Eight
Jeongin pov
,,Jeongin, können wir?'', fragte mich Jackson, als er im Eingang auf mich wartete. ,,Ja, los geht's'', meinte ich und verließ mit ihm die Wohnung. Wir wollten Lebensmittel kaufen, da meine Eltern das Wochenende nicht da waren, weil sie spontan zu irgendeinem Meeting nach Japan geflogen waren. Sie werden das Wochenende definitiv nicht da sein und deshalb wollten wir uns einen entspannten Abend machen.
,,Meine Eltern würden mich steinigen, wenn sie hier von erfahren'', meinte ich. ,,Und mich würden sie feuern", erwiederte Jackson. ,,Aber was mache ich nicht alles für meinen kleinen Bro", redete er weiter, klopfte mir kurz auf die Schulter, ehe wir in der Parkgarage angekommen waren und er das schwarze Auto per Knopfdruck aufschloss.
Jackson begleitete mich schon mein halbes Leben und dementsprechend war er wirklich mein großer Bruder geworden. Der coole große Bruder, der heimlich Dinge mit mir unternahm, die meine Eltern mir nie erlauben würden. Zum Beispiel einen chilligen Freitag Abend zu haben, anstatt Englisch Vokabeln zu lernen. Wir beide stiegen ein und er drehte das Radio auf, ehe der Ältere aus Parkanlage hinausfuhr.
Doch ob dieser Abend wirklich so chillig wird, bezweifelte ich etwas, denn meine Gedanken umkreisten immernoch Changbin. Seit der Pause im Hausmeisterraum war er noch merkwürdiger als sonst eh schon. Er war verschlossener, wollte mir patu nicht sagen, was mit ihm los war und doch suchte er meine Nähe. Das trieb mich in den Wahnsinn. Wir kannten uns nun seit annähernd zwei Wochen und meine Gefühle fuhren seitdem Achterbahn. Ich besaß die emotionale Stabilität einer Pusterblume, hatte Seungmin einmal zu mir gesagt und vielleicht stimmte das auch. Ich war einfach durcheinander...
Ich wagte einen Blick aus dem Fenster und alles war so wie immer. Die Leute eilten über den Bürgersteig, die Straßen wurden in diesem Stadtteil nur von wenigen Autos befahren und die Stadt lebte wie an jedem anderen Tag auch. Nur, dass ihr heute der Regen Gesellschaft leistete. Allerdings fiel mir dann eine Person auf, die ganz und gar nicht immer da war. Changbin! Auf einem Motorroller, wie er mit einer Frau mittleren Alters redete.
,,Jackson, halt mal kurz an'', sagte ich gehetzt, war immernoch auf den Älteren fixiert. Nun konnte ich endlich in Ruhe mit ihm reden. Mein Bro war etwas verwirrt, doch fuhr er rechts rann. Ich sprintete aus dem Auto und rannte über die leere Straße. ,,Changbin! Warte!'', rief ich, doch startete er da schon seinen Motor und fuhr davon. Ich flitzte zurück zum Wagen und knallte die Autotür genauso schnell wieder zu wie ich sie zuvor geöffnet hatte.
,,Jackson, Planänderung! Folg dem Motorroller da.'' Ich zeigte auf Changbin, welcher schon etwas Vorsprung hatte. ,,Okay...'', gab der Ältere von sich und fuhr wieder los. Changbin fuhr zum Glück nicht besonders schnell, sodass wir ihn schnell einholen konnten. ,,Wer ist der Typ überhaupt und warum fahren wir ihm hinterher? Stehst du etwa auf ihn?'' Jackson setzte ein komisches Grinsen auf, doch ich verdrehte die Augen.
,,Das ist Changbin, der von dem ich dir erzählt hatte'', erklärte ich. ,,Ahh, ihr und eure Beziehungsprobleme...'', sagte er. ,,Er ist nicht mein Freund!'' ,,Hast du ihm das mal gesagt? Er verhält sich so als würdest du ihm gehören'', fuhr er weiter fort. Doch ich hörte nicht mehr richtig zu, hielt nach meinem Mitschüler Ausschau. Warum wollen mir alle einreden, dass ich wir aufeinander stehen würden? Klar, Changbin verhält sich merkwürdig, aber er hat auch niemand anderen in unserer Klasse, mit dem er sich so gut versteht wie mit mir.
Er fuhr auf einen Platz und hielt dort an. Jetzt war meine Chance sich mit ihm auszusprechen. Doch ehe ich aussteigen konnte, war er schon in einem Gebäude verschwunden.
,,Würdest du kurz hier warten? Dann könnte ich mich mit ihm aussprechen, dauert auch nicht lang'', bat ich ihn. Jackson nickte. ,,Knutscht bloß nicht zu lange", warf er mir hinterher, weshalb ich die Augen verdrehte. ,,Ich bin in 15 Minuten zurück!'', rief ich noch, ehe ich loslief. Das Gebäude brachte mich zum Staunen. Es hatte bunte Glasscheiben in den Fenstern, sodass das Treppenhaus, welches ich hinaufstieg, voller Farben strotzte.
Ich landete in einem größeren Raum mit einem Sofa und einer weiteren Tür, vor der ein junger Mann stand. Ich wollte an ihm vorbeigehen, doch stoppte er mich. ,,Hast du ne Karte?'', fragte er. Ich schüttelte den Kopf. Ich war so nah von ihm entfernt und jetzt scheiterte es an einer Eintrittskarte?
,,Hey... bist du nicht Changbins Freund? Jeong... Jeongin?" Ein anderer Typ mit dunklen Haaren und einem blonden Haaransatz am Hinterkopf kam aus einer anderen Richtung. ,,Ja, ich bin Yang Jeongin", stellte ich mich vor. ,,Lass ihn ruhig rein, Bam Bam. Er ist unser Freund.'' Und damit war ich drin. Dieser Bam Bam brachte mich sogar bis in einen Raum, von dem ich mir erhoffte, dass ich dort auf Changbin treffen würde.
Allerdings landete ich in einem Raum, mit lauter Musik und bunten Lichtern, in welchem andere junge Menschen mit ihrer Handy Kamera zum Beat hin und her wippten. Scheinbar war ich auf einem Konzert gelandet. Als ich mich umdrehte, war Bam Bam verschwunden und ich stand nun alleine hier. Ich trat näher an die Bühne heran, erkannte diese breiten Schulter und vollen Wangen und glotzte dumm aus der Wäsche. Wahrscheinlich fielen mir gleich die Augäpfel aus dem Gesicht, da ich meine Augen so sehr aufriss.
Changbin stand da. In einer hellen weiten, an den Knien durchlöcherten Hose, weißen Boots, einem genauso hellen T-Shirt mit dem roten Aufdruck ,,Pleasure''. Dazu hatte er einen roten Bucket Hat mit silbernen Ringen, die wie ein Ohrring durch den Stoff lugten auf dem Kopf und zwei silberne Ketten zierten seinen Hals. Er sah ganz anders aus als sonst. Sein Outfit war ein Kontrast zu seinem sonst sehr simplen Style.
Ich war viel zu gefesselt von seinem Anblick, sodass ich erst nach und nach die Musik und Changbins Rapkünste mitschnitt. Und auch diese brachten mich zum Staunen. Sein Flow und gleichzeitige Schnelle faszinierte mich und es hörte sich so an als würde er seine eigene Sprache sprechen. Die anderen, die ihn und eine weitere Sängerin begleiteten rundeten ihre Performance perfekt ab und es wirkte einfach magisch auf mich. Ich könnte ihnen Ewigkeiten zuhören und würde nicht müde werden.
Ich entschied mich dazu, mein Handy herauszuholen und die Bühne zu filmen, sodass ich mir diesen atemberaubenden Auftritt noch öfters anschauen könne. So kam es dazu, dass ich die Zeit vergaß und Jackson ebenfalls! Ich riss vor Schreck die Augen auf, beendete meine Aufnahme und eilte wieder hinaus, weg von der Bühne und weg von Changbin. Ich war schon viel zu lange dort drinnen gewesen.
Schnellen Schrittes stapfte ich die Treppen wieder hinunter und rannte über den Parkplatz, hinüber zu meinem Auto. ,,Da bist du ja! Doch rumgeknutscht?'' Ich schüttelte schweren Atems den Kopf, ehe ich zu ihm in den Wagen einstieg. ,,Changbin ist in einer Band und ich bin gerade ausversehen auf einem Auftritt von ihm gelandet'', erklärte ich und Jackson war genauso überrascht wie ich. ,,Hast du denn jetzt mit ihm gesprochen?'', fragt er mich. ,,Nein, als ich gemerkt hab, wie spät es ist, bin ich direkt wieder rausgestürmt'', antwortete ich. ,,Och Jeonginnie... Dann rede halt am Montag mit ihm, aber lass uns jetzt zum Supermarkt fahren.''
Das werde ich tun und ich habe jetzt schon Angst davor.
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