22. Weihnachten
Hermine verbrachte zwei Tage mit ihren Eltern in London. Am dritten Tag lief sie zu Georges Laden.
»Guten Morgen, George. Bist du aufbruchbereit?« Hermine schob ihren Koffer hinter sich her.
»So gut wie.« George packte noch ein paar letzte Sachen in einen Rucksack. »Gibt es etwas aus meinem Laden, das Ginny schon immer haben wollte?«, fragte er.
»Hm.« Hermine ging durch die Reihen und begutachtete die ausgestellten Produkte.
»Sie wollte mal das hier«, sagte sie und zeigte auf einen Liebestrank. »Jetzt hat sie aber Harry und braucht den nicht mehr. Was ist denn das Neuste in deinem Laden?«
»Der spuckende Fächer.«
»Wen spuckt der Fächer an?«, fragte Hermine belustigt.
»Feinde.«
»Das klingt doch witzig.«
»Dann wird das Ginnys Weihnachtsgeschenk.«
Während George das Geschenk einpackte und in seinen Rucksack schmiss, schaute Hermine sich um. Sie suchte nach dem vertrauten Gemälde von Fred. Sie wollte ihn und Gooseberry sehen. Sie wollte George allerdings nicht fragen, da sie nicht zugeben wollte, dass sie Fred mochte.
Plötzlich apparierte Angelina vor der Ladentür und eilte herein.
»Bin ich zu spät?«, fragte sie gehetzt.
»Nein, alles gut.« George lief zu ihr und strich beruhigend über ihren Arm.
»Gut. Das Training hat zu lange gedauert. Wir haben gleich nach Weihnachten ein wichtiges Spiel. Hoffentlich läuft da alles gut. Wir haben schrecklich gespielt.«
»Das wird schon. Bestimmt wollten alle nur nach Hause und haben sich deshalb nicht ordentlich konzentriert.«
Angelina nickte.
»Gut, wir können.«
»Hast du auch alles?«, fragte Hermine, als George die Tür verriegelte. Sie wollte wissen, ob George das Gemälde von Fred eingepackt hatte, doch er erwähnte es nicht.
»Ja, ich habe alles«, sagte er. Dann streckte er seine Arme aus. Hermine nahm seinen linken, Angelina seinen rechten Arm und schon apparierte George zum Fuchsbau.
Molly erwartete sie. Sie schloss zuerst George in die Arme, dann zog sie Angelina hinzu. Schließlich umarmte sie auch Hermine.
Die drei folgten ihr hinein. Hermine war schon länger nicht mehr hier gewesen. Alles wirkte so heimisch und vertraut.
Der Rest der Familie und Harry hatten sich im Wohnzimmer versammelt. Harry und Ron sprangen sofort auf und stürmten zu Hermine. Sie rissen sie fast zu Boden.
»Ist ja gut, Jungs. Ich dachte, ich hätte es in der Schulzeit geschafft, euch zu zähmen.« Die drei Freunde lachten.
»Niemals!«, meinte Ron.
Die drei setzten sich auf den Boden, um Angelina und George Platz zu machen.
»Mum hat ein paar aus unserem alten Jahrgang eingeladen«, informierte Ron sie. »Keine Ahnung, wen. Und Fleur und Bill kommen nachher auch noch.«
Die Familie spielte ein paar magische Gesellschaftsspiele, bis Ron vorschlug, eine Runde Quidditch zu spielen.
George stellte die Teams zusammen.
»Das erste Team besteht aus Angelina, Harry, Hermine und Ron. Ginny, Charlie und Percy sind in meinem Team.«
»Aber ich kann kein Quidditch spielen!«, schaltete Hermine sich ein. »Ich werde das ganze Team runterziehen.«
»Percy auch, also keine Sorge.« George zuckte mit den Schultern und sammelte dann sein Team um sich.
Wenig später flogen sie in der Luft und jagten Bällen hinterher. Es war ein chaotisches Spiel, dennoch machte es viel Spaß. Sie waren alle verschwitzt, als sie wieder reingingen. Angelina folgte George, als er in sein Zimmer ging.
»Kann ich mir einen Pullover von dir ausleihen?«, fragte sie.
»Natürlich.«
George öffnete seinen Kleiderschrank, doch bevor er irgendeinen ausgesucht hatte, griff Angelina hinein und zog einen blutroten hervor.
»Danke.« Sie küsste ihn auf die Wange. Als sie ihr verschwitztes Oberteil auszog, küsste George ihr Schlüsselbein. Danach suchte er sich selbst ein Oberteil und wurde schnell fündig. Auf der Treppe schob Angelina ihre Hand in seine, was George ein Grinsen entlockte.
Er hatte das Bedürfnis, sie zu küssen, doch er hielt sich zurück, da ihnen Hermine, Harry und Ron begegneten.
Hermine war trotz des Spiels gut gelaunt und mit ihren besten Freunden konnte sie über ihre Fehler lachen.
Als sie im Wohnzimmer ankamen, empfing Molly gerade ihre Gäste.
Ron umarmte Bill und ließ sich kurz von Fleur drücken. Hermines Augen hatten die anderen beiden Gäste gefunden.
Luna und Blaise hielten sich im Hintergrund, bis sie ihre Freunde entdeckten. Luna ließ Blaise' Hand los, um Ginny zu begrüßen. Blaise kam auf Hermine zu.
»Herzlichen Glückwunsch zur Verlobung«, sagte sie.
»Du wusstest davon? Ich wollte dich damit überraschen.« Blaise grinste. »Hat Luna es dir erzählt? Sie war überglücklich, als ich ihr den Antrag gemacht habe.«
Für einen Moment dachte Hermine daran, dass sie dieses überglückliche Mädchen hätte sein können, hätte sie ihn einfach nach einem Date gefragt.
»Ja, sie hat mir einen Brief geschrieben.«
Blaise strahlte und zog Hermine dann in seine Arme. »Das verdanken wir echt nur dir.«
»Habe ich doch gerne gemacht«, presste Hermine zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
Zwischendurch war auch Neville eingetroffen. Blaise und Luna fanden wieder zusammen und nahmen nebeneinander auf der Couch Platz. Hermine setzte sich wieder neben Harry und Ron auf den Boden. Neville plumpste neben sie.
Arthur und Molly erzählten ein paar Familiengeschichten. Hermine hatte aber nur Augen für das Paar. Sie bemerkte, dass Neville ebenfalls in die Richtung schaute. »Du magst Luna, oder?«, flüsterte sie.
»Fällt das auf?«, fragte Neville ängstlich.
»Nur mir. Ich schaue auch dahin.«
»Magst du etwa auch Luna? Oder Blaise?«
»Ich mochte Blaise vor einer Weile sehr.« Und dann kam Fred. Aber Fred hatte ihr empfohlen, eine andere Liebe zu finden. Er hatte sie verlassen, war gegangen und nun würde er sein restliches Leben bei George verbringen und sie würde ihn nur wiedersehen, wenn sie George explizit danach fragte.
Blaise strich sich durch sein braunes Haar. Hermine konnte nicht anders, ihr fielen einfach seine langen Finger auf, die er wieder senkte und die ihren Platz auf Lunas Schulter fanden, die er nun enger an sich zog. Sie presste die Lippen aufeinander und wünschte sich, dass sie von Blaise in den Arm geschlossen wurde. Oder von Fred. Aber Fred hatte recht. Mit ihnen beiden würde es sowieso nichts werden.
Und mit Blaise auch nicht, denn er heiratete Luna.
Als die Gäste gingen, packte Hermine Blaise und zog ihn in die leere Küche.
»Hey, bevor du gehst und heiratest, wollte ich dir etwas beichten.« Sie hielt zwei Schritte Abstand von ihm. »Ich war mal in dich verliebt.«
Sie wartete auf seine Antwort, doch sie kam nicht.
»Und vielleicht bin ich es noch. Ich wollte es dir nur gesagt haben. Ich musste das loswerden, auch wenn es jetzt zu spät ist. Ich denke, Luna ist die Richtige für dich. So, ich bin fertig. Du musst nichts dazu sagen. Wir können das Ganze auch gleich wieder vergessen.«
»Danke, dass du es mir gesagt hast, Hermine.«
»Wir sehen uns zur Hochzeit«, sagte Hermine. »Hoffentlich. Ich bin doch nicht ausgeladen, oder?«
»Nein, natürlich nicht. Du bist meine beste Freundin, okay? Und die bleibst du auch.«
»Danke, Blaise.«
Blaise überwand den Abstand und zog Hermine in seine Arme. Hermine atmete seinen männlichen Geruch ein und verabschiedete sich innerlich von ihm.
»Bis bald, Hermine.« Blaise lächelte ihr ein letztes Mal zu und als er verschwand, nahm er all die Schmetterlinge aus Hermines Bauch mit.
Am nächsten Morgen war Hermine vor Ginny wach und packte ihre Geschenke aus. Sie bekam viele Süßigkeiten und Bücher. Eines war sehr sorgfältig eingepackt und unbeschriftet. Hermine riss vorsichtig das Geschenkpapier ab und sah einen goldenen Bilderrahmen, über dessen eingravierte Musterung sie ihre Finger gleiten ließ. Als sie das Papier wegstrich, kam das Porträt zum Vorschein. Sie erkannte die Wiese und den Wald im Hintergrund sofort. Der Himmel war wie gewohnt strahlend blau und ein paar wenige Wolken zogen darüber hinweg.
»Fred?«, flüsterte sie.
»Sofort bei dir.« Fred tauchte mit Gooseberry auf seiner Schulter auf und grinste sie an. »Ich habe George gebeten, eins dir zu schenken, damit ich bei dir sein kann. Ich hoffe, ich als Geschenk bin gut genug.«
»Du bist gut genug.«
»Wenn ich dein bester Freund bin, kannst du mich immer mit dir herumtragen.«
Diese Worte brachten Hermine zum Grinsen.
»Du bist der Beste.« Sie könnte Trost gebrauchen und sie wusste, dass sie und Fred einfach beste Freunde bleiben könnten.
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