Kapitel 2:

Als ich die Tür zum ersten Mal öffne, bin ich wieder in alter Zeit zurück. Vor etwa einem Jahr betrat ich als erstes Mal diesen Raum und wusste nicht, wo ich war. Der Gemeinschaftsraum. Wo ich zum ersten Mal Sif, Hogun, Volstagg und Fandral kennenlernte und wo ich Loki auch zum ersten Mal sah. Manchmal wünsche ich mir, ich könnte die Zeit zurückdrehen. Zurückdrehen, wo noch alles beim alten war. Wo noch jeder dieser war, wie ich ihn kennengelernt habe. Immer wieder laufe ich der Vergangenheit nach und dränge mich in meine Visionen ein, um wieder mal etwas Schönes vor Augen zu haben, als das, was gerade wirklich passiert. Die Realität ist leider nicht meine Traumwelt und wird es noch nie sein. Ich gehe auf den Tisch zu, der leer ist. Die Sessel sind schön und man denkt, dass er fabrikneu ist. Ich bin alleine und das will ich auch gerade sein. Mal wieder alles aus mich raus lassen. Ich schreite langsam zum Balkon und starre in die Ferne Asgards. Gut, dass wenigstens die Sicht sich kein bisschen verändert hat. Asgard ist immer noch so schön, wie ich es in Erinnerung habe und ich weiß, dass es sich niemals ändern wird. Frigga hat mir erzählt, dass heute Abend eine Feier im Palast stattfinden wird, da Thor die Welten Vanaheim, Nornheim und Dria schon gesichert hat. Er bringt wieder einfach alles in Ordnung und man hofft wieder auf gute Zeiten.

***

Nachdem ich mal nach langer Zeit wieder etwas Essbares zu mir genommen habe, kommt Frigga noch schnell herein und gibt mir ein Kleid, das ich für die Feier anziehen soll, die schon in vollem Gange ist. Das Kleid hat einen U-Ausschnitt und ist ärmellos. Es ist bis zu den Knien lang und ist goldig, mit schwarz, hellgrau und dunkelgrünen Farben verzehrt. Am Oberteil ist es dunkelgrün und schwarz gestreift, dann wurde es grau und unten kam das Goldene hervor. Ich hoffe es ist nicht zu viel des Guten, denn anfangs fand ich es etwas übertrieben. Als ich meine Gemächer verlassen habe, stehen schon an einigen Ecken Frauen und Männer, die sich köstlich amüsieren. Als ich durch die großen Tore durch die kleine Stadt gehe, weiß ich zwar nicht, wohin ich gehen soll, aber ich weiß den Weg zurück. Die Leute um mich hetzen etwas, als wären wir in einer Großstadt. Ich erblicke einen Abhang, der sehr tief ist. Man kann sie nur durch eine starke Steinbrücke überqueren und auf dieser stehe ich gerade.

„Hier, nimm das.", sagt plötzlich eine Stimme nach wenigen Sekunden.

Als ich mich umdrehe, erblicke ich die lächelnde Sif. Ich umarme sie schnell und sie sah mich nach dieser verwirrt an.

„T-tut mir leid... Es ist nur... schön dich zu sehen."

Sie drückte mir eine Pelzjacke in die Hand. „Es ist kalt."

Ich runzele die Stirn und schüttele den Kopf. „Ich finde nicht."

„Ach ja, du kommst ja aus einer anderen Welt... Dort ist es ja immer so."

Es ist etwas unangenehm, dass sie das sagt, aber das wäre ein Grund, wieso jeder hier so warm angezogen ist und kalt haben, währendem ich mit einem kurzen Kleid und nackten Armen rumlaufe, als wäre es im Sommer. Ich ziehe mir trotzdem den Pelzmantel um die Schulter, um nicht aufzufallen.

„Feierst du schön?", fragt Sif nach einer Weile.

„Nicht wirklich."

Ich schaue in die Ferne noch Asgard und bemerke durch meinen Augenwinkel, wie sie mich mustert.

„Trink.", sagt sie schließlich und drückt mir einen silbernen Kelch in die Hand.

Ich weiß zwar nicht, was da drin ist, aber es muss schon etwas Ähnliches wie Alkohol sein, denn an uns kommen mehrere betrunkene Asen vorbei.

„Kommst du mit?" Sif deutet auf einen Trinkladen, wo viele um sich herumlachen.

Die Frauen sitzen auf den Schossen von Männern, wie ich es bei Fandral sehe. Alle essen lachend bei Tisch und trinken aus Herzenslust. Sie erzählen alte Geschichten und vergnügen sich daran. Ich schüttele bloß den Kopf. Sif nickt und geht ohne Worte zum Trinkladen. Nach wenigen Minuten des Alleinseins, werde ich gestört. Plötzlich ruht eine kräftige Hand auf meiner Schulter. Thor. Er geht vor mich her und lehnt seinen Arm an das Brückengelände ab.

„Vergnügst du dich, Freya?"

Er lächelt mich an und ich musst sagen, dass Thors Lächeln ihn nur noch mehr attraktiver wirken lässt.

„Ja.", lüge ich.

Als es drei Atemzüge still zwischen uns ist, bricht er sie. „Ich weiß noch, als du zum ersten Mal nach Asgard kamst. Du warst so unerfahren und unsicher... und jetzt. Sehe dich an."

„Ich bin eben erwachsener geworden."

Er grinst und sieht nach unten in die Tiefe. Ich weiß, dass irgendetwas nicht mit ihm stimmt.

„Trink einen Schluck mit mir.", sage ich nach einer kleinen Stille. Ich halte meinen Blick die ganze Zeit bei Thor und wandte mich nicht ab. „Der Allvater hat dir für heute sicherlich nichts mehr aufgetragen."

„Nein, diese Aufgabe habe ich mir selbst gestellt."

„Ich weiß, dass du nach Jane jedes Mal schaust. Immer wieder stehst du beim Bifröst und fragst Heimdall, wie es ihr geht. Du weißt ja, vor mir kann man keine Geheimnisse verstecken. Es gibt Neun Welten... Asgards Zukünftiger König darf sich nicht nur auf eine konzentrieren."

Ich will ihm klarmachen, dass die Erde ja ganz schön klein und nicht gerade auf sich selbst aufpassen kann, aber die anderen Welten sind genauso angreifbar, wie diese. Er soll auch die anderen Welten sehen, auf die er Acht geben soll. Er sieht mich an. Ich sehe ihn an. Er lächelt. Ich lächele zurück.

„Ich danke dir für die Hilfe und auch für deinen Rat, Freya."

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