4.
Jungkook POV
Angestrengt renne ich durch die schmalen Flure des Schulgebäudes. Mein Hals brennt ungemein und meine Augen tränen bereits von der kühlen Luft, welche mir fächernd in mein Gesicht peitscht. Gekonnt weiche ich einigen Schülerin sowie auch Lehrern aus, welche bloß erschrocken zusammen zucken und dann weitergehen als wäre nie etwas gewesen.
Meine Beine tragen mich in rasanter Geschwindigkeit weitere Gänge entlang und einige Treppen hinunter, bis ich schließlich im Keller unserer Schule ankomme.
Träge lasse ich mich zitternd an der alten Steinwand hinunter gleiten und ziehe meine Beine nah an meine Brust. Zusammengekauert verweile ich an diesem eiskalten, dunklen Ort.
Noch immer rennen mir Tränen der Anstrengung- oder doch der Trauer - über meine Wangen, welche sich sehr warm anfühlen. Vermutlich haben sie einen rötlichen Ton angenommen.
Dutzende von Gedanken schwirren mir durch den Kopf. Es kostet Unmengen an Anstrengung diese zu ordnen, genauestens zu überdenken.
,,Was machst du denn hier?", reißt mich eine tiefe Stimme aus meinen Gedankengängen. Erschrocken erhebe ich mich, kurz schwanke ich und falle gegen die Wand. ,,Alles gut bei dir?", fragt der Fremde. ,,Ja", erwidere ich stockend. Mit meinen Armen, welche ich um meinen dürren Körper schlinge, versuche ich das Zittern zu verstecken, gar zu verhindern.
Ängstlich hebe ich meinen Blick.
Ich bin allein. Mit ihm. Ich bin ihm komplett ausgeliefert. Er könne alles tun und lassen was er will. Ich könnte mich nicht wehren, das konnte ich auch damals nicht.
Meine Gedanken stoppen. Es ist, als wäre eines der vielen Kabel in mir durchgebrannt. Ein Systemfehler liegt vor. Unwissend was ich tun soll, stehe ich einfach da, starre den fremden Schüler an. Ist es nicht sogar mal ein Bekannter von mir gewesen?
Wie heißt er nochmal..?
Yoongi?
,,Kookie", sagt ruhig. Seine warme Stimme lässt mich erschaudern. Fassungslos starre ich ihn an. Ich will mich an ihm vorbei quetschen. Ich will der unangenehmen Situation entfliehen. Doch wie zu erwarten stehe ich regungslos da, sehe meinem Gegenüber mit einem gewissen Maß an Furcht entgegen.
,,Kookie", wiederholt er und kommt einen Schritt auf mich zu. Ich weiche erschrocken zurück. ,,Was ist passiert?", haucht er gekränkt. ,,Was ist los mit dir?", anders als sonst, hat seine Stimme diesmal einen traurigen Unterton.
Mein Atem stockt. ,,E-es ist n-nichts", antworte ich leise. Ich weiß nicht, wie ich aus dieser Situation entkommen kann.
Meine Arme schlingen sich elendig um meinen Körper. Meine Schultern ziehen sich krampfhaft zusammen und mein Rücken wird so rund, sodass meine Schulterblätter hervorragen. Dies stellt den hilflosen Anblick meines Selbst dar. Ängstlich, schwach..
Das war ich auch damals..
,,Bitte tu mir nichts", hauche ich in der Vergangenheit schwelgend.
,,Bitte tu mir nichts..", flüstere ich mit Tränen in den Augen. Krankhaft lachend drückt er mich gegen die kalte Steinwand, welche schmerzhaft die Haut an meinen nackten Ellenbogen abschabt.
,,Wieso sollte ich Kookie?!", kommt es geschockt aus Yoongi. ,,Was ist passiert? Wurdest du verletzt?", fragt er weiter und kommt näher. Sein Arm streckt sich aus. Seine Hand will nach mir greifen.
,,Nein!", schreie ich erschrocken. Ich falle zurück und knalle auf meinen Po. Tränen rennen über unaufhaltsam meine Wangen hinab, sie fallen auf den Boden und bilden eine kleine Pfütze.
,,Nein! Fass mich nicht an! Fass mich nicht an! BITTE", kreische ich, während er mir weiter und weiter wehtut. Über mein Leiden lacht. Seine schmutzige Hand legt sich auf meinen Mund und erstickt somit meine Schreie.
,,Fass mich nicht an! Bleib weg! Bitte", weine ich verzweifelt und krümme mich elendig zusammen. Mein Kopf liegt auf meinen Knien und ich wippe leicht vor und zurück.
Kurz ist es todstill, bloß mein Schniefen ist ab und zu zu hören. Yoongi scheint entsetzt. Doch dann spüre ich seine Präsenz neben mir, mit gutem Abstand.
Er versteht es...
,,Jungkook, ich will dir helfen. Aber dafür musst du mir sagen was los ist", wispert er beruhigend. Seine Hände, welche ich krampfhaft betrachte, liegen ruhig auf seinen Knien. Nur eine einzige unüberlegte Bewegung seinerseits und ich laufe weg.
,,I-ich.. Ich kann nicht", kommt es nach einiger Zeit der angespannten Ruhe aus mir. Schwach lasse ich mich auf den Boden plumpsen und lehne mich wieder an die kalte Steinwand.
Kurze Flashbacks flammen vor mir auf. Lassen mich erzittern, meine Tränen hinunter schlucken.
Warum? Warum ich? Ich habe doch nie was Böses getan? Also warum ich? Womit habe ich das verdient?
,,Wieso ich?", flüstere ich verzweifelt. Leise Schluchzer verlassen meine Lippen. Verstört, gebrochen, das bin ich. Ich war glücklich und erfüllt.
Er hat mein Leben zerstört. Er hat mich zerstört. Dieser Schicksalsschlag war grausam.
Das Schlimmste ist, dass er noch da Draußen ist. Ich konnte mich nicht wehren. Ich kann es auch jetzt nicht.
Meine Stimme bricht, mein Hals tut weh. Ich habe das Gefühl, dass meine Stimmbänder zerreißen.
,,Jungkook", sagt Yoongi leise. ,,Kann ich dich in den Arm nehmen?", wispert er traurig, hoffnungsvoll. ,,Nein..", antworte ich verheult. Man könne mich mit einem trotzigen Kleinkind vergleichen, mit dem Unterscheid, dass ich gebrochen bin.
,,Kann ich dich dann wenigstens nach Hause bringen? Bei mir bist du sicher, versprochen".
...
Nun sitzen wir in seinem Auto. Es riecht nach Weichspüler und Kaffee. Yoongi war schon immer süchtig nach Kaffee.. und Weichspüler-
Auch jetzt trinkt er genüsslich an seinem Becher. Bevor er mich Nachhause fahren wollte, haben wir noch einen Abstecher bei einem Café neben der Schule gemacht.
Er brauchte unbedingt einen Kaffee um runterzukommen, meinte er vorhin. Ich kann es ihm auch nicht verübeln. Schließlich hat er mich freundlicherweise auch gefragt ob ich was wollen würde.
Trotz meines klaren Neins, hat er mir eine Erdbeermilch gekauft. Er weiß, dass ich wahrscheinlich genauso süchtig danach bin, wie er nach Kaffee. Vorbildlich fährt er in der vorgegeben Geschwindigkeit die Straßen entlang und bleibt vor einigen Ampeln und Zebrastreifen stehen um Fußgänger ihren Weg gehen zulassen.
,,Da sind wir", seufzt er wenige Minuten später und stellt seinen Kaffeebecher vor der Handbremse in eine extra Kuhle für Getränke rein. Sein kleiner Sportwagen steht vor dem heruntergekommenen Miethaus meiner Mutter und mir. Nach all der Zeit kennt er noch immer meine Adresse...
,,Soll ich dich noch rein begleiten oder schaffst du es? Ist deine Mum da?", fragt und ich schüttele lediglich den Kopf. ,,Danke Hyung", murmele ich leise und schaue ihm dankbar entgegen.
Kann ich ihm vertrauen?
Er will nach meiner Hand greifen, doch ich zucke zurück. Yoongi hält inne, ehe er seine Hand wieder auf das Lenkrad legt und mir ein leicht gekränktes Lächeln schenkt. Ich erwidere dieses schüchtern und nicke ihm zu, bevor ich letztendlich aussteige. ,,Bis morgen", meint mein Kamerad.
,,Ja", antworte ich leise und laufe überfordert zu meiner Haustür und versuche so schnell wie es nur geht endlich in meinem vertrauten Heim zu verschwinden.
NEW CHAPTERRRRRRRRR
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