Kapitel 51 - 31.10.2023


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Ich war tatsächlich eingeschlafen und wurde erst wieder wach, als ich sachte an der Schulter berührt wurde. Leicht blinzelte ich, rieb mir die Augen und gähnte verhalten. Ich fühlte mich total gerädert.

"Wir sind da, Jung", hörte ich die Stimme meines Fahrers, der von unserem Management geschickt worden war. Sie ließen uns nicht mit den öffentlichen Verkehrsmitteln reisen und schon gar nicht mit dem eigenen Auto, auch wenn ich gerne selbst fuhr. Ehrlich gesagt, war ich froh, dass ich diese Strecke nicht hatte fahren müssen und außerdem würde ich dann gleich mit Taehang auf der Rückbank kuscheln können, wenn er denn wollte.

Als die Wagentür geöffnet wurde, stieg ich aus, streckte mich einmal ausgiebig und sah mich kurz um. Ich war bisher zweimal bei Taehyungs Eltern gewesen. Das erste Mal bei dem Event, wo wir unsere Eltern uns gegenseitig vorgestellt und gezeigt hatten, wie wir aufgewachsen waren. Es gehörte damals zu einem ganz besonderen Kennenlernen und wir hatten in dieser Zeit viel übereinander gelernt. Ein warmes Lächeln legte sich auf meine Lippen, welches strahlender wurde, als ich Taehang entdeckte. Ich winkte und trat ein paar Schritte auf ihn zu, während er auf mich zu lief und mir in die Arme fiel. Sofort schlang ich meine um den schmalen Körper und drückte ihn an mich. Gott hatte ich diesen Mann vermisst. Wie konnte das nur möglich sein? Ich verstand es nicht.

Ich wollte ihn gar nicht mehr loslassen und er mich auch nicht, so wie er sich in mein Oberteil krallte. Das Gefühl, was mich beschlich, war unglaublich und doch wollte ich hier nicht auf dem Präsentierteller stehen, weswegen ich mich notgedrungen löste. Meine Hände legte ich an seine Wangen, strich sanft über die weiche Haut und lächelte ihn warm an, was er erwiderte.

"Lass uns einsteigen", bat ich und nach einem Nicken kletterten wir ins Auto. Kaum saßen wir in dem Wagen und die Türen waren geschlossen, packte ich ihn und konnte mich nicht mehr zügeln, als unsere Lippen aufeinandertrafen. Der Kuss war sehnsüchtig und intensiv. Das hatte ich gebraucht. Diese weichen Lippen, die mich zurück in die Blase warfen, in die wir uns befördert hatten, als ich diese eine Grenze übertreten hatte. Doch das alles spielte keine Rolle mehr. Der Kuss brach und Taehang sah mich an und ich blickte ihm direkt in seine wunderschönen Seelen und versank für einen Moment in diesen. Sie waren so unglaublich tiefgründig. Vielleicht hatte ich mich genau deswegen in ihnen verloren und hatte alles andere vergessen. Dieser Mann hatte mich eindeutig in seinen Bann gezogen und ich bereute es nicht.

"Verrätst du mir jetzt deinen Namen? Deinen richtigen Namen?", fragte ich und sah ihn hoffnungsvoll an. Ich wollte endlich wissen, wie er eigentlich heißen sollte - Taehyungs Zwillingsbruder.

"Jaebeom ... Kim Jaebeom", antwortete er mit sanfter Stimme.

"Mein kleiner Tiger", grinste ich breit und glücklich, denn die Bedeutung des Namens war mir nicht fremd. Irgendwie war das schon ein lustiger Zufall. Taehang - nein Jaebeom wurde leicht rot und schlug mich glatt gegen die Schulter.

"Deine Intuition ist gruselig", brummte er und schmiegte sich an mich, was ich lachend hinnahm. Ja, da hatte er vielleicht recht. Manchmal fand auch ich es gruselig, wie gut meine Intuition war. Doch anstatt mir weiterhin darüber Gedanken zu machen, kraulte ich sanft seine Schulter, was ihm glatt ein Schnurren entlockte. Wie niedlich.

"Wie geht es dir?", fragte ich leise, wobei ich merkte, wie er sich etwas aufrichtete, aber nur um zu mir zu sehen, bevor er es sich noch bequemer machte.

"Mir könnte es nicht besser gehen. Ich kann kuscheln und werde gekrault." Deutlich spürte ich das Lächeln und erwiderte es. Da hatte er recht.

"Und ich dachte, das liegt an mir", kam es gespielt theatralisch von mir, was ihn amüsiert kichern ließ, bis ein "Idiot" folgte. Das war mehr als eindeutig. Natürlich fühlte er sich nur so, weil ich es war, der ihn hielt.

"Ist dir bewusst, dass ich dich nicht mehr loslassen werde? Nach dem letzten Mal, als ich das musste ... na ja, das ist nicht so schön ausgegangen. Also stell dich schonmal darauf ein", brummte Jaebeom neben mir und schmiegte sich demonstrativ enger an mich. Ich musste erneut kichern, wobei es ein wenig traurig war. Zum einen die Tatsache, dass es nicht so schön war und zum anderen, dass er mich irgendwann loslassen musste. Egal ob er wollte oder nicht. Dennoch war ich seiner Meinung.

"Wer sagt denn, dass ich dich gehen lasse?" Er lachte und ich stieg mit ein. Mir war mehr als bewusst, dass er über die Themen nicht im Auto sprechen wollte, weil wir eben nicht allein waren. Ich war mir sicher, dass keiner was nach außen tragen würde, da sie sonst ihren Job los waren und eine Anzeige am Hals hatten, doch das spielte für Jaebeom vermutlich eine untergeordnete Rolle. Davon ausgehend brachte ich es nicht zur Sprache und redete lieber über oberflächige Themen. So interessierte ich mich für die Zeit, die er mit Taehyung verbracht hatte. Wen er aus der Familie schon kennengelernt und wie er sich eingelebt hatte. Jaebeom hatte genug zu erzählen und ich hörte ihm aufmerksam zu. Dabei stellte ich fest, dass ich es mochte, wenn ich seiner schönen Stimme folgte. Sie war anders als Taehyungs, aber dennoch tief und sie ging mir unter die Haut.

Als wir endlich in Gwangju ankamen und ich mein Elternhaus in der Ferne erahnen konnte, schlug mein Herz doppelt so schnell. Ich war nervös. Zwar hatte ich mit meinen Eltern über Jaebeom gesprochen und sie hatten ganz gut reagiert, aber ich wusste nicht, ob ihnen klar war, dass ich diesen Mann nicht nur mochte. Ich hatte mich nicht getraut, dieses Thema klar und deutlich anzusprechen, weil ich Angst vor ihrer Reaktion hatte. Es war dumm. Meine Eltern liebten mich und sie wünschten mir alles Glück der Welt. Trotzdem. Einen Mann zu begehren, war in Korea verpönt. Vor allem in den eher ländlicheren Regionen.

"Alles in Ordnung?", riss mich Jaebeom aus meinen Gedanken und umfasste dabei meine Hand fester, die die ganze Zeit schon in seiner geruht hatte. Ich spürte deutlich, dass sie schwitzig war, und so entzog ich sie ihm und wischte sie an meinem Hosenbein ab.

"Es ist nur ... na ja. Meine Eltern ... sie wissen nicht, was das zwischen uns ist. Also können wir ... uhm. Du weißt schon. Das nicht so nach außen tragen?", fragte ich, traute mich aber nicht, zu ihm zu blicken. Ich wollte seine Enttäuschung nicht sehen. Doch dieser griff mit seinen warmen Händen an meine Wangen und zog mein Gesicht zu sich. Ein sanfter Ausdruck lag in seinen Augen und ein kleines wissendes Lächeln zierte seinen Lippen.

"Natürlich. Ich verstehe das und es ist deine Entscheidung, wann und wie du es deinen Eltern sagen möchtest. Du musst mir nur deinen Wunsch mitteilen." Verständnis lag in seinen Augen und ich könnte mich selbst schlagen. Wieso hatte ich Angst gehabt? Jaebeom hatte lange in Nordkorea gelebt und er hatte sich immer verstecken müssen. Kein Wunder, dass er in seinen Instagrampostings so offen war.

"Okay", hauchte ich und beugte mich zu ihm vor, um ihm einen kleinen Kuss von den Lippen zu stehlen. Es beruhigte mich, dass er hinter mir stand, doch es änderte nichts an meiner Nervosität. Meine Eltern bedeuteten mir alles und ich würde es nicht verkraften, wenn sie mich deswegen verurteilen würden. Ich liebte sie und bei ihnen konnte ich bisher immer ich selbst sein. Das sollte sich nicht ändern.

Ich führte den Gedanken nicht weiter, da der Wagen zum Halten kam und mein Fahrer uns unnötigerweise mitteilte, dass wir da waren. Schnell bedankte ich mich und wir stiegen aus. Tief atmete ich einmal ein und wieder aus, ehe ich mir meinen und Jaebeoms Koffer geben ließ und wir uns von dem Mann verabschiedeten. Kurz darauf standen wir vor dem Eingangstor meines Familienhauses. Es war groß und einladend.

"Wow. Das ist wirklich sehr schön. Wie oft bist du hier?", fragte Jaebeom und sah mich neugierig an. Das machte deutlich, wie wenig wir uns eigentlich kannten. Dabei wusste er so einiges über mich, wovon meine besten Freunde keine Ahnung hatten.

"Nicht so oft, wie ich gerne wäre. Dafür wohnen sie zu weit von Seoul weg", antwortete ich mit einem traurigen Unterton, zuckte dann aber mit den Schultern.

"Das ist schade." Ich stimmte nickend zu, jedoch war ich selbst schuld, da ich mir dieses Leben ausgesucht hatte. Es war besser geworden. Früher hatte ich sie fast gar nicht gesehen, weil ich mir die Fahrt nicht hatte leisten können. Jetzt war es einfacher.

"Erschreck dich bitte nicht. Meine Eltern sind meine größten Fans", lachte ich und kratzte mir etwas verlegen am Hinterkopf. Der verwunderte Blick von Jaebeom, ließ mich rot werden, bevor dieser leise kicherte, und man ein: "Wie könnten sie auch nicht" von sich gab. Erneut lachte ich, ehe ich uns endlich Zutritt zu dem Haus meiner Eltern verschaffte. Wir traten durch das Tor und gingen durch den geräumigen Hausflur, wo einige kunstvolle Figuren standen. Als ich die Tür öffnete, rief ich sogleich nach meiner Mutter und Mickey, der direkt zu mir gelaufen kam. Sofort kniete ich mich zu ihm herunter und knuddelte ihn liebevoll durch. Damit machte ich ihm erneut klar, dass er sehr wohl auf meinen süßen Hund eifersüchtig sein konnte. Immerhin hatte ich ihm das schon angedroht. Doch scheinbar konnte er es noch so hinnehmen. So hob ich ihn auf meine Arme und erhob mich, um mich zu Jaebeom herumzudrehen, welcher mich verzückt anlächelte.

"Mickey ... das ist Jaebeom, Tiger ... das ist mein kleiner Mickey", stellte ich vor und überreichte ihm meinen Hund, den er annahm und ihn liebevoll knuddelte. Grinsend sah ich dabei zu, wie sich die beiden bekannt machten, wurde dann aber von meiner Mutter abgelenkt.

"Hoseok ... mein lieber Junge. Lass dich ansehen", begrüßte sie mich mit einer herzlichen Umarmung, die ich nur zu gerne erwiderte. Ich ließ sie mich betrachten und betatschen und lächelte dabei selig. Es war überfürsorglich, aber ich genoss es, so von meinen Eltern betüdelt zu werden.

"Lass doch den armen Jungen in Ruhe, Liebling", meldete sich mein Vater, den ich kurz darauf in eine liebevolle Umarmung nahm. Ich hatte meine Eltern unglaublich vermisst und sie gesund und munter zu sehen, ließ mein Herz aufgehen.

"Mum? Dad?", begann ich, nachdem ich mich von ihnen gelöst hatte und einen Schritt nach hinten gegangen war und einen Arm um Jaebeom gelegt hatte, um ihn an mich zu ziehen, "Das ist Jaebeom. Der junge Mann, von denen ich euch erzählt habe."

"Oh, richtig! Er sieht Taehyung wirklich zum Verwechseln ähnlich", sagte meine Mutter, die nicht zögerte und ihn ebenfalls in eine herzliche Umarmung zog. Ich grinste. Es machte mich glücklich. Auch mein Vater begrüßte ihn, jedoch mit einem herzhaften Handschlag. So war er eben. Jaebeom hatte immer noch eine leichte Rötung in seinem Gesicht, während er sich höflich vor meinem Vater verbeugte und den Handschlag erwiderte.

"Es freut mich, Sie kennenzulernen", sagte Jaebeom, der immer noch Mickey auf dem Arm hielt. Als ob er etwas brauchte, an dem er sich festhalten konnte. Irgendwie konnte ich es ja verstehen, immerhin konnte er meine Hand nicht halten. Etwas, was ich durchaus sehr schade fand.

"Ebenfalls. Jetzt kommt aber erst einmal rein. Hoseok ich habe dein Lieblingsessen gekocht", lächelte meine Mum und ließ mich freudig aufquietschen, wie einen kleinen Jungen. Meine Mutter war eine ausgesprochen gute Köchin und was sie auftischte, schmeckte immer himmlisch. Wir folgten ihr weiter ins Haus und ließen uns am großen Esstisch sinken. Von dort hatte man einen perfekten Blick auf die Vitrine, in der alles Mögliche an Fanartikeln von mir positioniert war. Sie hatte die neuesten Sachen, die ich ihr die letzten Male mitgebracht hatte. Vor allem von meinen Soloprojekten. Irgendwie war das ja schon ein wenig peinlich, weil Jaebeom kaum etwas damit anfangen konnte. Zumindest hatte er nie ein großes Interesse an meiner wirklichen Karriere gezeigt, aber das würde sich bestimmt noch ändern. Dieser beugte sich in diesem Moment zu mir.

"Deine Mum ist wirklich ein großer Fan von dir, aber hey ich auch. Guck." Ein Grinsen legte sich auf seine Lippen, ehe er seinen Schlüssel hervorzog, an welchem ein kleiner Mang in der neuen Version baumelte.

"Naw. Damit kann ich dich noch mehr ausstatten", grinste ich und Jaebeom lachte leise, ehe er sich wieder zurücklehnte. Denn in diesem Moment tischte meine Mutter auf und wir begannen zu essen und zu quatschen. Die Unterhaltung war herzlich und wir lachten viel. Jaebeom hielt sich zurück und erzählte nur wenig von sich selbst. Das meiste war über Taehyung und seine neue Familie. Meine Eltern hatten Verständnis dafür, dass er nicht über die Zeit davor reden wollte. Denn auch sie waren im Glauben, dass Jaebeom entführt worden war und nach Jahren gefunden wurde. Mehr hatte BigHit nicht veröffentlicht, obwohl es Fragen gab, doch weder Jaebeom noch seine Familie wollten sich näher dazu äußern. Es war besser so, genauso wie ich es noch nicht wagte, über unsere genaue Beziehung zueinander zu sprechen. Trotzdem war es ein unglaublich schöner Abend.


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