Nine

Changbin pov

,,Und Changbin, hast du ihn gefunden?'', fragte mich Yuna, als ich wieder bei meinen Bandmitgliedern hinter der Bühne angekommen war. ,,Nein und du bist dir ganz sicher, dass du ihn gesehen hast, O.de?'' Der Angesprochene nickte energisch mit dem Kopf. ,,Ich hab dafür gesorgt, dass er überhaupt rein darf. Bam Bam hat ihn dann reingelassen'', erzählte mein bester Freund. Ich seufzte einmal und ließ daraufhin den Kopf hängen.

,,Ach Changbinnie, das wird schon wieder.'' Chaeryeong umarmte mich und strich mir beruhigend über den Rücken. ,,Ich war voll scheiße zu ihm gewesen...'' Sie löste sich etwas von mir, ehe sie antworte: ,,Du hast ihn ignoriert, aber du hattest doch deine Gründe. Außerdem wäre er doch nicht hier aufgekreuzt, wenn er nichts mehr mit dir zu tun haben will. Spreche dich am Montag mit ihm aus und erkläre ihm alles und damit meine ich wirklich alles.'' Das würde schwer werden... ,,Danke Cherry'', sagte ich und sie lächelte mich an.

Ich kannte Chaeryeong schon seitdem ich denken kann. Unsere Mütter hegten schon bevor wir überhaupt geboren wurden eine enge Freundschaft und so wurden wir dann auch dazu verdonnert, miteinander zu spielen. Nur wirklich gemocht hatten wir uns nie. Immer haben wir gezankt und herumdiskutiert. Im Teenageralter wandelte sich das Blatt dann und ehe ich mich versah, wurden sie und ich unzertrennlich.

,,Gehst du noch mit uns Essen?'', fragte Jisung mich nun. ,,Diesmal nicht, geht ruhig ohne mich. Ich muss noch im Laden helfen'', meinte ich, weshalb Jisung einen leichten Schmollmund zog, dann aber von Hyeong Jun mit einem kleinen Kuss betüdelt wurde. Die beiden waren einfach süß zusammen... Ob ich und Jeongin auch jemals so sein könnten, wie die beiden?

,,Ich geh dann mal. Euch viel Spaß'', verabschiedete ich mich und machte mich auf zu meinem Motorroller. Ich ließ mich auf diesem fallen und zündete mir eine meiner Zigaretten an. Mittlerweile wusste ich gar nicht mehr so recht, wie ich damit überhaupt angefangen hatte, doch hin und wieder rauchte ich mal eine, um einfach runterzukommen. Nur hatte ich mir geschworen, dies nie in der Schule zu tun, das macht man einfach nicht.

Nachdem ich den mittlerweile kleinen Stummel in einen Gulli geworfen hatte, fuhr ich los, damit ich noch rechtzeitig da war, um meiner Mutter beim Schließen ihres Nudelladens zu helfen. Die Straßen waren durch die späte Uhrzeit und dass diese Gegend etwas ruhiger war als andere Viertel ziemlich leer und ich konnte entspannt durch den Straßenverkehr gelangen.

,,Hallo Mama, ich bin zurück!'', rief ich schließlich, nachdem ich mein Fahrzeug in der Garage abgestellt hattte und unser kleines, aber feines Häuschen betrat. ,,Hey mein Schatz, wie lief dein Auftritt?'', begrüßte sie mich, während sie in der kleinen Küche stand und eine Eiersuppe zubereitete. ,,Super, hast du den Laden schon ohne mich zugemacht? Ich meinte doch, ich helfe dir'', fragte ich sie.

,,Du musst doch sicher müde sein und außerdem bin ich die Besitzerin des Ladens, da werde ich es wohl auch noch schaffen, das Geschäft alleine zu schließen. Es heißt ya nicht umsonst ,,Mama Seo's Noodle Bar'', nicht wahr?'', sie drückte mir eine Schüssel Suppe in die Hand. ,,Außerdem musst du jetzt was essen und dich ausruhen.'' Sie schob mich während ihrer Worte zum Sofa und ich setzte mich auf dieses, kuschelte mich in eine Decke ein und aß meine Eiersuppe. Meine Mom machte derweil den Abwasch, ehe sie sich auch eine Schüssel schnappte und sich zu mir gesellte.

Lächelnd schaute meine Mutter zu mir herüber. ,,Ist was? Hab ich was am Mundwinkel?'', fragte ich verwirrt. ,,Nein'', kicherte sie, ehe sie weiter fortfuhr: ,,Ich habe mir gerade nur gedacht, wie stolz Papa auf dich wäre.'' Ich lächelte verlegen und musste an unsere Zeit zu Dritt zurückdenken. Ich vermisste ihn sehr und hatte lange damit zu kämpfen, ihn ins Jenseits gehen zu lassen...

,,Ich geh dann mal ins Bett, bis Morgen'', verabschiedete ich mich von meiner Mutter, gab ihr noch einen kurzen Kuss auf die Wange, ehe ich mit einem: ,,Hab dich lieb'', in meinem Zimmer verschwand. Tatsächlich ging ich auch nicht viel später ins Bett, denn ich war auf Grund des Auftritts ziemlich erschöpft und meine Beine fühlten sich wie Wackelpudding an.

Am nächsten Morgen stellte ich meinen Motorroller auf dem Parkplatz der Schule ab und ging schnellen Schrittes auf diese zu. Zielstrebig schlängelte ich mich durch die Gänge, vorbei an den ganzen Gesichtern von denen ich die meisten eh nicht kannte. Langsam fühlte ich mich alt, denn niemanden der jüngeren Schüler kam mir noch bekannt vor. Zielstrebig eilte ich zur Klasse und konnte freudig feststellen, dass Jeongin schon dort saß. Er sah so süß mit seinem Brillengestell aus. Mit laut klopfendem Herzen bewegte ich mich auf ihn zu und der Jüngere schien mich schon längst bemerkt zu haben, da er mich genaustens beobachtete.

Ich ließ meinen Rucksack von meiner Schulter rutschen und stellte diesen neben unseren Tisch. ,,Jeongin?'', sprach ich meinen Sitznachbar an und spürte, wie mir schon jetzt die Stimme versagte. ,,Hmm?'', antwortete er und sah mir direkt in die Augen. Kurz war mein Kopf wie leer gefegt, doch fing ich mich dann. ,,Können wir in der Pause reden? Über alles?'', fragte ich ihn in der Hoffnung, dass er wusste, was ich meine, denn ich wollte hier in der Klasse nicht weiter darauf eingehen. Zu meiner Erleichterung nickte Jeongin und ich setzte mich nun endlich ebenfalls auf meinen Stuhl.

Nun kam Herr Kim hereingerauscht und es begann der Koreanischunterricht. Diese Stunde zog sich wortwörtlich wie Kaugummi und ich blickte alle fünf Minuten auf die Uhr. Ich konnte es kaum erwarten, dass es endlich klingelte.

Zu meinem Glück beendete Herr Kim die Stunde etwas früher als sonst und ich stopfte auf Hochtouren meine Hefte in meinen Rucksack. ,,Kommst du?'', fragte ich ihn knapp und Jeongin nickte wie so oft. In letzter Zeit redeten wir nicht viel miteinander und dass obwohl wir immer aufeinanderhockten. So sehr ich auch eifersüchtig war, ich konnte ihn nicht vollkommen ignorieren.

Er nahm wie so oft meine Hand und verschrenkte seine Finger mit meinen. Ein angenehmes Kribbeln schoss durch meine Fingerspitzen und durch meinen Brustkorb schossen ebenfalls kleine Blitze. Ich hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen, so intensiv waren diese. Und doch waren sie so prickelnd und berauschend.

,,Wollen wir los?'' Er drehte sich wieder zu mir um, ich blinzelte, ehe ich wieder aus meiner Starre aufwachte. Nun ließ ich mich von ihm mitziehen und wir bahnten uns unseren Weg zwischen den vielen Schülern. Während des Laufens kramte ich den Schlüssel von Herr Goos Raum aus meiner Hosentasche und ließ Jeongin als erstes eintreten, ehe ich die Tür schloss. Jetzt war es soweit.

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