20. Lächeln

Nachdem Hermine sich wieder erholt hatte, traute Fred sich wieder zu seinem eigenen Porträt zurück. Ginny tröstete ihn, als er ihr alles erzählte.

»Ich glaube, ihr habt beide recht. Am besten redest du noch mal mit Hermine oder verschwindest zumindest nicht urplötzlich.«

»Vielleicht.«

Doch Fred hörte tatsächlich auf Ginny und tauchte auch dann auf, wenn Hermine im Zimmer war.

»Es tut mir leid, dass ich weggegangen bin. Ich brauchte ein wenig Zeit zum Nachdenken«, entschuldigte sich Fred.

»Hast du deine Meinung geändert?«

»Nein. Ich bleibe dabei. Du verdienst jemand Besseren als mich. Aber dennoch können wir befreundet und Vertraute bleiben.« Fred sah sie mit einem flehenden Blick an.

»Na gut. Ich werde darüber hinwegkommen«, schnaubte Hermine.

Nach einigen Tagen vollzog Hermine Freds Standpunkt nach. Ginny drängte sie dazu, Fred zu verzeihen und eine gemeinsame Lösung zu finden. Schließlich schob sie Hermine zu Freds Porträt, doch als Hermine panisch flüchtete, schnappte Ginny sich das Porträt und rannte ihr hinterher.

»Ginny, halt mal an«, bat Fred.

»Na gut. Wenn du dir, abgesehen von George, aussuchen dürftest, bei wem du immer bleiben könntest, wen würdest du wählen?«

»Hermine«, antwortete Fred, ohne zu zögern.

»Dann werde ich dich zu ihr bringen. Sie wird dein Porträt behalten und jedes Mal, wenn du zu ihr möchtest, musst du einfach zu deinem Porträt, okay?«

»Ja. Danke, Ginny.«

»Und sobald die Ferien beginnen und ich George besuchen kann, bringe ich ihm das Gemälde.«

»Danke, Ginny. Du bist echt eine tolle Schwester.«

Mit Fred in der Hand eilte Ginny wieder los und fand Hermine in einem alten Klassenraum.

»Hi, Hermine. Ich möchte mit dir reden«, sagte Ginny und hielt dabei das Porträt hinter ihrem Rücken versteckt.

»Du weißt, dass in wenigen Tagen die Ferien beginnen und aus diesem Grund wirst du bis dahin auf Fred aufpassen. Nutze die Zeit. Danach wirst du ihn kaum noch wiedersehen, weil ich ihn zu George schicken werde.«

Hermine riss die Augen auf und nahm den Bilderrahmen an. Sie strich über die getrocknete Farbe und über Freds Kopf.

»Hey, du versperrst mir die Sicht«, beschwerte sich Fred.

»Tut mir leid.«

Nun nahm Hermine Freds Porträt mit in den Unterricht, in die Große Halle und in den Gemeinschaftsraum. Sie hielt ihn in ihrer Tasche versteckt und holte ihn nur manchmal heraus, um mit ihm zu reden. Ab und zu wanderte Fred in der Gegend umher, doch wenn Hermine den Bilderrahmen berührte, spürte er das, als ob eine Feder auf seiner Schulter landete, und er kehrte in sein Porträt zurück.

Am letzten Tag vor den Weihnachtsferien stellte Hermine das Porträt auf den Tisch vor dem Kamin, an den sie sich gesetzt hatte, um Hausaufgaben zu erledigen und Fred tauchte darin auf.

»Hi«, sagte er.

»Hallo.«

»Kannst du mich ein wenig drehen?«, bat Fred. »Ich möchte die anderen im Gemeinschaftsraum sehen.«

»Natürlich.«

Nun konnte Fred die Gryffindors beobachten.

»Wie findest du den Jungen mit den braunen Haaren? Ist er nicht attraktiv?«, wollte Fred wissen.

»Er ist drei Jahre jünger als ich. Was soll das werden?«

»Ich schlage vor, wen du daten könntest, um dich von mir abzulenken. Was ist mit dem dort hinten? Der Schwarzhaarige?«

»Das wird mir nicht helfen. Ich habe dir schon gesagt, dass ich nur dich liebe, aber anscheinend verstehst du nach wie vor nichts von Liebe.«

»Hermine.« Freds Stimme war leise. Hermine ließ ihren Kopf sinken. Fred streckte eine Hand nach ihr aus und automatisch zog sie ihre hervor. Sie legte sie an das Porträt und erschreckte.

Plötzlich spürte sie einen kleinen Blitz, der durch ihren Körper zuckte und ganz viele Gedanken und Gefühle mitbrachte.

Sie spürte den Schmerz, den Fred erlitten hatte, als er erfahren hatte, dass er George nie wieder sehen würde. Sie spürte die Einsamkeit, die er empfunden hatte, bevor Hermine und Ginny nach Hogwarts gekommen waren. Sie spürte das Gefühl der Hoffnung, als Ginny gesagt hatte, dass sie ihn zu George bringen würde und gleichzeitig bittere Enttäuschung, da er dann Hogwarts und die beiden Mädchen verlassen musste. Sie spürte große Freude gemischt mit einem Funken Angst und Trauer, als Fred sich im Traum mit George getroffen hatte.

Aber am meisten spürte sie die Liebe, die Fred vollkommen erfüllte. Und zwar nicht nur die Liebe zu seiner Familie, sondern vor allem die Liebe zu ihr. Hermine hatte noch nie so ein starkes Gefühl erlebt.

Als Fred seine Hand wegzog, brach sie auf ihrem Sessel zusammen.

»Was hast du?«, fragte Fred.

»Ich habe deine Gedanken gelesen«, keuchte Hermine. »Und deine Gefühle gespürt.«

»Ich deine auch. War der Schmerz um George so schlimm?«

»Nein. Deine Liebe zu mir war etwas überwältigend.«

»Genau deshalb will ich ja, dass du jemand anderen findest. Auch, wenn ich dich liebe, werde ich dich nie wirklich glücklich machen können.«

»Weißt du, was ich an dir am meisten liebe, Fred?«

»Nein.«

Hermine dachte an die Zeit mit beiden Zwillingen, als sie ständig gelacht hatten und daran, wie sie Freude an einem dunklen Tag verbreiten konnten. Fred hatte sie immer aufgemunternt und ihr Witze erzählt, wenn sie traurig oder niedergeschlagen war. Vermutlich waren die Zwillinge mit einem Lächeln auf den Lippen geboren wurden.

»Du bist mit einem Lächeln gestorben.«

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