Siebenunddreißig
Jax' Perspektive
Mit gesenktem Kopf stand ich also vor ihrer Zimmertür, auf mein Handy starrend, da ich so eben eine Nachricht bekommen hatte. Ich bekam ein schlechtes Bauchgefühl, denn die Nachricht kam von Eric.
„Ich dachte, du wolltest zu...", hörte ich Megs genervte Stimme, als sie die Tür öffnete. Aber sie stoppte abrupt, nachdem ich meinen Kopf hob und sie ansah.
„Tut mir leid, ich dachte du wärst Noah.", murmelte sie, strich sich die Haare nach hinten und machte einen Schritt zur Seite, damit ich eintreten konnte.
„Schon okay.", fand ich und lächelte Meg zu, steckte mein Handy erst einmal wieder ein, ohne nach zu sehen, was mir geschrieben wurde. Als ich das letzte Mal hier gewesen war, hatte ich ja nicht besonders viel Zeit gehabt, mich umzusehen, da sie zu retten erst einmal im Vordergrund gestanden hatte.
„Was ist los mit dir und Noah?", erkundigte ich mich also, weil ich nicht ganz verstand, weshalb sie von ihrem Bruder so genervt war. Ich lief auf den Drehstuhl zu, welcher an ihrem Schreibtisch stand. Sie ließ sich auf ihrem Bett nieder und lehnte die Krücken an die Kante, also schob ich den Bürostuhl dahin, setzte mich gleich darauf.
„Ach, er hat dieses Bild gesehen und meint jetzt, Liam paar Dinge klarmachen zu müssen.", erklärte sie, aber ich hatte keine Ahnung, was sie meinte. Aber ich wusste etwas anderes. Nämlich, dass ich ihn hasste.
Liam
Ich wusste nicht, wie er es nur so schnell geschafft hatte, dass ich ihn beinahe verabscheute wie Adams. Jedoch hatte er erreicht, dass allein sein Name in mir eine stärker werdende Anspannung erzeugte. Vielleicht war es einfach nur seine wiederwertige Art und Weise.
„Welches Bild?", wollte ich wissen, musste im Hinterkopf jedoch noch immer an dieses Ekel denken.
„Liam...", die Anspannung in mir wuchs.
„... hat ein Bild hoch geladen, auf dem man sieht, wie wir uns heute nach der Schule geküsst haben.", erzählte sie zögernd, griff augenblicklich nach eine der Wasserflaschen, die auf dem Fensterbrett, vor dem ihr Bett platziert war, standen. Sie trank fast die halbe Flasche leer und hatte einen etwas angeekelten Gesichtsausdruck aufgesetzt.
In mir kamen wieder diese Bilder hoch, wie der Typ sie an den Hüften gegriffen und seine Lippen auf ihre gepresst hatte.
Wut kochte in mir auf und vermischte sich mit Enttäuschung. Verdammt, was war nur los mit mir? Und wie oft würde ich mich das noch fragen? Ich hasste diesen Idiot und hätte vermutlich gerade jemanden K.O-schlagen oder gar töten können. Am liebsten ihn.
Ich sollte zum Psychologen gehen.
„Jax.", sprach sie mich an und warf mir einen forschenden Blick zu.
„Geht's dir gut?"
Sie drehte die Flasche wieder zu und stellte sie auf das Fensterbrett zurück.
Ich nickte.
„Alles super.", murmelte ich und biss meine Zähne zusammen.
„Na dann, kannst du mir ja jetzt sagen, wieso du hier bist."
Megan schmunzelte leicht, was sie schon irgendwie süß wirken ließ.
„Da ist einiges, was wir besprechen sollten."
„Sagt wer? Marior?"
Megans blaue Augen funkelten mich lebensmüde an und ich war mir nicht ganz sicher worauf sie hinaus wollte.
Seit wir das letzte Mal in der Freapire waren und das Gespräch mit Marior hinter uns gebracht hatten, war sie nicht mehr besonders gut von dem Boss zu sprechen.
„Nein, ich.", versicherte ich ihr.
„Aber, das weißt du eigentlich schon. Ich meine, wir haben das doch für heute ausgemacht.", erinnerte ich sie.
„Schon, aber es hieß direkt nach der Schule und nicht abends.", meinte sie mir erneut erklären zu müssen.
Also so langsam regte Meg mich auf. Erst küsste sie diesen Schleimer, dann wunderte sie sich, weshalb ich erst später hier auftauchte und jetzt schien sie mir unterstellen zu wollen, ich mache alles falsch.
„Du sagst es. Ich war da, aber du hattest anscheinend besseres zu tun.", konterte ich und brachte somit den Kuss wieder als Hauptthema ein.
Jetzt war ich derjenige, der sie wütend anfunkelte.
Megan verschränkte die Arme vor der Brust.
„Du hast Recht.", sagte sie schließlich, worauf ich die Nerven verlor und von dem Stuhl auffuhr.
„Was?"
Ich wollte sicher gehen, dass ich mich nicht doch verhört hatte.
„Ich sagte, du hast Recht.", verdeutlichte sie mir noch einmal und sprach jedes Wort klar aus. Langsam nickte ich mit einem etwas enttäuschten Blick und steckte meine Hände in die Jackentaschen. Irgendwie fühlte ich mich gerade ganz schön fehl am Platz.
Ich dachte, sie hasst diesen Typen.
Ich kehrte Megan den Rücken zu, um zur Tür zu gehen. Ich wollte weg, überall sein, nur nicht hier.
„Ich musste Liam erklären, wieso jeder an der Schule denkt, er hätte mich verletzt.", hörte ich sie dann jedoch sagen, worauf ich wie angewurzelt stehen blieb.
Ich konnte es nicht fassen. Megan hatte diesen Spinner von mir erzählt? Von der Freapire und unserem Auftrag?
„Du hast es ihm erzählt?", stellte ich beinahe tonlos fest.
Sie hatte doch eine Verschwiegenheitserklärung unterzeichnen müssen, als wir das erste Mal vorgestellt wurden. Ich sah es noch vor mir, als wäre es gestern gewesen, wie sie etwas in sich gekehrt auf einem der Sessel, vor Mariors Schreibtisch saß und wie gebannt auf Adams' Akte sah oder eher auf sein Foto, welches darauf zu sehen war.
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Flashback
Als ich vom Training wiederkam und ich die Cafeteria der Freapire gehen wollte, um mir eine Flasche Wasser zu holen, wurde mir eiskalt ein Strich durch die Rechnung gemacht. Durch die Lautsprecher der Organisation ertönte die Stimme von Miss Lión:
„Mister Aircale, bitte kommen sie unverzüglich in Mariors Büro. Es ist von großer Bedeutung."
Den anderen Agenten war ich nur wegen meinen Eltern ein Begriff. Die Beiden waren damals einfach ein unschlagbares Team gewesen und galten deshalb auch als meist eingebundene Agents. Jedoch warfen mir die meisten der Männer, die mir im Gang entgegen kamen nur amüsierte bis verständnislose Blicke zu. Sie konnten anscheinend noch immer nicht fassen, dass ich, ein Siebzehnjähriger, noch Unerfahrener, einen Auftrag anvertraut bekommen hatte. Vermutlich wollte Marior mit mir darüber reden.
Meine Freude darüber wurde allerdings eingestampft, als ich sah, dass dieses Mädchen an Mariors Schreibtisch saß.
„Aircale, bitte setzen Sie sich doch.", bot Marior mir an und deutete auf den Stuhl neben sie, als er meinen verwirrten - zu gleich enttäuschten Blick bemerkte. Ich ließ mich auf dem Stuhl fallen.
„Das ist Miss Jones. Sie wird uns helfen, die Adams-Mission schneller hinter uns zu bringen.", stellte er sie vor.
„Miss Jones, der junge Mann neben ihnen ist Agent A. Er wird ihre Kampfkünste auffrischen und ihnen unsere Regeln erklären.", informierte er Miss Jones.
„Marior, wenn ich kurz etwas einwenden dürfte. Wieso sind Sie sich so sicher, dass sie uns helfen kann? Sie ist doch nur ein Mädchen.", glaubte ich, doch darauf regte sich dieses Mädchen und starrte mich mit einem selbstsicheren Gesichtsausdruck an.
„Nenn mich doch Megan. Ich denke wir werden viel Zeit zusammen verbringen, da ich das hier schnellstmöglich hinter mich bringen will, also bitte spar dir diese 'Ich-bin-Agent-und-kann-alles-besser-als-du-Nummer', klar?"
Ihre blauen Augen waren erfüllt von diesem Glitzern, als ginge es ihr nicht allein um die Mission. Nein... Sie trugen Schmerz und Trauer in sich, doch mindestens genauso viel Wut.
Ich schob eine Braue in die Höhe und scannte sie ab.
„In Ordnung.", sagte ich nun meinem Gegenüber zu gewandt.
„Aber, du sollest die Mission ernst nehmen und nicht denken, dass, nur weil du ein Mädchen bist..."
„Oh, ich nehme sie ernst.", murmelte sie.
„Fantastisch. Unterschrieben haben sie bereits, Miss Jones. Dann können sie loslegen und mit dem Training beginnen.", schlussfolgerte Marior und ich bemerkte, wie er uns Zwei nachdenklich musterte, doch ich sah sie kurz noch an, bevor ich die Akte, die der Boss mir vor die Nase hielt ergriff und aufstand.
Flashback Ende
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„Jax, du hörst mir nicht zu.", bemerkte Meg und riss mich somit aus meinen Gedanken. Sie legte den Kopf schief und runzelte die Stirn.
„Das ist doch jetzt sowieso egal.", meinte ich und drehte mich von der Tür wieder zu ihr.
„Du weißt ja nicht, was du getan hast.", murmelte ich und dachte daran, was passieren würde, wenn Marior herausfinden würde, dass sie uns verraten hatte.
„Was meinst du? Ich habe dir doch gerade gesagt, dass..."
„Weißt du was? Spar's dir.", fiel ich Megan barsch ins Wort.
Sie schaute mich überrascht, vielleicht auch etwas verwirrt an, doch das war mir egal. Ich sah auf mein Handy. Höchste Zeit, dass ich mir die Nachricht von vorhin durchlas.
Hey Cole, Eric hier.
Heute schon was vor? Kannst ja ab 23:00 Uhr in den Cashclub kommen.
„Du solltest mir danken.", fand Megan, worauf ich beinahe die Nerven verloren hätte.
Ich dachte, ich kannte sie seit unserer ersten Begegnung mittlerweile schon etwas besser.
Tja, ich hab mich wohl oder übel geirrt.
„Du hast keine Ahnung, was auf dich zukommen wird.", sagte ich zuletzt warnend und ließ Megan mit einem fragenden Gesichtsausdruck zurück.
Alles klar. Bin auf dem Weg.
Ich tippte mit dem Finger auf 'senden' und die Nachricht wurde abgeschickt. Wenn Megan Liam wirklich alles erzählt hatte, musste ich herausbekommen, was er alles wusste. Meine Aufgabe war es nicht nur die Mission erfolgreich zu beenden, sondern auch dafür zu sorgen, dass die Freapire auch eine Geheimorganisation blieb.
Ich musste herausfinden, wie viel die Drei wussten.
Aus dem Haus laufend überlegte ich mir, wie ich die drei Vollidioten unauffällig vernehmen konnte.
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Kapitel 37: Check ✅
Hey Leute👋🏻
Ich weiß, ich habe lange nicht mehr geschrieben. Sorry dafür, aber ich wollte mir Zeit lassen, um nicht totale Scheiße zu "Papier?" zu bringen.
Wie findet ihr Jax Reaktion?
Bald wird's spannend 😏
Bleibt dran😅
~Hailey 🌈
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