9. Angelina und George

 Bunte und braune Blätter fielen zu Boden, morgens zog dichter Nebel auf und jedes Mal, wenn die Ladentür geöffnet wurde und die Glocke einen neuen Gast ankündigte, wehte frische, kühle Luft hinein. Es war Ende Oktober. George überflog die wichtigen Briefe. Er hatte einen Zauber angewendet, dass die Post sich selbst sortierte. Briefe für ihn persönlich, geschäftliche Briefe und Fanpost.

Er selbst schaute sich nur geschäftliche und private Briefe an, die restlichen ignorierte er und schob die Stapel in eine Schublade.

In genau dieser landete auch unwissend ein Brief von Hermine Granger.

Angelina besuchte ihn immer wieder. Heute apparierte sie direkt hinter ihm, als er gerade die Ladentür von außen aufschloss. Er erschreckte so sehr, dass er zusammenzuckte.

»Ich bin es nur«, meinte sie.

»Was machst du denn hier? Hast du denn nicht Training?«, fragte George.

»Nein, erst heute Nachmittag. Ich dachte, ich könnte dir vormittags im Laden helfen. Mittwochs hat deine Aushilfe doch immer frei, nicht wahr?«

»Ja.«

»Gut.« Angelina folgte ihm in den Laden.

»Was kann ich machen?«, fragte sie.

»So spannend ist das, was ich mache, gar nicht«, meinte George. »Morgens gehe ich immer durch den Laden und schaue, dass alle Produkte ansehnlich im Regal stehen. Dann mache ich ein bisschen organisatorisches Zeug und bediene Kunden. Manchmal treffe ich mich auch mit ein paar Leuten, um neue Ideen und Produkte zu besprechen«, erklärte George.

»Gut, dann weiß ich, was ich zu tun habe.«

Sie gingen durch den Laden und rückten hier und da ein paar Sachen zurecht.

Dann warteten sie hinter dem Laden auf die ersten Kunden. Angelina half George den ganzen Tag, bis sie zu ihrem Training musste. Sie bot ihm an, sie zu begleiten, was er gerne tat.

Sie apparierten erst in Angelinas Wohnung, damit sie ihren Besen holen konnte und bevor George Zeit hatte, sich ihre Wohnung anzuschauen, sprangen sie weiter.

»Hey, wollen wir schon mal üben?«, fragte Angelina.

»Meinst du Quidditch? Ich schaue nur zu. Das ist deine Mannschaft. Ihr müsst für Turniere trainieren. Da will ich nicht stören.«

»Nein, ich meinte, so zu tun, als wären wir ein Paar.«

»Oh.« Georges Wangen färbten sich rot. »Muss das sein?«

»Das wird bestimmt Spaß machen. Und es wird dich auf andere Gedanken bringen.«

Angelina grinste ihn an. Dann nahm sie ihn bei der Hand.

Den wahren Grund für diese Idee kannte George nicht. Angelina hatte ihm erzählt, dass sie in Fred verliebt war, doch nur Fred und sie selbst kannten die Wahrheit. Angelina hatte sich in den letzten Jahren immer stärker in George verliebt. Sie hatte sich Fred anvertraut, weil sie ein bisschen Aufmunterung und Hoffnung gebraucht hatte. Doch das wollte sie George nicht in seinem Zustand erzählen. Er trauerte noch immer um Fred wie sie selbst auch. Sie würde allerdings nie so empfinden können, wie ein Zwilling, der einen Teil von sich selbst verloren hatte.

Diese kleine Fake-Beziehung, für die sie als Ausrede die Sorgen seiner Mutter benutzt hatte, diente eigentlich dazu, sich ihm zu nähern. Vielleicht verliebte er sich dadurch endlich in sie. Sie hatte sich mit seiner Mutter angefreundet und mit den anderen Weasleys kam sie auch gut klar.

»Ah, du bist endlich da, Johnson«, rief einer der Spieler. Wie schön wäre es, würde sie Weasley statt Johnson genannt werden. Das würde allerdings bestimmt nur ein Traum bleiben. »Wen hast du mitgebracht?«

»Das ist George Weasley, mein Freund«, stellte Angelina George vor.

»Ist das der von dem Laden?«

»Ja«, antwortete George. Plötzlich musste er an das bunte Früher denken, als er Schleichwerbung für seinen Laden gemacht hatte. »Kommt gerne vorbei. Es gibt tolle und lustige Produkte. Für jeden ist irgendetwas dabei.« Als er das sagte, fühlte er sich richtig gut.

»Gerne. Jetzt müssen wir aber trainieren.«

»Ist gut. Ich bin sofort bei euch«, sagte Angelina, küsste George auf die Wange und stieg dann auf ihren Besen. Die Stelle, die Angelinas Mund berührt hatte, wurde feuerrot und brannte. George beobachtete Angelina, die sich in die Luft schwang. Sie war so stark, im Gegensatz zu ihm. Und sie war irgendwie großartig. Mutig, entschlossen. Und sie konnte Quidditch spielen. Es ließ sich nicht verleugnen, dass George sie mochte.

Er konnte seinen Blick nicht von ihren graziösen Bewegungen abwenden. Sie sah einfach fantastisch aus auf ihrem Besen. Genau dort gehörte sie hin. Das war ihr Traum. Warum war sie ausgerechnet in Fred verliebt? Vielleicht hätte George ja eine Chance bei ihr gehabt, aber er könnte seinem Bruder niemals so etwas antun, auch wenn er nicht mehr lebte.

Am Wochenende besuchten George und Angelina seine Familie und Angelina hatte recht behalten. Da sie als Paar auftraten, machte Molly sich kaum noch Sorgen um George, da sie dachte, er befände sich in sicheren Händen.

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