Kapitel 28:

„In etwa zwanzig Minuten sind wir da.", sagt Steve laut, sodass auch ich es im hinteren Teil des Jets mitbekomme.

Bucky und er schauen kurz zu mir nach hinten und erblicken mich mit den Füßen an meinen Oberkörper gelehnt. Der Grund, wieso meine Körperhaltung so ist, ist, weil ich zu viel Schlimmes in den letzten Tagen erlebt habe. Ich verspüre einen Drang in mir und alles, was ich tun will, ist nach Hause zu meiner Mutter zu gehen und mich in meinem Bett zu verkriechen.

Ich versuche irgendwie schlau aus all dem zu werden, aber es ist schwerer, als ich es gedacht hatte. Mit meinen Visionen versuche ich die Lage bei der anderen Hälfte der Avengers zu sehen; Rhodey kommt mit schweren Schädigungen des Rückenmarks davon und wahrscheinlich würde eine Art von Lähmung bei ihm zurückbleiben. T'Challa hat Secretary Ross erzählt, was Natasha für uns getan hat, also werden sie sicherlich auch hinter ihr her sein. Und dann kommt mir der Kampf mit Bucky einfach so in den Sinn, als er in Deutschland unter Gewahrsam genommen wurde, nachdem er Amok gelaufen war. Dieser Mann – der Psychiater, der ihn befragt hatte, war zu hundert Prozent nicht der Psychiater, der die Task Force für Bucky geschickt hatte und allgemein ist er sicherlich auch kein Psychiater.

Ich strenge mich an, meine Antworten zu finden, und gehe in die Vergangenheit dieses Mannes zurück. Nach einem Schweißausbruch und einem rasanten Herzklopfen finde ich meine Antworten und alles wird immer klarer vor Augen: die Task Force hat einen Psychiater angefordert, gleich nachdem Bucky gefasst wurde. Die UN entsandte umgehend einen Doktor namens Theo Broussard aus Genf, der Bucky behutsam befragen sollte. Er wurde von dem Mann empfangen, der unser Übeltäter ist und hinter all dem steckte. Dieser gab sich als der falsche Arzt aus. Seinen Namen ist Colonel Helmut Zemo, Nachrichtendienst von Sokovia. Nun, jetzt weiß ich auch wo er herkommt und die Sache wird immer interessanter, wenn man bedenkt, was Letztes in Sokovia passiert ist, als wir dort waren. Zemo leitete Echo Scorpion, eine geheime sokovianische Todesschwadron. Es ergibt immer mehr Sinn, denn nun macht sich der Grund aufmerksam, wieso dieser Zemo das überhaupt tut. Es muss irgendetwas mit dem Kampf zwischen den Avengers und Ultron in Sokovia zu tun haben, das ihn dazu gemacht hat, die Avengers in zwei zu spalten. Meine Vision führt zu dem echten Broussard, den man tot in einem Hotelzimmer auffand, wo die Berliner Polizei ebenfalls eine Perücke und eine Gesichtsprothese gefunden hat, die Ähnlichkeit herstellt mit einem James Buchanan Barnes.

„Freya!" Steve kniet vor mir und hält mich unsanft an meinen Schultern fest. „Freya!"

Erst dann bemerke ich, dass ich vor Anstrengung oder Aufregung zittere, wie ein Erdbeben, und meine Haare völlig durchnässt von dem Schweiß sind. Ich schaue mit einem Blick zu ihm, wie ich ihn ihm noch nie gegeben habe. Dann schaue ich zu Bucky hoch, der etwas hinter Steve stehe und verstecke dann mein Gesicht zwischen meinen Knien.

Steve lockert seinen Griff an meinen Schultern, lässt mich aber noch nicht los. „Was hast du gesehen?"

Ich brauche einige Sekunden und Steve nimmt sich die Zeit. Eine halbe Minute vergeht und beide rühren sich keinen Zentimeter, bis ich ihre Frage beantwortet haben. Anfangs kommt bloß irgendein Gemurmel mit Schimpfwörtern heraus, bis ich wieder klar denke.

„Sein Name ist Helmut Zemo."

„Was?", fragt Bucky verwirrt und kommt mir einen Schritt näher.

„Den Mann..." Ich räuspere mich. „Der Mann... der dich befragt hatte, als du unter Arrest standest und, der dich dann dazu gebracht hat-." Ich beende diesen Satz nicht, denn ich weiß, dass das überflüssig ist. „Sein Name ist Helmut Zemo. E-er kommt aus Sokovia und war dort Mitglied eines Todesschwadrons."

Steve lässt mich sofort los und ich lasse meine Beine wieder langsam nach unten gleiten. Vergeblich schnappe ich nach Luft und wische mir den Schweiß von der Stirn.

„Ich bin mir sicher, dass irgendetwas in Sokovia passiert ist, als wir gegen Ultron gekämpft haben, dass solche Dinge tun.", murmle ich in Gedanken versuchen.

„Und der wahre Psychiater?", fragt Bucky.

„Den hat er umgebracht."

Bucky dreht sich ruckartig um und fasst sich mit beiden Händen an seinen Kopf. Das zu hören gefällt ihm ganz und gar nicht. Noch jemand, den diesmal wir alle unter dem Gewissen haben. Steve sagt nichts mehr dazu und reibt tröstend meine Schulter. Erst dann bemerke ich auch, dass der Jet bereits steht und wir sicher angekommen sind.

Wir drei machen uns startklar, um zur Hydra-Basis zu gehen, die man irgendwo in den kalten und schneeüberdeckten Bergen von Sibirien gebaut hatte. Die Gletscher um die Berge geben viel Schutz, denn niemand würde diese Basis finden. Bucky nimmt sich eine Waffe aus dem Waffenlager im Jet, während ich ohne klar werde. Mein Element wütet draußen bereits und ich hoffe bloß, dass dieser Schneesturm sich nur legen würde, wenn wir gesiegt haben. Wir warten stumm nebeneinander auf die Luke, die sich langsam öffnet, bis Steve die Stille bricht.

„Weißt du noch, als wir den ganzen Weg von Rockaway Beach hinten im Kühlwagen zurückgefahren sind?", fragt Steve und guckt mit einem Schmunzeln zu Bucky.

„War das, als du unser Geld für den Zug lieber in Hot Dogs angelegt hast?"

Ein Schmunzeln von Bucky. Sogar ich muss bei ihrem Gespräch aus ihrer früheren Zeit lächeln. Es muss sicher toll sein, dass man noch jemand hat, mit dem man über so etwas reden kann. Vor allem, wenn man bedenkt, wie lange ihre Kindheit bereits her ist. Laila kennt mich kaum noch wieder und unsere Freundschaft selbst steht auf der Kippe. Ich drohe sie für immer zu verlieren, aber ich weiß, dass ich nicht mehr ihre beste Freundin bin. Beste Freunde tun alles gemeinsam und gehen durch dick und dünn. Ich habe sie gegen die Avengers ersetzt und das habe ich nun davon. Der vielleicht normalste Freund (auf seiner einzigen Art) habe ich verloren.

„Du hast drei Mäuse verpulvert. Du wolltest 'n Stoffbären für die Rothaarige gewinnen.", lächelt Steve.

Bucky lächelt breit auf bei dem Gedanken, bis er ein fragliches Gesicht macht. „Wie hieß sie nochmal?"

„Dolores. Du hast sie Dot genannt."

Bucky muss kurz lachen. „Sie müsste jetzt ungefähr hundert sein."

„Ihr auch, Jungs.", sage ich und verlasse als erste den Jet.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top