Kapitel 5:

In einem kleineren Gemeinschaftsraum (in dem ich in der Basis noch nie war), der mit anderen Räumen durch Glaswände voneinander getrennt ist, steht ein langer Tisch mit Platz für etwa sieben Personen. Tony sitzt auf einem Tisch alleine hinter diesem, während Wanda, James, Vision, Natascha, Steve, Sam und ich zusammen Platz nehmen. Natascha führt ein leises Gespräch mit Steve, der neben ihr sitzt und guckt dabei einige Male zu mir, wobei ich bloß auf den Außenminister warte, der mit einem Sicherheitsmann eintretet und einen Koffer laut auf den Tisch stellt. Wir alle werden sofort still bei seinem Anblick und warten auf die Antwort auf die Frage, wieso er überhaupt hier ist. Es kann alles Mögliche sein, wieso er jetzt mit uns reden will. Aber ich habe kein so gutes Gefühl bei der Sache, trotzdem lasse ich lieber alles über mich ergehen, anstatt noch schnell in die Zukunft zu sehen, was eigentlich los ist, damit ich es eher hinter mich habe. Es kann manchmal schmerzvoller sein, als ich es mir erhofft habe.

Der Außenminister ist schon etwas älter, anfangs sechzig nehme ich an. Er sieht aus, als wäre er einer der Typen in der Regierung, die einen Begehbaren Kleiderschrank Zuhause besitzen, der voll mit Kleidern wie seidene Hosen, Hemden, Krawatten und Anzüge in allen Farben ist.

Er schaut kurz über unsere Köpfe hinweg zu Tony, welcher mich von weitem kurz zur Begrüßung anlächelt, bis er wie jeder andere in diesem Raum eine ernste Miene zieht.

„Wisst ihr...", beginnt der Außenminister. „Vor fünf Jahren hatte ich einen Herzinfarkt. Ich bin umgekippt, einfach so. Und nach einer dreizehn stündigen Operation und einem dreifachen Bypass lernte ich etwas, das ich in vierzig Jahren in der Army nicht gelernt hatte: den Blickwinkel zu ändern." Er lächelt jeden von uns für eine kurze Zeit an. „Die Welt schuldet den Avengers auf ewig Dank. Sie haben für uns gekämpft, uns beschützt, ihr Leben riskiert, aber während sehr viele Menschen das als Heldentaten sehen, würden es wiederum andere als Selbstjustiz bezeichnen."

„Und welches Wort würden Sie benutzen, Mr. Secretary?", fragt Natascha.

Er blickt zu ihr. „Wie wär's mit gefährlich. Wie würden Sie eine amerikanische ansässige Gruppe nennen, die außergewöhnliche Fähigkeiten besitzt?" Er blickt kurz zu mir und dann wieder zu Natascha. „Die mit aller Selbstverständlichkeit Staatsgrenzen missachtet und ihren Willen durchsetzt, wo immer es ihr gefällt. Und der offen gesagt gleichgültig zu sein scheint, was sie anrichtet."

Er geht einem Monitor aus dem Weg und schaltet diesen ein, der anfangs die Weltkarte zeigt, bis der Punkt, der genau auf New York deutet, aufleuchtet und ein Video von diesem Tag kommt, an dem ich offiziell zum Avenger wurde. Es war dieser eine Tag, diese Stunden, die alles ausgemacht haben. Die mich zur Probe gestellt haben und ich es irgendwie geschafft habe es zu verkraften. Bis heute kann ich es nicht verstehen, wie ich so viel Kraft auf mich genommen habe und dabei so wenig Ahnung von der Welt hatte.

„New York.", murmelt der Außenminister.

Ich sehe die Chitauri, die durch das Wurmloch Menschen hochkantig erschießen. Gebäude stürzen in sich zusammen und Schreie von Menschen aus alle Ecken sind zu hören. Das Video wurde von einem Passanten gemacht, der überlebt haben muss. Der Außenminister schaltet mit der Fernbedienung weiter zu dem nächsten Punkt, der etwas weiter südwestlich von New York steht.

„Washington D.C."

Drei Helicarrier, die sich gegenseitig abschießen. Ein anderes Video erscheint, das ebenfalls von einem Passanten gefilmt wurde. Einer der Helicarrier stürzt ins Wasser und Menschen werden mit in die Tiefe des Wassers gerissen und ertrinken auf grausamer Weise. Sam, der neben mir sitzt, schaut kurz weg, bis das Bild verschwindet.

„Sokovia."

Die schwebende Stadthälfte der Stadt wurde von jemanden gefilmt, der einige Kilometer davon entfernt ist. Gebäude, die in sich zusammenstürzen und elternlose Kinder, die kauernd und voller Staub dort sitzen und weinen, währenddem bösartige Roboter sie angreifen.

„Lagos."

Verletzte Menschen werden aus dem Gebäude gezerrt, in dem es immer noch brennt. Rauch steigt über dem Hochhaus in die Höhe und eine Leiche wird gefilmt.

„Genug... das reicht.", murmelt Steve, als er bemerkt, dass Wanda zitternd wegsieht.

„Seit fast zwei Jahren agieren Sie mit unbegrenzter Macht und ohne jene Aufsicht. Die Art vorzugehen können die Regierungen der Welt nicht länger tolerieren. Aber ich denke, wir haben eine Lösung." Der Sicherheitsmann reicht ein Buch an den Außenminister, der es an Wanda weiter reicht. „Das Sokovia-Abkommen. Befürwortet von 117 Staaten wird darin festgelegt, dass die Avengers keine Privatorganisation mehr sein sollten. Stattdessen operieren sie unter Aufsicht eines Gremiums der Vereinten Nationen und das auch nur, wenn dieses Gremium es als notwendig erachtet."

„Die Avengers wurden gegründet, um die Welt sicherer zu machen.", sagt Steve. „Ich denke, das haben wir erreicht."

„Sagen Sie, Captain, wissen Sie wo Thor und Banner gerade sind? Hätte ich zwei nuklear Sprengköpfe verlegt, können Sie sicher sein, dass das Konsequenzen hätte. Kompromisse, Rückversicherungen – so funktioniert diese Welt. Glauben Sie mir, das ist der goldene Mittelweg."

„Also... ist das hier noch nicht Final?", fragt James und deutet auf das Abkommen, das er an Natascha weitergibt.

„In drei Tagen versammelt sich die UN in Wien und praktifiziert das Abkommen."

Steve wirft Tony einen Blick nach hinten zu, der dieser gefühllos erwidert und weiterhin zu Boden blickt, wie er es eigentlich die ganze Zeit gemacht hat. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob er dem Außenminister die ganze Zeit über zugehört hat, oder nicht. Bei Tony ist das halt so eine Sache.

„Besprechen Sie alles."

Der Außenminister will nach diesen drei Worten den Raum zusammen mit seinem Sicherheitsmann verlassen, als Natascha ein letztes Mal das Wort ergreift.

„Und wenn wir zu einer Entscheidung kommen, die Ihnen nicht gefällt?"

Der Außenminister wirft jetzt nicht nur ihr, sondern jedem von uns einen Blick zu, der etwas zu sagen hat. Da bin ich mir sicher. Der Blick erinnert mich irgendwie an Alexander Pierce, der mir einst indirekt in seinem damaligen Büro in Washington D.C drohte jeden umzubringen, der ihm in die Quere kommt. Und nun bekomme ich erneut diesen Blick zu spüren und das gefällt mir ganz und gar nicht.

Sein Blick fällt wieder auf Natascha. „Dann gehen Sie in Rente."

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