Zwei

Ich lag in meinem Bett und schlief, als ich auf einmal bemerkte, wie das Licht in meinem Zimmer anging.
Nein nein nein! Bitte nicht jetzt schon!
„Morgen Meg, steh auf!"
Noah stand an den Türrahmen gelehnt und schmunzelte, als er sah, wie fertig ich aussah. Nachdem Jax mich nach Hause gefahren hatte, war ich leise wieder zurück ins Haus geschlichen und hatte mich ins Bett gelegt. Erst hatte ich gehofft, dass mein Bruder heute etwas früher kommen würde, da ich unbedingt duschen musste. Agent Aircale machte sich anscheinend einen Spaß daraus, mich fertigzumachen. Nicht ganz 5 Minuten waren um und jetzt stand Noah schon da.

„Was ist?", fragte ich, als ich die Decke nach hinten schlug und mich aufsetzte. Ich fuhr mir durch die Haare, rieb meine Augen und gähnte in meine linke Hand.
Noah kam zu mir und plötzlich hörte ich das Knipsen einer Kamera.

Wie auf Kommando drehte sich mein Gesicht zu meinem schon fertig angezogenen Bruder, welcher gerade dabei war, sich aus dem Staub zu machen.
„Nicht dein Ernst!", rief ich ihm nach und rannte hinterher.
Ich sah morgens immer aus wie... eine Leiche. Ja, das traf es wohl am Besten. Und ich hasste es, wenn, egal wer, mich in diesem Zustand auch noch fotografierte.

Noah rannte gerade den Flur entlang, die Treppe nach unten und hätte beinahe Mums Lieblingsvase vom Schrank gestoßen. Sie wäre ausgeflippt!
Glück gehabt... Aber ich krieg dich trotzdem noch!
Ich war ihm dicht auf den Fersen, lief an dem alten Bücherregal und den Familienfotos vorbei. Endlich bekam ich seinen Kragen zu fassen, doch er entwischte mir wieder und rannte in die Küche.

„Noah, jetzt komm endlich her!"
Daraufhin steckte er den Kopf aus der Küchentür heraus und lachte mich frech aus.
„Wer will mich dazu bringen?"
Wer nicht hören will, muss fühlen.
Ich nahm Anlauf und sprang auf ihn zu, riss ihn somit zu Boden und klaute sein Handy aus der Hand.

Foto gelöscht.
Ich stand wieder auf, warf meine dunkelblonden Haare nach hinten und widmete Noah meinen Todesblick.
„Idiot", brummte ich ihn an.

„Autsch.", grummelte mein Bruderherz, verzog sein Gesicht und rieb sich den Oberschenkel, auf dem ich gelandet war.
Naja, wenigstens war ich weich gefallen.
Ich warf ihm sein Handy zu. Er fing es auf und rappelte sich, noch immer mit gequälten Gesichtsausdruck, auf.

Ich musste grinsen und lief aus der Küche, die Treppe nach oben, lies meinen Blick über das Hochzeitsfoto unserer Eltern schweifen und ging in mein Zimmer.
Während ich mir eine Jeans anzog und mir ein weißes T-Shirt überzog, fragte ich mich, ob Mum noch sehr oft an ihn dachte. Ich hatte so viele Fragen...
Wieso war er gegangen? Wo war er nun und... hatte er jetzt eine neue Frau? Oder sogar neue Kinder? Ob er manchmal noch an uns dachte?

Mit wirren Gedanken schnappte ich mir einen Haargummi und band meine Haare zu einem Messy Bun zusammen.

Ich hatte keine Antworten, aber je mehr ich darüber nachdenken würde, umso mehr Fragen würden in mir aufkommen und dann könnte ich mich auf nichts anderes mehr konzentrieren, also verdrängte ich diese, warf mir meine Pilotenjacke über und schnappte mir meine Schultasche.

Ich hörte Noah schon draußen hupen, also war ich spät dran.
Mal etwas ganz Neues... Und die beste Voraussetzung, um nach den Ferien einen guten Start in das Schulleben zu schaffen.
Sarkasmus ließ grüßen.
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An der Highschool angekommen, stieg ich aus dem Oldtimer meines Bruders aus. Ein brauner Chevrolet, ziemlich abgekratzt und mit einigen Dellen versehen.
Eindeutig hatte die alte Karre schon bessere Zeiten erlebt, aber Noah hatte ihn von unserem Großvater vererbt bekommen. Für ein besseres Auto hatte er derzeit einfach zu wenig Geld.
Sein großer Wunsch war es, einmal einen Lamborghini fahren zu können, der einzig und allein nur ihm gehören würde, aber das würde wohl erst einmal ein Traum bleiben.

Bevor ich mich davon machen konnte, hielt mich mein Bruder noch einmal auf, als er nach einem kurzen Check auf sein Handy endlich ausstieg.
„Beeil dich später, klar? Ich habe keinen Bock, wieder ewig auf dich warten zu müssen."
Er warf die Tür mit einem Plautzen zu und schloss ab. Ich verdrehte die Augen.

„Ist okay.", murrte ich und machte mich auf zum Eingang, um dem Strom von Teenagern und Jugendlichen durch die Glastüren, in das riesige Gebäude, zu folgen.

Die Gänge waren breit - links und rechts waren lauter Spinte an den Wänden, vor denen sich die Schüler in kleinen Grüppchen versammelten, doch ab und zu konnte man Türen entdecken, die zu den Klassenzimmern führten.
Ab und zu winkten mir einige Schüler zu oder begrüßten mich mit „Hey Meg!", „Tolles Outfit!", „süße Frisur" oder Ähnlichem. Ja, ich gehörte zu den beliebten Teens dieser Highschool, und das, nicht einmal freiwillig. Ich fand dieses Schubfachdenken nämlich ziemlich dämlich und hätte mich persönlich eher als einen Normalo angesehen.

Die Schule war ziemlich klischeehaft und so gab es die Nerds, welche meist in der Schulbibliothek hockten und ihre Nase in Bücher steckten. Es gab die Bitches, die sich immer in der Nähe der coolen Jungs der Schule, wie zum Beispiel Nathan, Eric und Liam aufhielten. Diese Mädels trugen Kleidung, die sie aussehen ließ, als kämen sie gerade aus einer Table-dance-bar. Sie betatschten ständig die drei Jungs, jedoch schien diese das nicht sonderlich zu stören. Es machte eher den Anschein, als würden sie die Mädels ignorieren.

Als ich weiter lief entdeckte ich die Künstlerisch Begabten dabei, wie sie ihre Staffeleien an die Seite der Treppe, welche nach oben führte, stellten.

„Jetzt müsste man unsere Werke bestens bewundern können.", meinte ein Mädchen namens Fère zu ihren Freunden und betrachtete stolz ihr Gemälde. Fére war sozusagen die Leiterin und somit Königin der Kunstschnösel. Dieses Mal hatten sie Stilleben, also Bilder, welche die Vergänglichkeit des Lebens darstellen sollten, gemalt. Neben ihr standen noch die fünf anderen Mitglieder - 2 Jungen und drei weitere Mädels.

Außer Ihnen gab es noch die sprachlich Begabten, welche sich den ganzen jämmerlichen Tag nur auf Französisch, Spanisch oder Italienisch unterhielten.

Viel zu schlaue Menschen. Haha! Ich kann froh sein, wenn ich in Spanisch dieses Jahr bestehe.

Ich war froh, zwischen meinem Training am frühen Morgen und der Mission am Nachmittag, noch so etwas wie ein normales Leben zu haben. Mum war allerdings die meiste Zeit arbeiten. Das namen Noah und ich ihr jedoch nicht übel, denn als alleinerziehende Mutter hatte man nunmal viel Stress.

Ich lief die Treppe nach oben und an der Cafeteria vorbei. Einige Schüler hatten sich darin gesammelt, um etwas zu essen oder einfach nur um mit ihren Freunden zusammen sitzen und sich austauschen zu können.

„Hey Meg!", rief mir aus ca 10 Meter Entfernung eine Verrückte wild winkend zu, kam mir kurz darauf entgegen gerannt. Sie lächelte und fiel mir um den Hals, sodass ich beinahe gegen einen Spind, hinter mir, gekracht wäre.

Darf ich vorstellen? Meine Beste Freundin Cat.

„Wo hast du gesteckt?", fragte ich und grinste das rothaarige, mit Sommersprossen betupfte Mädchen an, als wir unsere Umarmung auflösten. Ihre Haare hatte sie heute in einen Zopf geflochten.

„Na, am schwarzen Brett. Auf dem Vertretungsplan steht, wir müssen in Raum 238. Da kriegen wir heute unseren Stundenplan."
Rothaarig - verrückt, aber immer durchstrukturiert. Ja, das war Cathy.

„Man, Cat, wie kannst du nur so organisiert sein und das gleich am ersten Tag?"

Wir liefen weiter. Meine beste Freundin zuckte die Schultern.
„Naja, nach unserem Urlaub in die Toskana hatte ich noch zwei Wochen Zeit. Du hattest ja keine Zeit...", sie sah mich grübelnd an, „Da hat sich eben das ein oder andere ergeben."

Woha, wie es aussah hatte sie lange Weile gehabt. So etwas hätte mir nicht passieren können.
„Wie war es eigentlich?", wollte ich wissen.
„Echt toll! Die Sandstrände und das Meer waren so schön", erzählte sie verträumt und schien in Gedanken schon wieder dort zu sein.

„Yoshie hat aber immer versucht den streunenden Katzen hinterher zu jagen. Es war immer so anstrengend, ihn zurück zu halten.", erklärte sie und wischte sich über die Stirn.
Nach den Sommerferien war es noch immer so heiß...

„Aber, wie war es eigentlich bei dir in Kalifornien? Irgendeine Sommerromamce gehabt, von der ich wissen sollte?"

„Nein." Ich schüttelte schmunzelnd den Kopf und stupste Cat leicht mit meinem Ellenbogen in die Seite, worauf wir beide anfingen zu lachen. Dafür hätte ich auch keine Zeit gehabt. Dieses Jahr waren wir nur eine Woche weg, was sich eigentlich gar nicht so richtig gelohnt hatte, aber Mum musste arbeiten und die Freapire verlangte Disziplin von mir.

Schätze, ich musste nun die Schulzeit genießen, bevor ich wieder mit Jax losfahren muss.
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2. Kapitel geschafft

Ich werde es zukünftig wahrscheinlich nicht schaffen, das Buch jeden Tag ab zu daten. Trotzdem will ich mindestens 2 mal die Woche einen neuen Teil raushauen😂

Wie haltet ihr eigentlich von Cat😊?

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