Neunzehn

Vergangenheit

Hyunjins POV

„Oh Hyunjin! Schau doch nur! Ein Brief vom Kalligrafiewettbewerb!", meinte meine Mutter begeistert, bevor sie von einer heftigen Hustensalve durchgeschüttet wurde. Sofort stand ich vor meiner unfertigen Kalligrafie auf und lief zu meiner Mutter, die auf dem Sofa lag. Obwohl sie schwer krank war, wollte sie ihre Tage nicht alleine im Bett verbringen, sondern hier, wo sie mir zusehen konnte, wie ich mit voller Leidenschaft hübsche Schriftzüge auf das feine Papier zauberte. Meine Mutter hatte eine schwere Lungenentzündung und würde daran bald sterben, wenn wir nicht ein Medikament für sie bekamen. Es wäre leicht, wenn wir Geld hätten, aber wir waren arm wie Kirchenmäuse. Wir bekamen kaum genügend Essen auf den Tisch.

Meine teuren Kalligrafiesachen habe ich nur bekommen können, weil meine Familie ihr Haus verkaufte. Jetzt wohnten wir in dem alten Haus meines Onkels. Er war schon längst verstorben. Immer wieder fragte ich mich, wieso sie unser Zuhause verkaufen konnten, um mir dieses dumme Kalligrafieutensilien zu leisten. Wieso steckten sie ihr ganzes Geld in mich? „Du bist talentiert, Hyunjin. Du wirst später ein großer Kalligrafiekünstler werden", meinten meine Eltern, sobald ich die ersten Kalligrafien auf einfachen Blatt Papier angefertigt habe. Sie hängen im Zimmer meiner Eltern. Meine Eltern unterstützten mich von dem ersten Zeitpunkt, als ich meine Liebe für die schöne Kunstform entdeckt hatte. Sie brachten mich sogar dazu mich an den Kalligrafiewettbewerb in Seoul zu bewerben. Sie waren so stolz auf mich und ich wollte sie nicht enttäuschen.

Ich dachte lang nach, ob ich den weiten Weg nach Seoul machen sollte. Mein Vater wäre dann alleine mit meiner Mutter und ich wollte sie nicht in Stich lassen. Sollte sie sterben, dann wollte ich an ihrer Seite sein und ihre Hand halten, während ich ihr von meiner Kindheit erzählte, welche so wundervoll war, weil ich so tolle Eltern hatte. Ich hätte das Teilnahmeformular in Stücke reißen können, würde es eine Sache nicht geben, die mich davon abhielt. Es gab ein hohes Preisgeld für den Gewinner. Mit dem Geld könnte ich Medikamente meiner Mutter kaufen und ihr das Leben retten. Ich musste es einfach versuchen. Meine Mutter gab mir den Brief, den ich mir sorgfältig durchlese. „Ich bin angenommen worden, Eomma! Ich werde nach Seoul fahren und das Preisgeld für dich gewinnen!" Sie streckte ihre Hand nach mir aus und tätschelte mir den Unterarm. „Du bist so ein guter Junge, Hyunjin."

Um nach Seoul zu kommen, musste ich mit dem Zug fahren. Meine Eltern kauften mir eins und gaben das Geld, was sie für Nahrungsmittel für die nächsten Tage eigentlich brauchten, für meine Wenigkeit aus. Ich fühlte mich schlecht, doch meine Eltern sahen mich so liebevoll und stolz an, dass ich in den Zug einstieg und wegfuhr. Ich durfte nicht verlieren. Nicht wenn ich beide Menschen noch sehen wollte, die ich so wahrhaftig liebte.

Da ich noch nie in einer Großstadt war, bewunderte ich jedes bisschen von Seoul. Das Leben hier war so anders wie bei mir zuhause. Hier war etwas los, ein Herzzentrum von Abenteuer. Ich suchte das Hotel auf, welches im Brief erwähnt wurde. Der ganze Wettbewerb dauerte zwei Tage und man gab uns die Möglichkeit in ein Hotel die Nacht zu verbringen. Das Hotel war sehr traditionell eingerichtet mit vielen Kalligrafienanfertigungen an den Wänden. Ich blieb lange stehen und lies mich von der Macht und Schönheit der Kunst in den Bann versetzen.

„Platz da, armer Bauerntrampel", ertönte eine männliche Stimme und ich wurde unsanft an der Schulter angerempelt. Später erfuhr ich, dass das Choi war, einer meiner Mitstreiter. Sohn eines bekannten Politikers und steinreich. Ich sah auf meine Kleidung, die ausgeleiert und ausgefranst war. Wir hatten nicht genügend Geld um mir regelmäßig neue Kleidung zu kaufen, also trug ich die gleiche Kleidung für Jahre. Mir macht es nichts aus, den anderen aber schon. Meine armer Zustand gab ihm Stoff fürs Mobbing. Den ganzen Abend über sprach Choi mit den anderen schlecht über mich. Still und traurig nahm ich mein Abendessen zu mir, welches uns im Hotel angeboten wurde, und versuchte nicht unter den gemeinen Blicken von Choi und den anderen jungen Männer stand zu zerbrechen. Nachts hatte ich starkes Heimweh und lag wach im Bett. Was würde ich alles machen um wieder bei Appa und Eomma zu sein, die mich aus ganzen Herzen liebten. 

Am nächsten Tag ging der Wettbewerb los. Uns gab man Kalligrafienutensilien und wurden Räumen mit je einem Aufseher zugeteilt. So hätten wir unsere Ruhe und konnten uns konzentrieren. Die ganze Zeit habe ich mich gefragt, was ich schreiben könnte, dich jetzt wo ich so jemanden wie Choi kennen gelernt hatte, wusste ich es sofort.

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