Vier

Okay, ich gebe es zu. Noah mit Dad zu vergleichen war nicht besonders feinfühlig gewesen. Aber, was hätte ich denn machen sollen? Ständig übertreibt er und wer muss dann darunter leiden? Die kleine Schwester.

Ich verdrehte meine Augen.

Nachdem Noah und ich zu Hause angekommen waren, lief ich schnellstmöglich in die Küche, um mir etwas zu Essen zu machen. Ich entschied mich kurzer Hand für ein einfaches Sandwich, dass sich schnell essen lies und für ein Glas Orangensaft. Daraufhin nahm ich den Teller mit meinem Essen und mein Getränk, doch gerade, als ich aus der Küche verschwinden wollte, kam Noah mir entgegen und hielt mich fest.

Na das kann ja was werden.

Fragend schaute ich ihn an, mein Sandwich in der einen, den Saft in der anderen Hand.
„Meg, ich... wollte mich bei dir entschuldigen.", fing er an und kratzte sich am Kopf. Tatsächlich sah es so aus, als würde es ihm leidtun. Er schien teils in seinen Gedanken versunken zu sein, als er so vor mir stand.

Ich wusste nicht, was ich ihm antworten sollte, weshalb ich still blieb. Meinen Bruder schien das noch etwas mehr zu verunsichern.

„Echt, es tut mir leid. Ich habe mich wie ein Idiot verhalten. Ich hätte nicht so reagieren sollen. Willst du mir verzeihen?", fragte er also und starrte mich so lange an, bis ich mich entschied, auch etwas zu sagen.

„Nein.", entgegnete ich ihm, woraufhin er die Stirn runzelte und mich verwirrt ansah. Mit jener Reaktion hatte er nicht gerechnet. Er wollte gerade etwas sagen, doch ich unterbrach ihn.
„Aber, ich mache es, weil du mein Bruder bist und immer so einen blöden Entschuldigungsblick drauf hast."
Es stimmte. Schon, als wir noch kleine Kinder gewesen waren, hatte er sich mit diesem Hundeblick aus jedem Schlamassel herausgeholt. Aber nicht nur das, Noah hatte sich somit auch schon die ein oder andere Nachspeise gesichert, als wir noch kleiner waren.

Und jetzt huschte auf einmal wieder das Grinsen von heute morgen auf sein Gesicht.
„Und da Geschwister ja immer teilen...", er sah auf mein Sandwich, doch bevor ich verstand, hatte es schon den Besitzer gewechselt und floh die Treppe nach oben.

Oha, so hungrig?

Ich musste lachen, lief in die Küche und beschmierte mir ein Neues. So etwas dauerte zum Glück nicht länger als 2 Minuten, deshalb fand ich es auch nicht so dramatisch, dass Noah sich einfach mit meinem leckeren, aromatischen, saftigen, heiß geliebten Essen aus dem Staub gemacht hatte.

Okay... Ich würde schon darüber hinwegkommen... Irgendwann jedenfalls.

Ich lächelte und biss gleich darauf in mein Sandwich, doch dann fiel mir auf, dass Jax mich heute Nachmittag noch abholen wollte, weshalb ich schnell in mein Zimmer lief. In der Hoffnung meinen Saft nicht zu verschütten, öffnete ich mit dieser Hand die Tür.
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Es war 13:59 als ich vorn an der Hauptstraße stand und plötzlich einen Anruf erhielt. Noch bevor ich auf mein Handy blickte, hoffte ich, dass es nicht Jax sein würde, der sich verspäten oder sogar ganz absagen würde.

Cat.

„Na du.", fing sie an, „Ich wollte fragen ob du schon was vor hast? Heute ist doch so mehr oder weniger einer der letzten Tage, an denen wir Zeit haben, was zu machen, also..?"

Nein. Sag nein!

„Ich, äh... Also eigentlich muss ich noch meine Hefter beschriften.", versuchte ich mich zu retten und das stimmte sogar, denn ich wartete immer bis zur letzten Sekunde, bis ich mich rührte, etwas für die Schule zu tun.

„Deine Hefter beschriften?", lachte sie. Oh nein... Was wäre, wenn sie nun herausbekommen würde, dass ich seit Kurzem in einer Geheimorganisation tätig war, Taylor (, der ihr sehr wohl noch in Erinnerung war) der Polizei aushändigen musste und die Largos jagte?
„J-ja. Außerdem kommt Mum heute zwei Stunden früher nach Hause und will den Tag mit uns verbringen.", log ich ihr direkt in das Gesicht... (oder eher in's Ohr)

„Naja, wenn du keine Zeit hast. Vielleicht ein anderes Mal.", meinte sie noch immer so fröhlich wie in der Schule.
„Auf jeden Fall!"
Ich hörte, wie sich ein Motorrad näherte.

Jax

„Cat, ich muss Schluss machen. Die Hefter warten.", rief ich in's Telefon und legte schnell auf.
Jax, welcher vor wenigen Sekunden angehalten hatte, hielt mir einen Helm hin, den ich gleich darauf entgegennahm.

Bevor wir losfuhren drehte er sich noch einmal mit dem Kopf zur Seite:
„Also Hefter beschriften, ja?"

Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, war mir aber ziemlich sicher, dass er gerade grinste.
Ich spürte, wie meine Wangen sich erhitzten. Naja, wenigstens konnte er mich auch nicht sehen.

„Jetzt fahr schon los.", brummte ich ihn frisch ertappt an.
Die Arme um ihn geschlungen, raste er auch schon los.

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Als wir auf dem großen Parkplatz, vor der Turnhalle von Tylers Crew fuhren, war ich verwundert. Ich hatte geglaubt, wir würden uns mit einem Fernglas und Tarnkleidung in einen Busch hocken und solange warten bis etwas geschähe.

Ich stieg von dem schwarzen Motorrad, nahm mir den Helm vom Kopf und schüttelte meine dunkelblonden Haare, damit sie wieder lagen.
Was? Ich wollte nicht aussehen wie der letzte Depp, wenn ich Taylor gegenübertreten würde.

„Okay Megan, hör mir zu.", fing er an,
„Ich weiß schon, ihr kennt euch gut, aber versuch professionell zu bleiben, ja?"
Autsch! Da hegte ja jemand ziemlich große Zweifel an mir.

„Weißt du, ich hätte eher daran gedacht, Taylor damit aufzuziehen, dass ich Mitglied einer Geheimorganisation bin und ihn festnehmen werde.",
erklärte ich ironisch am Motorrad gelehnt und spielte an meiner Haarsträhne herum. Ich schaute auf mein Handy, behielt Jax allerdings im Augenwinkel, um seine Reaktion zu sehen.

Für einen Moment schien er wirklich verdutzt zu sein, fing sich aber gleich wieder.
„Reiß dich zusammen. Wir haben einen Auftrag zu erledigen."

Ich verdrehte die Augen. Mich nervte die Tatsache, immer wieder als unerfahrenes, kleiner Mädchen dargestellt zu werden. In der Turnhalle, die einige Meter weiter stand, würde heute ein Wettkampf stattfinden. Neben der vielen Plakate, die an dem Eingang befestigt waren, erkannte man dies an den vielen Autos, Teamtransportern und den Motorrädern.

Schließlich liefen wir nach vorn zum Eingang, in den Vorraum und sogleich bekam ich Sehnsucht nach all den Wettkämpfen, den Siegen, den Trophäen, dem Jubel und...

„Taylor.", flüsterte Jax mir zu und deutete durch die Glastür in die große Halle.

Ich fühlte ein leichtes Stechen in meiner Brust.

Taylor trug einen dunkelblauen Judoanzug und war gerade dabei, seinen Gegner mit einem Würgegriff zu besiegen.

Bleib cool, Meg.

„Wir müssen uns unauffällig verhalten."
Sogleich zog Jax die Kapuze seines schwarzen Pullovers über den Kopf und schaute wartend zu mir.

Ich zog die Augenbrauen nach oben.

„Was ist? Keiner hat mir gesagt, dass ich wie ein Bankräuber herumlaufen soll.", kicherte ich schon beinahe, worauf der Junge mir gegenüber die Augen verdrehte.

„Es geht doch nur darum, dass dich nicht sofort jeder erkennt.", murmelte er leicht angenervt.

Er fuhr sich durch die Haare und schien gerade einen Einfall bekommen zu haben, da er zu grinsen begann. Jax zog seinen Kapuzenpullover aus, sodass er nur noch in seinem T-Shirt dastand.
Er hielt ihn mir vor die Nase.

„Mich kennt hier keiner, dich schon, also zieh den drüber.", befahl er und drückte mir den Nikepullover entgegen. Irgendwie fand ich die Vorstellung, Jax Aircales' Pullover anzuziehen gar nicht nicht so schrecklich...

Schnell zog ich ihn an, die riesige Kapuze verdeckte mein Gesicht ein wenig. Der Hoodie war mir viel zu groß, das konnte man deutlich sehen, denn er reichte fast bis zu meinen Knien. Auch die Ärmel waren etwas zu lang und so verschwand ich kaum merklich darin.
Jax lächelte mich an, was ich irgendwie süß fand, dann erinnerte ich mich aber wieder daran, weshalb wir hier waren.

Ich konnte erkennen, wie Taylors Gegner abklopfte und somit den Kampfrichtern, welche an der Seite saßen, das Zeichen dafür gab, dass er aufgab. Adams, dagegen, ließ nicht los und lockerte seinen Griff erst, als einer der Kampfrichter ihn an der Schulter fasste. Der Schwarzhaarige erhob sich also, während der noch am Boden liegende Junge Schmerzen im Halsbereich zu haben schien. Ein Sanitäter wurde gerufen. Er sah sich den keuchenden Jungen an und untersuchte ihn kurz. Dann half er ihm nach oben. Sein Gesicht war auch noch rotangelaufen, als sich die beiden zum Ende verbeugten. Als Taylor wieder aufrecht stand, schaute er auf einmal in meine Richtung, also wandte ich mich schnell zurück zu Jax und zog mir die Kapuze tiefer ins Gesicht.

Er sah mich überrascht an, weil ich versehentlich seinen Arm gestreift hatte.

„Ist alles okay?", wollte er wissen, woraufhin ich nickte. Ich fühlte mich irgendwie ertappt, als Jax mir so in die Augen sah. Es schien, als würde er meine Gedanken lesen.

Gruselig.

„Es ist nur so, dass..."
Ich brach ab, weil ich diese Gedanken nicht mit Agent A teilen wollte.

Früher hatte ich nie erkannt, wie unfair Taylor Adams war. Er spielte nicht nach den vorgegeben Regeln. Nein, er machte seine eigenen und zwar einzig und allein zu seinem Gunsten.

„Megan?", holte Jax mich zurück in die Realität, „du wolltest was sagen."

„Schon gut, vergiss es.", meinte ich und lächelte gefaket. Er bemerkte anscheinend, dass ich ihm etwas vorenthielt, da seine Gesichtszüge sich leicht veränderten und ich glaubte, Enttäuschung wahrzunehmen.

Wir drehten uns zurück zu den Matten, auf denen Taylor vor einem Moment noch gestanden hatte.

„Verdammt. Er ist weg.", fiel es meinem Partner auf.

„Komm schon, lass uns weitergehen.", murmelte ich und zog ihn kurz an seinem Arm mit mir, ließ ihn dann jedoch wieder los.

Ich schaute zur Tribüne.
Sie war überfüllt mit Menschen, sodass einer neben dem anderen mehr oder weniger zerquetscht wurde.
Ich hielt nun aber wieder nach Taylor Ausschau, denn auf der Matte beim Kämpfen, wo wir ihn vorhin noch gesehen hatten, war er ja nicht mehr.

„Wo wart ihr sonst nach dem Kampf?", fragte Jax, welcher mir hinterherlief. Ich überlegte kurz, bevor ich ihm antworten konnte.

„Normalerweise haben wir uns an den Rand gesetzt und unseren Gegnern beim Kämpfen zugesehen, um deren Technik zu druchschauen. Aber...",
ich schaute mich noch einmal um und entdeckte eine Tür, hinten links,

„Ich glaube, ich weiß, wo er sein könnte.", sprach ich und beschleunigte mein Tempo. Ich konnte es kaum erwarten, Taylor zu finden und...

Ja, was dann?

Auf einmal blieb ich stehen und drehte mich abrupt um, sodass Jax mich fast umgerannt hätte.
„Eine Frage hätte ich da noch: Was machen wir, wenn wir ihn finden?"

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Kapitel 4: CHECK!

Ich hoffe, euch gefällt das Buch bisher (:🔥
Wie stellt ihr euch Jax' Reaktion vor, wenn er Taylor sieht? 🙈Was werden sie machen?🤷🏼‍♀️

Bei Anmerkungen oder Wünschen bin ich wie immer offen - vielleicht lässt sich das ein oder andere ja umsetzen.📝

Liebe Grüße!🍀

~Hailey🌈~

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