Neununddreißig
Megs Perspektive
Den nächsten Morgen lief ich mit meinen Krücken die Treppe nach unten. Ganz nebenbei bemerkt, konnte ich mit den Dingern noch immer nicht besonders gut umgehen, weshalb ich das ein oder andere Mal auch fast hingefallen wäre.
Gott, von wem habe ich dieses Ungeschick nur?
Ich schlenderte in die Küche, in der ich die Gehhilfen an einen der Stühle anlehnte und hoffte, dass sie nicht umfallen würden. Irgendwie kam ich ohne sie schneller und sicherer voran, fiel es mir auf, als ich auf dem gesunden Bein zum Kühlschrank hüpfte, um mir einen Joghurt herauszuholen. Gerade, als ich mich auf einen Stuhl setzen wollte kam mir ein schlecht gelaunter Noah entgegen, der irgendetwas vor sich her grummelte.
„Scheiße!", fluchte er laut, als er über meine Krücken flog und den Boden küsste.
Upsi.
Ich konnte es mir nicht verkneifen lauthals loszulachen, doch dafür erntete ich von meinem Bruderherz auch einen vernichtenden Blick.
„Super Start in den Tag.", murmelte er, als er sich wieder aufraffte und an mir vorbei zum Kühlschrank lief.
„Äheeem, was ist dir denn über die Leber gelaufen?", fragte ich und sah ihn schief an.
Ich setzte mich auf den Stuhl, der am nähsten bei dem Kühlschrank stand und begann damit, meinen Joghurt zu löffeln.
Hätte ich gewusst, dass wir Cupcakes haben...
Mannomann, Noahs schlechte Laune war ansteckend.
„Geht dich nichts an.", grummelte er und biss erst einmal in das leckere Gebäck hinein.
„Ist ja gut, du brauchst mich nicht so anzumotzen.", gab ich barsch zurück und löffelte weiter in meinem gesunden Joghurt herum. Er war zwar lecker, aber viel lieber hätte ich jetzt mein Frühstück mit dem meines Bruders getauscht.
„Lass es einf..."
Wenn ich ehrlich war, wollte ich überhaupt nicht wissen, was er mir hatte antworten wollen, weshalb ich auch glücklich war, dass es in jenem Moment klingelte.
Ohne Weiteres zu sagen, verließ er die Küche.
„Morgen Noah.", hörte ich Mason meinen Bruder gut gelaunt begrüßen und kurz darauf in unsere Küche eintreten. Noah warf die Tür ins Schloss.
Im Ernst: Was ist sein Problem?
„Komm doch einfach rein.", murmelte er.
„Hä?"
„Ach nichts."
Mason sah mich fragend an und deutete in Richtung Noah, der kurz nach ihm zurück in die Küche kam. Doch mindestens genauso auf eine Erklärung wartend schaute ich ihn an. Der beste Freund meines Bruders war nämlich mit einem Kasten Bier hereingekommen und, ganz ehrlich, in die Schule würde er den nicht schmuggeln können.
„Frag mich nicht.", antwortete ich ihm zu erst auf die indirekte Frage, was mit meinem Brudeherz nicht stimmte und hob die Arme.
„Aber, du könntest mir mal sagen, was du damit vorhast.", fand ich, deutete kurz auf den großen Kasten, und hüpfte zu unserem Mülleimer, worin ich den leeren Joghurtbecher fallen ließ.
Mason stellte den gefüllten Kasten auf unserem Küchentisch ab und schaute mich amüsiert an.
„Weißt du nicht welcher Tag heute ist?", grinste er und verstellte die verschiebbare Markierung unseres Kalenders auf den korrekten Tag.
„Wie's aussieht ist heute Freitag.", sagte ich, worauf Noah mit vollkommen überrumpelter Miene zurück in die Realität kam und auf den Kalender starrte. Den Muffin schien er bereits verputzt zu haben, da ich ihn nirgends mehr sehen konnte. Ich war mir ziemlich sicher, dass er die Verpackung irgendwo fallen gelassen hatte.
Bloß keinen Handgriff zu viel machen.
Man könnte sich ja eventuell überanstrengen, hm?
Mason seufzte genervt, als er den Gesichtsausdruck seines Kumpels erblickte. Noah kratzte sich verlegen am Kopf und würde vermutlich gleich noch mieser drauf sein als ohnehin schon.
„Verdammter..."
„Alter, sag mir jetzt nicht, du hast es vergessen.", unterbrach Mason meinen Bruder.
Wie ich wieder mal die Einzige bin, die nichts kapiert.
„Wär möglich, dass...", versuchte Noah sich lächelnd raus zu reden. Ich war mich sicher, er wusste nicht mal, was er eben hatte sagen wollen.
„Kann mich vielleicht mal jemand aufklären?", fragte ich und zog die Augenbrauen nach oben. Ich hatte gerade wirklich nicht die geringste Ahnung, um was es ging.
„Das Treffen mit dem Team.", murmelte Noah und schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn, da er sich noch immer über seine eigene Vergesslichkeit schämte.
Und da fiel es mir wieder ein. Wieso hatte ich es auch vergessen?War denn wirklich so viel in der Zeit passiert, dass ich mir nicht einmal diese "Kleinigkeit" hatte merken können?
Nein, nur die Treffen mit abgeschlossenen Erinnerungen aus der Vergangenheit.
„Scheiße. Mason, ich hab's total vergessen, aber keine Sorge. Das wird schon in Ordnung gehen.", versuchte mein vergesslicher Bruder sich aus der Patsche zu retten.
„Bist du sicher? Ich weiß nicht, ob ich Mum so kurzfristig überreden kann.", klinkte ich mich erneut mit ins Gespräch ein, da ich wusste, dass es vermutlich wieder meine Aufgabe sein würde, das liebe kleine Mädchen zu spielen. Es war schon immer so gewesen, dass ich meinen Kopf für ihn bei Mum hinhalten musste, aber bislang war das schon okay gewesen.
„Schlechtes Timing, Meg.", flüsterte Noah mir hustend zu und boxte mir leicht seinen Ellenbogen in die Seite.
„Ist sie schon auf Arbeit?", wollte Mason von mir wissen, nachdem er Noah mit einem 'Nicht-dein-Ernst-Blick' anstarrte.
„Ja, sie ist jeden Morgen ab 5:30 Uhr aus dem Haus.", erklärte ich und schaute auf mein Handy.
„Scheiße, Noah. Wir kommen zu spät.", verdeutlichte ich ihm in einem verzweifelten Ton und zeigte meinem Bruder das Display, auf dem die genaue Zeit abzulesen war.
07:39 Uhr war es gerade und wir fuhren normalerweise immer 7:15 Uhr los. Ich weiß, dass eine halbe Stunde morgens nicht unbedingt die schlauste Zeiteinteilung war, um schnell mit allem fertig zu werden, aber schlafen ging bei mir erst einmal vor...
„Okay.", versuchte Noah uns alle zu beruhigen, aber wir waren total hektisch.
„Meg, du nimmst einfach schnell dein Zeug und kommst raus.", meinte er und war selber gerade dabei, die Küche zu verlassen.
„Aber, ich muss doch noch Zähne putzen.", warf ich wie ein Kleinkind ein.
„Nimm nen Kaugummi.", rief Noah und nahm schon einmal meine Schultasche, die ich gestern Abend in den Flur gestellt hatte.
„In dem alten Teil von Nona schaffen wir es doch eh nicht mehr rechtzeitig."
Ich sah alles schon wieder einmal pessimistisch, machte mich jedoch trotzdem so schnell es mir möglich war, mit meinen Krücken auf den Weg nach draußen.
Aber ich hatte ja auch irgendwie Recht, oder? Dass Großvater und Nona uns ihr Herzstück geschenkt hatten war schon super lieb, aber so richtig schnell fahren konnte man damit nun wirklich nicht.
„Was soll das jetzt heißen?", fragte Noah und blieb ganz plötzlich stehen, sodass ich beinahe gegen ihn gelaufen wäre.
„Klappe Noah, jetzt fahrt halt bei mir mit.", rief Mason, der so eben in sein Auto stieg. Besonders neu war es zwar auch nicht, aber wenigstens kam man mit seinem schneller an.
„Du hörst ihn?"
Achselzuckend machte ich mich daran auf die Rückbank zu klettern - ganz vorsichtig, um meinen Knöchel kaum zu belasten, aber dennoch schnell genug, damit ich die Jungs nicht aufhielt.
„Super, dass sich heute alle gegen mich stellen.", murrte der Stinkstiefel und knallte die Beifahrertür des grünen Gefährts zu.
Was hat er heute nur?
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„Wie lange musst du die Dinger noch mit dir rumschleppen?"
„Eine Woche.", murmelte ich deprimiert und ließ den Kopf hängen. Cat und ich saßen bereits auf einer Bank auf dem Schulhof, als wir über dies und jenes sprachen. Rechtzeitig waren wir natürlich nicht mehr gekommen, da wir zwischendurch immer wieder an Ampeln halten mussten. Ganz besonders aufgeregt hatte sich Noah jedoch über einen alten Mann mit Krückstock, der gerade über die Straße hatte gehen müssen, als wir fahren wollten. Nirgends war ein Zebrastreifen zu sehen gewesen, weshalb er ziemlich aggressiv geworden war. Mason, der allerdings gewusst hatte, dass wir ohnehin schon zu spät waren, hatte sich damit abgefunden und dumme Witze gemacht.
„Sieh's doch mal positiv.", hatte er gemeint und die Schultern gezuckt, worauf er von Noah verständnislose Blicke erntete.
„Was genau ist positiv daran von einem alten Mann aufgehalten zu werden?", wollte er demnach wissen. Ich schüttelte nur den Kopf
Jungs
„Ich meine ja nur. Stell dir vor, deine Schwester würde grad mit den Dingern rüberlaufen müssen. Er ist sicher schneller als Meg.", grinste er wie ein Honigkuchenpferd, stolz darauf, mich so erfolgreich gedisst zu haben. Ich fasste es nicht. Selbst mein Bruder lachte.
„Bravo! Mach dich ruhig lustig über mich, aber falls du irgendwann mal mit Krücken gehst, halte ich mich auch nicht zurück.", wollte ich zickig sagen, doch, auch wenn ich es nicht zu geben wollte, fand ich es schon witzig. Mir entfuhr ein Lachen.
Jedenfalls waren wir dann später, nachdem die Hälfte der ersten Stunde vergangen war, angekommen. Zu meinem Glück hatte ich diese bei Miss Silver, der nettesten Lehrerin an der Schule, also war nicht so viel passiert. Jetzt jedoch war seit wenigen Minuten Pause, deshalb saß ich in jenem Moment auf einer der Bänke, in der Nähe des Parkplatzes und schlug mich wieder mit Cathys Fragen herum.
„Aber er tut nicht mehr weh, oder?"
Cat hatte einen besorgten Gesichtsausdruck aufgelegt, als sie mich nach meinem Knöchel ausfragte. Langsam nervte es aber auch. Ich war noch immer die Selbe. Das einzige, was sich bei mir geändert hatte war, dass ich mich nicht mehr so schnell fortbewegen konnte.
„Mach dir keinen Kopf. Mir geht's gut. Aber wenn ich jetzt noch länger rede, läuft mir das Nutella wirklich noch von meinem Brot.", murmelte ich vor mich hin und biss gleich darauf in mein Pausenbrot.
Cat schaute mich kurz irritiert an, da sie anscheinend mit jeder Antwort gerechnet hatte, außer mit dieser. Augenblicklich fingen wir beide an zu lachen, aber wir stoppten, als wir Jax in der Ferne sahen, doch er lief nicht zu uns, sonder bog zur Seite ab.
„Er sieht uns nicht.", glaubte Cat, weshalb sie gerade aufstehen und winken wollte, doch ich hielt sie sofort auf. Gott, wäre das peinlich gewesen.
„Was ist denn?", lachte sie und schaute mich daraufhin mit einem fragenden Blick an. Danach zeigte ich mit einer Geste auf ihn.
„Siehst du's nicht? Er läuft zu..."
„Nicht sein Ernst!"
Cat wurde versehentlich lauter, als sie zu ihm zurückschaute.
„Er läuft zu Eric? Was will er bei dem?", rätselte sie herum und drehte sich kurz zur Seite, um einen Apfel aus ihrer Schultasche zu nehmen.
„Keine Ahnung, aber ehrlich gesagt will ich das auch gar nicht wissen."
„Was? Wieso nicht?", erkundigte sich das Mädchen mit den Sommersprossen und biss von dem Obst ab.
„Weil... Er war gestern Abend bei mir. Irgendwie war er echt komisch drauf."
„Er war bei dir?"
Cat wackelte mit den Augenbrauen, woraufhin ich sie hätte schlagen können.
„Sei froh, dass ich gerade mit meinem Nutella kämpfe.", murmelte ich und versuchte mir den letzten Happen in den Mund zu stecken, ohne mich dabei einzusauen.
Erneut lachte sie los.
„Waffff?", erkundigte ich mich mit vollem Mund.
„Ach nichts.", grinste Cat mysteriös.
„Komm schon. Sag's mir.", forderte ich den Rotschopf auf, als ich fertig mit Essen war.
„Ich meine ja nur. Du kannst Liam nicht leiden, aber mit Cole hast du dich letztens doch noch so super verstanden, oder war das Einbildung?"
„Och Cat, ich... weiß es nicht."
„Wie, du weißt es nicht? Willst du jetzt ne Pro- und Contraliste machen, oder wie?", lachte sie mich aus und schien gerade wirklich darüber nachzudenken, ihren Block aus der Tasche zu kramen.
„Was? Nein!", hielt ich sie schnell auf, „Also Liam ist wirklich überhaupt nicht mein Fall..."
„und trotzdem hast du ihn geküsst?"
„Cat!"
„Meg?"
„Er hat mich geküsst und zu meiner Verteidigung: Ich wollte das gar nicht.", versicherte ich ihr und hob meine Hände, als sei meine beste Freundin, die hier neben mir saß, eine Polizistin, die mich gerade festnehmen wollte. Doch, wenn ich nun gehofft hatte, dass Cat mir das abkaufen würde, täuschte ich mich.
„Auf Insta sieht das aber nicht so aus.", glaubte sie mir verdeutlichen zu müssen und spielte mit ihren roten Haaren herum. Sie wusste, dass mich das auf die Palme brachte.
„Man Cat! Das war vielleicht ein Bild von vielen, aber fest steht: Liam ist..."
„heiß, sexy, unwiderstehlich.", hörte ich ganz plötzlich eine tiefe Stimme jegliche Dinge aufzählen, die bei ihm definitiv nicht in Frage gekommen wären und schreckte instinktiv zusammen.
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Kapitel 39: Check ✅
Hallo Leute!
Wer könnte es nur sein, der ganz plötzlich diese vielen Dinge sagt?🤔
Ich habe echt keine Ahnung...😏
Gestern war ich beim Abiball meiner Schwester und ganz ehrlich gesagt, war es doch gar nicht so langweilig wie erwartet.😅
Wir saßen mit einem Jungen aus meiner Klasse zusammen an einem Tisch, da sein Bruder in dem selben Jahrgang, wie meine Schwester ist. (Verwirrend? I know😂)
Jedenfalls war es zwischendurch schon ganz lustig...👻
Besonders das Männerballett ist mir noch im Gedächtnis geblieben.🤓
Euch noch ein schönes Wochenende👋🏻
~Hailey🌈
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