11. Krummbein

 »Hermine, Hermine!«, rief Fred. »Bist du wach?« Fred war in Ginnys und ihr Zimmer geeilt, doch Ginny schlief tief und fest. Hermine bewegte sich noch in ihrem Bett. »Ginny? Hermine!«

Langsam drehte Hermine sich um und öffnete die Augen. Dann schaute sie sich misstrauisch um.

»Hier, ich bin es«, sagte Fred.

»Fred?« Hermine gähnte. »Was machst du hier? Was ist los?«

»Ich wollte mit jemandem reden.«

»Aber warum ausgerechnet jetzt?«

»Ich bin allein. Früher war George immer bei mir«, setzte er an. »Außerdem wollte ich fragen, ob du das Gemälde vielleicht aus dem Gemeinschaftsraum entfernen kannst. Ohne George ist es so trostlos und ich fühle mich ständig beobachtet.«

»Ja, natürlich.« Hermine rappelte sich auf und zog einen Morgenmantel über. Dann stapfte sie nach unten. Fred kam vor ihr an. Er sah, wie sich ihre Hand näherte, dann spürte er ein Ruckeln und wurde hin- und hergeworfen.

»Wo soll ich dich hinbringen?«, fragte Hermine.

»Kann ich bei euch bleiben?«

»Ich bin mir nicht sicher, ob Ginny sich vor ihrem Bruder umziehen möchte. Und ich will das auch nicht.«

»Ihr könnt mein Gemälde umdrehen. Und wenn ihr private Gespräche führen wollt, dann verlasse ich euer Zimmer.«

»Na gut, ich nehme dich erst einmal mit.«

Hermine stieg die Treppen zu ihrem Schlafsaal wieder hinauf und stellte Fred auf ihren Nachttisch, da Ginnys zugestellt war.

»Brauchst du irgendetwas?«, fragte sie. »Oder kann ich schlafen?«

»Gute Nacht, Hermine.«

»Gute Nacht, Fred.«

Hermine schlief allerdings nur ein paar Stunden, bis ein Geräusch sie aufweckte. Als sie erkannte, dass es von draußen kam, stöhnte sie auf, schlurfte zur Tür und öffnete diese. Krummbein stolzierte herein und sprang in ihr Bett. Hermine legte sich zu ihm. Der rote Kater kuschelte sich an sie und gemeinsam schliefen sie ein.

Am nächsten Morgen war Hermine alles andere als ausgeschlafen, weshalb sie vergaß, Fred umzudrehen. Gerade, als sie sich ihr Oberteil über den Kopf zog, schaute Fred auf und musste schlucken. Hermines Haut sah so weich aus. Er wünschte, er könnte sie berühren. Morgens sahen ihre Haare noch verstrubbelter aus als sonst. Durch die würde Fred auch gerne fahren. Er überlegte sich, einen anzüglichen Kommentar zu machen, doch das würde Hermine nur zu sehr erschrecken. Sie wusste ja nicht, dass er schon wach war und sie gerade ansah.

Fred wandte sich ab. Er würde nie mehr die Möglichkeit haben, einen Menschen zu küssen. Da musste er den Wunsch danach nicht extra provozieren.

»Ginny, wach auf!«, hörte er Hermine. »Wir müssen zum Frühstück.«

Fred lauschte den Stimmen und Geräuschen. Die beiden Mädchen machten sich fertig und gingen dann aus dem Raum. Ihn hatten sie ganz vergessen. Na ja gut, Ginny wusste nicht, dass er in ihrem Zimmer übernachtet hatte und dass der Bilderrahmen, den man aufstellen konnte, auf Hermines Nachttisch stand.

Fred entschied sich, durch die Porträts zu gehen und den Klassenraum zu suchen, in welchem Ginny und Hermine Unterricht hatten. Nach einer Weile und mit Olivias Hilfe fand er ihn. Gooseberry konnte auf seiner Schulter nicht ruhig sitzen. Er bewegte sich ständig und kletterte auf seinem Kopf, seinen Schultern und seinen Armen herum. Fred hörte gespannt Flitwick zu. Er erinnerte sich gut daran, wie Flitwick das Thema vor ein paar Jahren mit seiner Klasse behandelt hatte. Als die Schüler den Zauber ausprobieren sollten, wurde Freds Blick von Hermine angezogen. Sie hatte ihre wirren Haare zu einem Zopf gebunden und ihre Ärmel hochgekrempelt. Dann blendete sie alles aus und konzentrierte sich auf den Spiegel vor sich, den sie verzaubern sollte. Fred fand Hermine in jenen Momenten, in denen sie alles um sich herum vergaß, sehr anziehend. Nein, so durfte er nicht denken.

Nach der Doppelstunde verzichtete Fred darauf, ihnen zu Zaubertränke bei einem neuen Professor zu folgen. Snape war bei der Schlacht gestorben, hatte Ginny ihm erzählt. Fred und George hatten diesen Kerl nie gemocht. Er hatte seine Schüler wie den letzten Dreck behandelt und die Slytherins immer bevorzugt. Er war einfach nur unfair gewesen.

Hermine erklärte Ginny am Abend, dass sie einen neuen Mitbewohner hatten.

»Wo wollen wir das Bild hinstellen?«, fragte Hermine.

»Es kann ruhig dort bleiben. Ich will nicht, dass Fred mich im Schlaf beobachtet.«

»Ist das in Ordnung, wenn du hierbleibst, Fred?«, fragte Hermine.

»Ja, dann kann ich dich im Schlaf stalken.« Fred grinste.

Hermine schaute ihn empört an, doch Fred grinste sie an und zuckte mit den Schultern.

»Wenn du das machst, bringe ich dich wieder in den Gemeinschaftsraum zurück!«, rief sie.

»Wenn du herausfindest, dass ich das mache«, konterte Fred und lieferte sich ein Blickduell mit Hermine. Er gewann und konnte ein Lachen nicht vermeiden.

Die beiden Mädchen gingen in den Gemeinschaftsraum, um Hausaufgaben zu machen und Fred leistete ihnen in einem anderen Bilderrahmen Gesellschaft. Als es immer dunkler wurde, entschieden sie sich schließlich, nach oben und schlafen zu gehen. Fred wartete, damit sie sich in Ruhe fertig machen konnten. Als er ihnen folgte, lagen sie schon im Bett. Gooseberry hüpfte in dem dunklen Bild herum, sodass Fred auch blieb. Er beobachtete seine Schwester. Sie atmete tief und regelmäßig und sah so friedlich und nicht kampfbereit aus.

»Hey, weg da!«, zischte Hermine. »Ginny hat gesagt, dass du sie nicht beobachten sollst.«

»Ups«, meinte Fred vage und ließ sich durch den Flimmer in sein eigenes Gemälde ziehen. Nach ein paar Sekunden folgte Gooseberry ihm.

»Wer ist das Eichhörnchen auf deiner Schulter?«, fragte Hermine.

»Das ist Gooseberry«, erklärte Fred. »Er folgt mir auf Schritt und Tritt.«

»Na dann, schön. Schlaf schön, Fred.«

»Du auch, Hermine.«

Fred lauschte auf Hermines Atemzüge, bis sie eingeschlafen war, dann legte er sich auch hin.

Kurz darauf schlich sich Krummbein aus Hermines Bett und setzte sich an das Gemälde. Dann begann er, zu schnurren. Fred riss den Mund auf, da er das Schnurren nicht nur hörte, sondern auch spürte. Er spürte es!

Wäre er nicht so geschockt und erstaunt gewesen, hätte er nach Hermine oder Ginny gerufen.

Hermine allerdings wachte ganz von alleine auf. Sie hatte wohl einen nicht ganz so festen Schlaf.

»Krummbein, was machst du da?«, fragte sie.

»Hermine, er schnurrt!«, rief Fred.

»Ja, das höre ich.«

»Ich höre es nicht nur, ich spüre es.«

»Was?« Nun war Hermine direkt vor ihm. »Wie?«

»Ich weiß es nicht.«

»Kannst du meine Hand spüren?«, fragte sie und legte ihre Hand auf das Bild.

»Nein«, meinte Fred niedergeschlagen. »Kannst du Krummbein bitte bei mir lassen?«

»Natürlich.«

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top