Kapitel 4:
Es vergehen Tage und aus Tagen werden Wochen. Wanda kommt kaum noch aus ihrem Zimmer heraus, das neben meinem ist. Ich höre meist nur das Radio und der Fernseher bei ihr, der nur angeschaltet ist, wenn die Nachrichten laufen. Ich war in den letzten zwei Wochen nur drei Mal bei ihr, denn ich will nicht zu aufdringlich sein. Gesprächig ist sie immerhin nicht. Ich habe viel mit Steve und Sam über das gesprochen, was passiert ist, und habe auch meine Mutter in Kenntnis gesetzt, dass es mir gut geht und wir nicht schuld daran sind, was passiert ist, damit wenigstens eine von uns allen einen ruhigen Kopf bewahren kann. Als ich nach einem Telefonat mit Laila mich in mein Bett zurück schmeiße und den Fernseher anmache, kommen die News eingeblendet.
„Elf Bürger aus Wakanda starben bei einem Kampf zwischen den Avengers und einer Gruppe von Söldnern in Lagos, Nigeria, im vergangenen Monat. Die zurückgezogenen lebenden Wakandaner waren zur Zeit des Angriffs wegen einen Sozialprojekt in Lagos."
Ich erhebe mich in meinem Bett und stelle den Fernseher etwas lauter. Der König aus Wakanda T'Chaka kommt zum Vorschein, wo er in Wakanda eine Pressekonferenz über das Geschehnis in Lagos hielt.
„Das Blut unserer Bürger ist auf fremden Boden vergossen worden. Nicht nur durch die Taten von Verbrechern, sondern auch durch die Gleichgültigkeit deren, die versprochen hatten, sie aufzuhalten. Ein Sieg auf Kosten unschuldiger Menschen ist letzten Endes kein Sieg."
Videos von den Ereignissen aus Lagos erscheinen und ich schüttele seufzend den Kopf.
„Der König von Wakanda betont..."
Ich schalte den Fernseher aus, denn das alles kann ich mir nicht mehr anhören. Seit über zwei Wochen geht das bereits so und immer noch reden die Menschen darüber, als wäre es heute Morgen passiert. Ich bedauere zu tiefst den Tod über die unschuldigen Menschen und möchte lieber die Zeit zurückdrehen, anstatt sie zu sehen, doch leider können wir nie das machen, was wir am aller meisten tun wollen. Ich kann mir auch wieder die Schuld in die Schuhe schieben und deren Tod voraussehen können, aber das habe ich leider nicht.
Die News höre ich trotz meines ausgeschalteten Fernsehers dennoch irgendwie weiter. Wanda nebenan guckt sich wahrscheinlich das alles wieder und macht sich sicherlich Gedanken darüber, dass der König von Wakanda indirekt von ihr gesprochen hat. Ich verlasse mein Zimmer und höre, wie die Stimme der Reporterin lauter wird – wie sie von einem angeblichen Konflikt zwischen Nigeria und Wakanda redet, als wüsste sie alles Genauste aufs Detail. Als ich leise die Tür zu Wandas Zimmer öffne, erblicke ich sie im Schneidersitz auf ihrem Bett sitzen, ihr Blick auf den Monitor gerichtet.
„Mit welcher Befugnis operiert ein Individuum wie Wanda Maximoff in Nigeria?"
Das ist das Letzte, was wir beide hören, bis ich den Fernseher ausschalte und Wanda in Gedanken verloren auf den schwarzen Bildschirm starrt. Ihr Kopf senkt nach unten und sie seufzt laut auf, als sie einen kurzen Blick auf mich wirft. Ich gehe nicht direkt auf sie zu, sondern lehne mich an die Türschwelle.
„Das ist meine Schuld.", murmelt sie leise. „Das hätte niemals passieren sollen."
„Nein, ist es nicht."
„Dann schalt wieder ein. Die äußern sich ziemlich deutlich dazu."
Ich gehe langsam auf sie zu. „Hätten Steve oder ich die Bombenweste bemerkt, hättest du nicht eingreifen müssen." Ich setze mich neben ihr und lege meine Hand auf ihren Rücken. „Rumlow musste..." Ich zögere und räuspere mich. „Er musste bloß ‚Bucky' sagen und schon war Steve wieder ein sechszehnjähriger Junge in Brooklyn."
Wanda schmunzelt leicht, als sie mich ansieht. Dann nimmt sie meine Hand von ihrem Rücken und hält diese sanft fest.
„Danke, Freya."
„Für was?"
„Ich weiß nicht... aber danke."
Ich lächele sie an und starre zu Boden, bis wir beide Steve erblicken, der sicherlich seit einiger Zeit bei der Türschwelle steht. Er hat seine Arme vor seiner Brust verschränkt und mustert uns beide, wobei Wanda langsam ihre Hand von meiner weg nimmt.
„Menschen sind gestorben... es war meine Schuld.", sagt er.
„Wir sind alle schuld.", murmele ich.
Steve setzt sich auf den Sessel gegenüber von Wanda und mir. „Dieser Job... wir versuchen so viele Menschen wie möglich zu retten. Manchmal sind das leider nicht alle. Aber, wenn wir uns damit nicht abfinden, wird nächstes Mal vielleicht niemand gerettet werden."
In dem Moment kommt Vision durch die Wand herein geschwebt; er trägt eine Hose, ein Hemd und darüber einen dünnen Pullover. Schräg sieht es trotzdem aus bei seiner rot-lila Hautfarbe aus, aber er kann auch nicht immer nackt herumspazieren, so wie er es gesagt hat, als er sich dazu entschieden hat, die menschliche Kleidung zu tragen.
„Vision, wir haben das doch besprochen.", murmelt Wanda mürrisch.
„Ja, aber die Tür war offen, daher nahm ich an, dass..." Er schüttelt den Gedanken ab und wechselt das Thema. „Captain Rogers wünscht zu erfahren, wenn Mr. Stark eintrifft."
„Danke, wir kommen gleich."
„Ich... benutze die Tür." Vision geht an uns vorbei und dreht sich dann vor der Tür zu uns um. „Oh, und offenbar begleitet ihn ein Gast."
„Kennen wir ihn?", fragt Steve.
„Es ist der Außenminister."
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