Sixteen
Jeongin pov
,,Ich bin nervös'', sagte ich, als Changbin und ich aus Herr Kim's Klassenraum gingen. ,,Ach Innie, du schaffst das'', versuchte er mich zu ermutigen. ,,Aber das sind Investoren aus dem Ausland... Was mache ich denn, wenn ich Fehler mache? Du weißt doch, ich bin nicht so gut in Englisch." Beschämt blickte ich auf den Fußboden. ,,Du? Nicht gut in Englisch?" Er fing an zu lachen und ich schaute verwirrt wieder auf. Warum lachte er jetzt? Es war doch ein Fakt, dass ich schlecht war.
,,Wer hat dir das denn gesagt?'', fragte er, als er sich wieder beruhigt hatte. ,,Mein Vater, er ist nie zufrieden mit mir", antwortete ich und erinnerte mich an vor einem Monat, als er wegen einer Zwei sauer gewesen war. ,,Der hat doch keine Ahnung vom Leben." Der Ältere musste grinsen. ,,Er ist der Ceo von einer der größten Firma in Korea. Verkauft den Leuten Produkte, um besser lernen und produktiver sein zu können und behandelt seinen eigenen Sohn wie Scheiße. Ganz schön ironisch."
Ich erwiederte nichts, viel zu viele Gedanken schossen mir durch den Kopf. Denn Changbin hatte verdammt nochmal Recht und es war eine Schande, dass ich nicht selber darauf gekommem war. All das stimmte. Im Fernsehen oder in den sozialen Medien gab er sich als der perfekte Vater mit dem ach so erfolgreichen Sohn aus, doch hinter den Kulissen war er nie glücklich mit meinen Leistungen.
Also log er alle an. Alle beide belogen das ganze Land und dabei übergangen sie mich.
Zu welchem Preis setzten mich meine Eltern so unter Druck? Für mein eigenes Glück und meine eigene Zufriedenheit? Dass ich nicht lache. Ich funktionierte wohl eher ihr Aushängeschild, um zu zeigen, dass ihre Methoden funktionieren. Dabei wendeten sie ihre eigenen Ratschläge nicht mal selbst an.
Ich spürte wie ein Kuss gegen meine Lippen gehaucht wurde, was mich aus meinen Gedanken riss. Erschrocken wich ich ein Stück zurück und starrte Changbin an. ,,Was ist bitte in dich gefahren? Jemand hätte uns sehen können!", fuhr ich ihn an. ,,Was kann ich denn dafür, dass du so tief in deiner Tagträumerei versinkst, dass du nicht mehr ansprechbar bist? Außerdem ist niemand auf dem Gang", verteidigte mein Knutschfreund sich. Mein Blick wanderte über den Schulflur und tatsächlich war hier keine Seele.
,,Okay, du hast gewonnen. Wollen wir jetzt los?" Changbin nahm meine Hand, was schon genug Zustimmung für mich war und wir gingen zusammen in Richtung Eingang, wo die Investoren eintreffen würden. Auf dem Weg erkannte ich Jimin. Er schien mal wieder Werbung für seine Kandidatur als Schülersprecher zu machen.
Jimin pov
Ich sah Jeongin und Changbin interessiert hinterher. Die beiden gingen mal wieder händchenhaltend durch den Gang. Seit kurzem führten sie sich auf wie das nächste große Paar und lenkten so viel Aufmerksamkeit auf sich. Aufmerksamkeit, die eigentlich mir gelten sollte. Aber spätestens, wenn ich Schülersprecher bin, werde ich ihn in den Schatten stellen können.
Ich wusste genau, wo die beiden hinwollten. Jeongin sollte die Investoren aus Europa empfangen. Bei dem Gedanken, dass ich eigentlich an seiner Stelle sein sollte, ließ mich die Fäuste ballen. Doch da kam mir eine Idee.
,,Hey, du!'', rief ich einem Schüler mit einer noch nicht getrockneten Leinwand zu mir. ,,Herr Hwang meinte zu mir, dass er dich sprechen möchte'', lügte ich ihn an. ,,Wirklich? Wo ist er denn?'', fragte der Junge ahnungslos. ,,Er ist da lang gelaufen'', sagte ich und zeigte in die Richtung, in die auch Jeongin gegangen ist.
Der Schüler bedankte sich bei mir, ehe er seinen Weg in diese Richtung fortsetzte. Ich musste mir das Grinsen verkneifen und schaute gespannt zu, wie der Junge dem Zielobjekt immer näher kam. Als er ihn ein kleines Stück überholt hatte, rief ich: ,,Halt er ist dort entlang gegangen!'' Verdutzt drehte sich der Schüler um und die Leinwand kollidierte volle Kanne mit Jeongins Hose. Der Schüler begann wild Entschuldigungen zu murmeln, während ich mich aus dem Staub machte. Das ist perfekt gelaufen.
Jeongin pov
Gestresst stande ich nun schon eine ganze Weile mit Changbin in der hintersten Ecke des Schulhofs und versuchte meine Hose sauber zu bekommen. ,,Das wird doch nie was'', sagte ich, während der Ältere weiter mit Taschentüchern über den Stoff rieb. ,,Die Farben vermischen sich einfach nur miteinander. Ich bekomm' das leider nicht weg. Wir müssen uns irgendwas anderes überlegen'', antwortete er.
,,Aber was? Uns läuft die Zeit davon. Ich muss bald da vorne stehen und das mit einer sauberen Hose'', meinte ich verzweifelt. Warum musste der Junge auch ausgerechnet meine Hose zu einem zweiten Kunstwerk verunstalten? ,,Ich hab eine Idee'', kam nun von Changbin. ,,Und die wäre?''
,,Zieh' deine Hose aus.'' Ich weitete die Augen. ,,Ich soll was?'', stammelte ich. ,,Du hast mich schon richtig gehört. Wir tauschen einfach Hosen. Also los, runter damit. Oder bist du etwa empfindlich?'', gab er von sich. ,,Ich mach' ja schon. Aber nur, wenn du dich umdrehst und nicht guckst.'' Er rollte mich den Augen, doch erfüllte er meine Bitte.
Ich wendete mich ebenfalls von ihm ab und öffnete den Knopf meiner Hose, sowie den Reißverschluss. Ich ließ den Stoff von meiner Hüfte gleiten und konnte dann doch nicht anders als kurz einen Blick zu erhaschen. War sein Hintern schon immer so groß gewesen? Mich innerlich beschimpfend, weil ich auf solche Gedanken kam, hielt ich Changbin die Hose hin. Schnell schlüpfte ich in die Hose, denn ich wurde so langsam von der Angst geplagt, dass uns noch jemand entdecken könnte.
,,Die passt überraschend gut, ist nur etwas zu kurz an den Knöcheln'', sagte ich, als wir uns wieder umdrehten. Eigentlich war nicht mein Vater derjenige, dem ich beweisen wollte, wie gut ich war, sondern Changbin. Nur er ganz allein.
Ich schiebte meine Gedanken beiseite, als ich unseren derzeitigen Schülersprecher Song Kang erblickte und stellte mich neben ihn. Zu meiner Erleichterung war die Führung, die wir und unser Schulleiter J. Y. Park machen mussten, ziemlich schnell vorbei und ich hatte mich gut geschlagen. ,,Mach weiter so, Jeongin. Du hast das Zeug, mein Nachfolger zu werden", lobte mich Song Kang, als wir beide wieder alleine waren. ,,Danke", antwortete ich, doch meine Gedanken schrien ein klares nein.
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