Achtzehn
Nachdem ich mit Hyunjin in meine Wohnung trat, lief ich schnurstracks in mein Schlafzimmer, wo ich mich umzog und mir die Zähne putzte. Jetzt nur noch unter die kuschelige Decke und mehr brauchte ich im Moment nicht. Wie die beiden letzten Nächte war Hyunjin mir gefolgt und setzte sich ohne Aufforderung an mein Bett und strich mir über die Haare. Er traute sich jetzt mehr als in den vorigen Nächten. Nicht nur er war mutiger geworden, sondern auch ich. Was würde Hyunjin davon halten neben mir zu liegen? Ich deckte mich auf. „Wie wäre es wenn wir...kuscheln? Ich weiß nicht...ob Geister das mögen....aber ich stelle mir das.....süß vor.... irgendwie...." Hyunjin kicherte sein hübsches Kichern, welches ich so gerne hörte und legte sich neben mich hin. Eisige Kälte begrüßte mich, doch ich legtet tapfer den Arm um Hyunjin eiskaltem Körper. Seit er keine Sonnenbrille mehr trug, machte er mir mehr Angst. So auch sein kalter Atem, der zu mir strömte, als würden dort winzige Eiskristalle sich auf meinem Gesicht ausbreiten. Von der Nähe waren die Augen noch schrecklicher. Ich konnte nicht verleugnen, dass meine Angst mit jedem Atemzug von Hyunjin wuchs. Die Augenhöhlen sogen mir die Freude aus dem Leib und ließen nur noch kalte Angst zurück. Ich musste schwer schlucken und streichelte Hyunjins Schulter.
„Es ist schön hier mit dir zu liegen", meinte er sanft und lächelte. Das alleine machte ihn ein bisschen nicht mehr gruselig. Hyunjin konnte nichts dafür, dass er keine Augen besaß. Er wollte sicher nicht mal gruselig sein und das Leben von Menschen schwer machen. Es musste irgendwas in seiner Vergangenheit passiert sein, was ihn so entstellt hatte. Vielleicht fand ich auch dazu die Lösung im Garten, den wir später besuchten. Ich erwiderte sein Lächeln und kuschelte mich in mein Kissen ein, bevor ich die Augen schloss und trotz der Eiseskälte zu Schlaf fand. Gleich nachdem ich gefrühstückt hatte, fuhr ich auch schon los. Ich checkte die Koordinaten und fuhr mithilfe einem GPSsystem auf dem Handy zu dem Ort. Hyunjin war aufgeregt. Er saß viel entspannter da, redete mehr als sonst und im Auto war es irgendwie auch nicht soooo kalt wie sonst. Als würde seine Aufregung etwas von seiner kalten Aura nehmen. Wir kamen auf einer gekiesten Auffahrt an, welches zu einem alten Haus führte, welches dem Untergang geweiht war. Das Holz, aus dem das Haus größtenteils bestand, war morsch und an an ein paar Stellen zerstört. Man konnte sogar in sein Inneres sehen, wo es auch so zerstört wie außen war. Irgendwie erinnert es mich an ein verwundetes Beutetier, aus dem man Stück für Stück Fleischfetzen herausgerissen hatte Sobald ich anhielt, stieg Hyunjin aus.
„Ich spüre eine sehr tiefe Trauer in meinem Herzen. So sehr, dass ich weinen will.....was ist hier nur passiert?" Ich folgte dem Geistermann und schaute mit ihm das Haus an. Vielleicht hatte er hier ja gewohnt? Hyunjin sah so aus, als würde er gerne reingehen und versuchen etwas Licht in seine Dunkelheit zu bekommen. „Willst du rein?", fragte ich. Hier war keiner weit und breit. Niemand würde wissen, dass wir in das Hau einbrechen wollten. Wenn es Hyunjins Zuhause war, dann würde es ja nicht mal Einbruch sein.
Sondern eine Rückkehr.
„Nein, gehen wir lieber in den Garten. Ich brauche jetzt noch mehr Antworten...und was hier passiert ist." Hyunjin ergriff meine Hand und zog mich vom Haus zurück in den Garten hinter dem Haus. Er war gewaltig. Und verwildert. Wildblumen wuchsen an jeder erdenklicher Stelle. Langes Gras wuchs bis hoch zu meinen Knien. Von Hyunjin kam ein leises Schluchzen, als er durch den Garten wanderte und jedes Detail in sich aufnahm. Als würde eine unbekannte Macht ihn zu sich locken, lief Hyunjin tiefer in den Garten, bis er den Waldrand erreichte. Der Garten besaß keine Zäune und man konnte nur erahnen, wo der Garten endete. Vor mir sackte Hyunjin auf die Knie und weinte bitterlich.
„Ich erinnere mich, Changbin."
Schnell trat ich zu ihm, um herauszufinden, was Hyunjins Erinnerungen zu ihm zurück gebracht haben. Vor ihm lag ein Grabstein. Der Name einer Frau war in den dunklen Stein eingeritzt.
Hwang Garam.
Geliebte Ehefrau und Mutter
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