass die Entführung 'ne Tarnung für die Beschaffung und den Verkauf von geheim Information war. Der Verkauf ging schief und das führte zu Nicks Tod."

Ich spüre, wie Alexander herausfinden will, wieso Nick gestern Abend in meiner Wohnung war, aber ich habe etwas mehr Ahnung. Ich war es ja, die diese Informationen für Nick beschaffen musste, aber ich selbst wusste und weiß immer noch nicht, was auf diesem Stick ist. Das Erste, was ich tue, wenn ich hier raus bin, ist ins Krankenhaus gehen und mir den Stick holen.

„Wenn Sie Nick Fury wirklich kennen, wissen Sie, dass das nicht stimmt.", sage ich etwas wütend und starre ihn an.

„Warum denken Sie unterhalten wir uns?" Er bringt ein kleines Grinsen in sein veraltetes Gesicht, steht auf und geht zum Fenster, wo er hinaus auf D.C blickt. „Nun ich habe den Sitzterat nicht angenommen, weil ich das wollte, sondern weil Nick mich gebeten hat. Wir beide waren Realisten. Wir wussten, dass man trotz all der Diplomatie die Hände schütteln und der Motorik alte Welten manchmal erst einreißen muss, bevor man eine bessere Welt erschaffen kann." Er lehnt seinen Arm gegen das Fenster und hört nicht auf, nach draußen zu schauen, bis er zu mir schaut und das für lange Sekunden. „Und das schafft Feinde."

Mein Rücken schaudert. Ich stehe auf und starre ihm wieder eine Zeit lang in die Augen. Dann nähert er sich mir.

„Leute die behaupten man wäre unredlich, weil man den Schneit hat sich die Hände schmutzig zu machen, um etwas Besseres aufzubauen und der Gedanke diese Menschen könnten heute glücklich sein, macht mich wirklich wirklich wütend." Er mustert mich von oben bis unten, beobachtet jeden meiner Gesichtszüge. „Freya, Sie haben Nick als letzte lebend gesehen. Ich glaube, das ist kein Zufall und ich denke das glauben Sie auch."

Seine Worte bringen mich etwas durcheinander und ich weiß nicht genau, was ich jetzt sagen soll. Alexander wickelt mich gerade um den Finger und leider Gottes hat er es auch geschafft. Er erzählt mir Sachen über Nick, von denen ich noch nie etwas wusste, weil ich zu der Zeit noch nicht einmal gelebt habe.

„Also, frage ich nochmal... Warum war er bei ihnen?"

Ich denke an Nicks letzte Worte, die er mir sagte. Trauen Sie niemanden. Aus mir platzt es einfach heraus und ich kann nichts Anderes tun, als ihm die Wahrheit zu sagen.

„Er sagte, ich solle niemanden trauen.", antworte ich und bereue es auch sofort.

Alexander runzelt etwas die Stirn und starrt mich misstrauisch an. „Ich frage mich, ob er sich damit einrechnete."

„Tut mir leid. Mehr konnte er nicht mehr sagen."

Es ist so ein unangenehmer Moment, dass ich das Büro einfach verlassen will. Ich habe wirklich gedacht, dass ich einen Mann wie Alexander Pierce, einer von einem höheren Rang bei S.H.I.E.L.D, als Freund gewinnen könnte.

„Entschuldigen Sie mich.", sage ich und gehe auf die Tür zu.

Ich will einfach nur schnellstens hier raus und alles hinter mir lassen. Wenn Alexander jetzt wütend wird, hat er jedes Recht dazu, denn ich würde jetzt auch stinkwütend werden. Vor allem, wenn man auch noch so unhöflich das Büro nach einer solchen unangenehmen Situation verlässt.

„Freya."

Ich bleibe stehen und denke darüber nach, ob ich mich umdrehen soll oder nicht, aber aus höflichen Gründen tue ich es doch und schaue ihn ein letztes Mal an.

„Jemand hat meinen Freund ermordet. Ich werde herausfinden warum und jeder, der mir in die Quere kommt, wird es bereuen. Egal wer."

Ich zittere etwas und wieder schaudert mir der Rücken. Meine Kopfhaut wird nass und mein Nacken wird heiß vor Nervosität. Mein Gesichtsausdruck jedoch bleibt gelassen.

„Verstanden."

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