Eisiger Wind peitschte in das Gesicht des Welpen, welcher mühsam versuchte durch den hohen Schnee zu stapfen. Die Kälte setzte sich in sein flaumiges Fell fest und kroch unter, bis zu seiner Haut. Er zitterte. Doch sein Überlebensinstinkt sagte ihm, dass er nicht aufgeben durfte. Er musste laufen. So lange laufen, bis er eine Rettung fand. Bis er Schutz fand. Schutz und Wärme.
Er spürte seine Pfoten nicht mehr und der Schneesturm hörte nicht auf zu wüten. Wenn er jetzt stehenbleiben würde, würde er unter dem Schnee begraben werden. Vor seinen Augen sah er nichts, nur die weiße Wand, die ihm entgegen peitschte.
Der Welpe quiekte um Hilfe, ohne dass ihn jemand hören konnte. Völlig außer Kräften trat er von einer Pfote auf die andere und blieb kurz stehen. Wie aus Zufall machte auch der Sturm eine Pause, so, dass der Welpe eine Aussicht auf dem gefrorenen See erhaschen konnte. Weit hinten sah er das Licht eines Fensters leuchten. Das rettende Licht, welches er erreichen musste.
Mit zittrigen Beinen betrag er die Eisfläche, rutschte mehrmals aus, blieb jedoch nicht stehen. Das Gefühl, die gegenüberliegende Seite zu erreichen, wuchs nicht. Er kam kaum vorran und es würde nicht mehr lange dauern, bis er seine Kräfte verlor. Dann knickten seine Beine ein. Der Welpe verlor die Energie und schaffte es nicht mehr sich aufzuraffen. Am liebsten hätte er in diesem Moment einfach die Augen geschlossen, aber das knackende Geräusch unter ihm, hielt ihn wach. Ließ ihn erzittern. Eine gewisse Vorahnung wuchs. Nein, so einen Tod wollte er nicht.
Nach diesem Gedanken umgab ihn das frostige Nass, als er mitsamt des gebrochenen Eises in das Wasser stürzte.
>>Du nicht sterben hier. Du kämpfen bis zum Schluss!<<, rief die innere Stimme dem Welpen zu, der daraufhin mit aller Kraft versuchte die Pfoten zu bewegen. Doch es nützte nichts. Sein Körper war wie gelähmt. Erfroren und geschwächt. Fühlbar schwebend glitt er hinunter in die dunkle blaue Tiefe, mitsamt dem drückenden Gefühl in seiner Lunge. Und gerade als er dachte, dass das Tageslicht der Oberfläche sich entfernte sah er etwas. Die silberne Farbe, eines Gegenstandes, welcher ihn in sein Netz wickelte. Kurz schloss er die Augen und öffnete sie wieder.
Das Wasser veränderte sich schlagartig, wurde heller und auch die Temperatur war nicht mehr ganz so niedrig. Verzweifelt schlug der Hund mit seinen Pfoten um sich, um sich über das Wasser zu halten. Doch dieses zog ihn immer wieder hinunter.
„Stop! Aufhören, das reicht jetzt!", hörte er eine weibliche Stimme rufen. Nicht viel später wurde der ausgewachsene Schäferhund mithilfe einer Maschine aus dem Wasser des Kessels gezogen. Keuchend schüttelte er sich die Nässe aus dem Fell.
„Es wird nicht funktionieren, akzeptiert das endlich!", schrie die Frau ihre Kollegen an, die sich nur gegenseitig ansahen und mit den Schultern zuckten.
„Die Forschung ist sehr wichtig für uns und wir sind nahe dran ein gutes Ergebnis zu erzielen. Warum machen Sie jetzt einen Rückzieher?", wollte einer der Männer, mit hochgezogenen Augenbrauen wissen.
„Es ist sinnlose Tierquälerei und ich habe genug davon. Diese Forschung ist einfach lächerlich. Ab morgen werde ich diesen Hund nehmen und abreisen, denn ich bin hier fertig. Mit euch und auch mit dem Rest dieses Auftrags", antwortete sie aufgebracht und wedelte mit einem Umschlag vor sich herum, der den Kollegen zeigte, dass sie es ernst meinte.
Der andere Mann funkelte sie provokant an.
„Das ist mal wieder typisch für Sie Frau Harris. Gerade dann, wenn es ernst wird, ziehen Sie sich zurück. Aber gehen Sie nur. Wir werden ein anderes Forschungsobjekt finden und weitermachen. Sie werden es noch bereuen kein Teil des Ergebnisses zu sein", höhnte er, woraufhin Frau Harris vor Wut eine abweisende Armbewegung machte.
„Macht doch, was ihr wollt! Ich jedenfalls habe genug. Auf Nimmerwiedersehen!", sagte sie zum Schluss, nahm den Hund an die Leine und verschwand im Firmengebäude. Hinter sich hörte sie das letzte Mal das Gelächter der Männer.
„Dieser Haufen von Idioten wird sich noch wundern!", sprudelte es aus ihr heraus. Aufgebracht ballte sie ihre Faust. In einem Punkt hatte ihr Ehemann Recht. Dieser Auftrag war pure Zeitverschwendung und hätte die Forscherin es besser gewusst, wäre sie garnicht erst hierhin gereist. In dieses eiskalte Gebiet, dass kaum ein Mensch durchqueren konnte, ohne zu erfrieren.
Wütend packte sie ihre Sachen in die Koffer, während der Hund sie stumm beobachtete. Die Frau nahm die Beobachtung war und legte ihre Hand auf seinen Kopf.
„9Jay. Ab morgen werden wir von hier verschwinden und alles wird gut, das verspreche ich dir", lächelte sie den Schäferhund an, der sie treu und fragend anblickte. Es wartete ein neuer besonderer Auftrag auf sie. Ein Auftrag, der wirklich interessant zu sein schien und lieber würde sie dafür in die Geschichte eingehen wollen, als für die Arbeit, in die sie sich in den letzten Wochen reingequält hatte. Und auch 9Jay sollte hierfür eine besondere Rolle spielen. Der Hund war klug und er hatte es verdient seine Talente sinnvoll zu nutzen. Ja, er würde sicher ein guter Partner für ihre Forschung werden.
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