Kapitel 28:

Ruhig gleitet das Raumschiff durch ein Feld strudelnder Felsbrocken dahin. Die Gefahr scheint besiegt zu sein.

Die Asgardianer haben sich wieder etwas beruhigt und alle versuchen es sich im Raumschiff so gemütlich wie nur möglich zu machen. Und das versuche ich auch nun.

Ich bin seit Stunden, ja sogar Tage, auf den Beinen und bin völlig fertig mit allem und jeden. Ich habe erneut ein sogenanntes Abenteuer erlebt von dem ich eigentlich fliehen wollte, aber ich bin glücklich, dass es nochmal gut gegangen ist.

Es ist seltsam zu wissen, dass Thor eine böse Schwester hatte und es ist traurig zugleich, dass Odin uns nie etwas von ihr erzählte. Er fühlte, dass seine Zeit gekommen war und doch wartete er bis zur allerletzten Sekunde. Ich glaube, dass es so am besten für die Zukunft ist. Odin war weise und ist es immer noch. Gott, ich vermisse ihn schrecklich.

Doch ich kann nicht zu sehr trauern, denn das bringt niemanden weiter. Zeit heilt Wunden, tatsächlich, aber es dauert Jahre, um wirklich davon hinweg zukommen.

Nachdem ich mir eine neue Rüstung übergelegt habe, die in dunkelgrünen und silbernen Farben getaucht ist, schlendere ich durch die Flure des Raumschiffes, bis ich mich in einem der Quartiere niederlasse. Dort bin ich alleine und das brauche ich nun mehr denn je.

Und ich würde mich niemals als einen Trinker bezeichnen, aber ich bin mir sicher, dass ich mir einen Drink nach all dem wirklich verdient habe.

In diesem Gemach finde ich eine Bar, wo ich den Stopfen einer Flasche löse und mir einen Drink eingieße, obwohl ich nicht mal weiß, was es ist. Immerhin ist es Alkohol aus Sakaar und ich kann mir vorstellen, dass das Zeug es deftig hinter den Ohren hat. Und welcher Mensch kann schon von sich behaupten, dass er Alkohol aus einem anderen Planeten getrunken hat? Ich kann es kaum erwarten dies Laila zu erzählen.

Ich nehme einen Schluck und betrachte mich hinter einem großen Spiegel hinter dem Bartisch. Du bist nicht mehr einst die, die du mal warst, Freya.

Ich entdecke blauen Flecken an meinen Armen, die Prellung an meiner Wange und... die roten Augen. Ich blicke zu meiner Hand, die sich augenblicklich blaue färbt und meinen Drink gefriert. Jedes Mal erinnere ich mich selbst daran, dass ich doch nicht wirklich zu hundert Prozent ein Mensch bin. Wenn nicht ich es bin, dann ist es mein Gewissen, das mich daran erinnert.

Und ich bin es Leid mir selbst einzureden, dass ich nur ein Mensch sei. Denn ohne meine Kräfte wäre ich schon längst tot.

Seufzend lege ich das Glas weg und gieße mir einen neuen Drink ein in der Hoffnung ihn nicht mit meinen Kräften zu gefrieren.

Erneut betrachte ich mich im Spiegel und streiche mir meinem Zeigefinder nachdenklich über meine etwas geschwollene Wange.

Doch dann entdecke ich Loki hinter meinem Spiegelbild und ich schaue ihn einmal kurz über die Reflexion an, bis ich mich zu ihm umdrehe.

„Steht dir.", sagt er und mustert mich von Kopf bis Fuß.

Ich schmunzele und spiele mit dem Flaschenstopfen in meiner Hand, während ich Loki betrachte.

Bei seinem Anblick muss ich lächeln. „Vielleicht bist du ja doch gar nicht so übel, Loki."

Lokis Mundwinkel weitet sich. „Schon möglich."

Dann betrachte ich den Stopfen in meiner Hand. „Danke."

„Wofür?"

Ich schaue zu ihm hoch und halte den Stopfen fest in meiner Faust. „Wärst du hier, hätte ich dich vielleicht sogar umarmt, Loki."

Ich werfe den Stopfen genau in seine Richtung in dem Gedanken, dass er durch ihn hindurch fliegen würde, aber Loki fängt ihn auf, ohne den Blick von mir zu lassen.

„Ich bin hier, Freya."

Wer hätte das gedacht?

Nach diesen Worten kommt Loki in kleinen Schritten auf mich zu. Ich umgreife das Glas in meiner Hand umso fester und mit jedem Zentimeter, den er näher kommt, klopft mein Herz schneller.

Loki behält das Lächeln und, als er genau vor mir steht und zu mir hinabsieht, nimmt er den Drink aus meiner Hand und legt ihn auf den Tisch daneben.

Gerade, als er sich zu mir hinunter neigt, kommt Kork mit Miek in den Raum gestürmt, sodass Loki die Augen verdreht.

„Wir sollen uns im Hangar des Raumschiffes treffen. Ist so 'ne Art Verkündigung."

Wie aus einer Hypnose gelöst, weiche ich zurück und Loki schließt genervt seine Augen.

„Ja, das sollten wir.", sage ich nervös und gehe an Loki vorbei in den Flur, wo ich mich sofort zum Hangar begebe.

Auf dem Weg dorthin schweben unmögliche Gedanken durch meinen Kopf.

Ich wollte, dass dieser Moment noch Sekunden länger dauern könnte, aber auf der anderen Seite war ich froh, dass Kork und Miek aufgetaucht sind. Alles spielt wieder verrückt und ich hätte niemals gedacht, dass Gefühle wie diese nach all den Jahren immer noch vorhanden sind. Ich dachte ich wäre längst über Loki hinweg, aber wie es scheint, immer noch nicht. Ich muss einen Schlussstrich ziehen, sonst laufe ich diesen Gefühlen mein ganzes Leben lang hinterher.

Im Hangar haben sich alle Asgardianer dicht gedrängt vor einer kleinen Erhöhung versammelt, auf dessen ein Thron steht. Neben diesem stehen Heimdall, Hulk, die Walküre und nun auch ich.

Thor bahnt sich einen Weg durch die Asgardianer, die ihre Köpfe vor ihm senken und für ihn eine Gasse bilden.

Die Walküre lächelt Thor an, welches er erwidert und sich auf den Thron sitzt, welcher mit dem Rücken zum Hangar gedreht ist.

Mit Blick aus einem Panoramafenster macht es sich Thor bequem und in diesem Moment begibt sich auch Loki zu uns, welcher mich kurz ansieht, doch dann Thors Blick nach vorne folgt.

„Also... König von Asgard.", sagt Heimdall. „Wohin jetzt?"

„Bin mir nicht sicher.", meint Thor und starrt erst zu der Walküre, dann zu mir. „Irgendwelche Vorschläge?"

„Vielleicht zur Erde?", frage ich unsicher.

„Keine so schlechte Idee.", sagt Thor und lächelt triumphierend nach vorne. „Die Menschen von Midgard lieben mich."

Und so machen wir uns auf den Weg zur Erde, die nun die neue Heimat der Asgardianer sein wird.

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