Kapitel 7:
Acht Tage später — 14. Juli 2013
Ich starre ihr nicht lange nach, wie sie dort auf dem Garten kniet und hochsieht, denn was soll es mir wohl bringen. Sie weiß, dass Heimdall ihr zuhört und er sozusagen der Gott ist, zu dem sie spricht. Vielleicht ist es ja etwas Anderes, aber was auch immer es ist, ich werde es nie erfahren, was sie dort redet. Und jetzt, acht Tage später, hat sich nicht viel zwischen mir und ihr verändert. Sie geht arbeiten und ich bin mit Laila unterwegs oder hänge zu Hause rum, manchmal auch mit Evan, wenn er Zeit hat, aber das hat er in letzter Zeit nicht. Er arbeitet seit Monaten durch die Organisation, weil sich im April dieses Jahres ein Erdbeben von der Stärke 7.6 oder 8.0 in Neuseeland stattfand. Er hat immer noch meine Organisation im Griff und ich muss wirklich sagen, dass ich zu tiefst beeindruckt bin. Er ist bereits letzten Monat dort und hat dort bereits viel getan und einige Menschenleben gerettet. Aber jetzt sind die Spenden fast alle und es ist noch sehr viel zu tun, auch wenn es seit drei Monaten her ist. Dort sieht es immer noch so aus, als wäre es erst gestern passiert. Über fünfzig Menschen mussten dafür ihr Menschenleben geben und ich frage mich manchmal, wie Mutternatur dies nur zulassen kann?
Im späten Abend, als meine Mutter seit zwei Stunden im Bett ist, liegt mir etwas auf dem Magen, sodass ich kaum einschlafen kann. Mir ist nicht übel, ich habe kein Schwindelgefühl oder sonst irgendetwas in der Art. Es ist nur, dass ich zu viel nachdenke und somit nicht schlafen kann. Über was ich nachdenke, weiß ich selbst nicht so richtig. Ich denke an meine besorgte Mutter, ich denke an den schrecklichen Einkauf mit ihr und dann zucke ich im Bett zusammen, als würde ich fallen, als ich mich an die Schüsse erinnere, die Bucky verursacht. Ich sehe seine blauen Augen vor mir, wie er über mir liegt und mich zusammenprügelt. Alles in Bildern, die irgendwie verwackelt sind und dann sehe ich wieder mein dunkles Zimmer. Für einen Moment denke ich, dass es vorbei sei, aber dann erblicke ich Bucky genau vor mir, wie er mir das Messer in die Schulter sticht und ich von dem Moment an weiß, dass sich später dort eine Narbe bilden wird. Als ich wieder zu mir komme, spüre ich den gleichen Schmerz an der gleichen Stelle, als würde er mir wieder genau in die gleiche Stelle stechen, diesmal sogar fester, wenn ich es noch gut in Erinnerung habe. Aber dann setze ich mich auf, mache die kleine Lampe auf meinem Nachttisch an und versuche ich solche schrecklichen Dinge zu vergessen. Und schließlich schlafe ich auch an und träume. Oder ist es ein Traum? Denn es kommt mir mehr nach einem Albtraum.
Ich erblicke dunkele Gänge, das Rauschen von heißen Rohren und das Reden und Laufen von Soldaten. Ärzte, Chemiker und Physiker; intelligente aus aller Art in weißen Kitteln führen Tests durch. Ich erblicke dann einen Raum voll mit seltsamen Geräten, die ich nie zuvor gesehen habe und zwei Männer. Der eine etwas kleiner, als der Andere und beide sehen nicht gerade fröhlich aus.
„Es ist vorbei. Fury hat alles an die Öffentlichkeit gebracht", sagt der kleinere Mann mittlerer Schicht mit grauen Haare. Er trägt keinen Kittel, ist aber unter diesem modern gekleidet in Hemd, Krawatte und einer grauen Jacke.
„Alles von dem er wusste.", brummt der andere Mann, welcher ein Monokel trägt und seine Arme hinter seinem Rücken verschränkt.
Er sieht für mich etwas unheimlich aus, als hätte er etwas Böses an sich und so langsam macht er sich sichtbar. Seine schwarze Kleidung, die etwas Nick Furys Kleidung ähnelt, macht daraus sichtbar, dass er nicht gerade farbenfroh ist.
„Herr Strucker, wenn man von unserer Arbeit hier erfährt und wenn man erfährt, dass wir Hydra dienen...", murmelt der andere Mann ängstlich, wird jedoch von dem angeblichen Herr Strucker unterbrochen.
„Hydra, S.H.I.E.L.D, zwei Seiten einer Münze, die jetzt auch ausgedient hat..." Er geht an dem kleineren Mann vorbei, zwischen den Regalen der Geräte und kommt in einen Computerraum, wo einige Arbeiter vor diesen sitzen. „Was wir haben, ist mehr wert als irgendeiner von denen hier wusste."
Ich erblicke etwas, was nicht in Vergessenheit geraten soll: Lokis Zepter, den er bei der Schlacht in New York hatte und mit dem ich das Portal am Himmel geschlossen habe. Ich habe gedacht, dass er in den richtigen Händen sei, aber offensichtlich täusche ich mich und muss mit ansehen, dass er Hydra in die Hände gefallen ist.
„Aber, wenn sie es doch herausfinden. Die Avengers..."
Der sogenannte Herr Strucker unterbricht den Mann. „Wir haben nur die Oberfläche angekratzt und schon..." Er hält inne, dreht sich um und geht weiter, währendem der kleinere Mann ihm still folgt. „Es gibt andere Einrichtungen, die Hydras gutes Werk überall auf der Welt verrichten. Wir werden sie auf Captain America und seine bunten Gefährten ansetzen, sie von uns ablenken."
Strucker verlässt den Raum, kommt in einen langen Flur, wo sich Waffen und sogar Atomwaffen höchster Gefahrkonzentration entdecke. Als sie um die Ecke biegen, erblicke ich in ihrem Hintergrund gleich mehr als ein Dutzend Menschen, die an irgendetwas arbeiten.
„Was ist mit den Freiwilligen?", fragt der kleinere Mann.
„Die Toten werden so tief vergraben, dass nicht mal ihre eigenen Geister sie finden werden"
„Und die Überlebenden?"
Ich kann Strucker mit Fleisch und Blut vor mir erblicken, als stünde er genau vor meiner Nase. Manchmal finde ich es ziemlich unheimlich, dass die Menschen, die ich in der Vergangenheit sehe, nicht wissen, dass sie in der Zukunft von mir beobachtet werden. Er starrt auf etwas, was ich nicht erblicke, doch mit hoher Konzentration kann ich die Perspektive ändern und so bekomme ich nur noch zwei Worte von Herr Strucker mit, bis sich das Bild änderte: „Die Zwillinge..."
Ich erblicke zwei Käfige nebeneinander gestellt, in dem jeweils ein junger Mann und eine junge Frau sitzt. Ein kleines Fenster, ein kleines Einzelbett und eine Toilette; das ist alles, was sich in ihren Käfigen befinden. Auf der linken Seite ist der Junge, helle zerzauste Haare, helle Augen, gut gebauter Körper und etwas ziemliches Seltsames ist an ihm. Währendem er seltsam schnell durch den ziemlich kleinen Käfig rennt und immer wieder gegen die Mauer knallt, sitzt in dem anderen Käfig das Mädchen, ruhig auf den Knien und vor ihr schweben Bauklötze in der Luft, die sie zu kontrollieren scheint. Für mich sind diese zwei Personen alles andere als normal. Sie hat dunkelbraunes langes Haar, ebenfalls hellere Augen und ich kann an den zwei Worten von Strucker feststellen, dass es sich hierbei um Zwillinge handelt.
„Früher oder später werden sie auf die Zwillinge treffen. Eine Welt der Spione gibt es nicht mehr, nicht mal eine Welt der Helden. Dies ist das Zeitalter der Wunder, Doktor, und es gibt nichts furchterregenderes als ein Wunder."
Struckers Worte leuchten mir ein, denn an Wunder glaube ich schon längst nicht mehr, seitdem ich das erste Mal nach Asgard gegangen bin. In diesem Moment knallen die Bauklötze in der Luft zusammen und zerfallen in Tausend Stücke.
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