Kapitel 3

"First Man" - Camila Cabello

https://youtu.be/F9oaWAje43k

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Einen Monat später


"Bist du nervös?", fragte Mom, als wir vor der Haustür standen.


Etwas unentschlossen zuckte ich mit den Schultern.

"Ein bisschen vielleicht...", antwortete ich.

Dabei wusste ich überhaupt nicht, wieso.

Ich erwartete nicht wirklich, dass mir etwas bekannt vorkommen würde, sobald wir eintraten.

Ich glaubte nicht, dass Erinnerungen wiederkommen würden.

Allerdings hatte der Arzt mir gesagt, dass ich, auch wenn es lange dauern konnte, versuchen sollte offen zu bleiben.

Ich gab mir Mühe...

Entsprechend war ein bisschen Nervosität wohl nicht verkehrt.

Ein bisschen Hoffnung.

Wenigstens für Mom...


Als ich vor zwei Monaten aufgewacht war, war sie ziemlich durch den Wind gewesen.

Wie auch nicht...

Ich konnte mir nicht wirklich vorstellen, wie es sein musste, wenn der eigene Sohn einen Monat lang im Koma lag und einen, sobald er aufwachte, nicht mehr erkannte.

So oft hatte ich gesehen, dass sie den Tränen nah gewesen war...

Dass sie sie sich verkniffen hatte, weil sie hatte stark sein wollen.

Weil sie hatte optimistisch sein wollen.

Optimistisch für mich.


Mom war echt toll gewesen...

Sie war mich jeden Tag besuchen gekommen.

Hatte versucht, mir bei meinen Erinnerungen zu helfen.

Mir von meinem Leben von vor dem Unfall erzählt.

Sie hatte mir Gegenstände mitgebracht, die mir früher wichtig gewesen waren.

Süßigkeiten, die ich gern gemocht hatte.

All das, nur um letztendlich einen Schatten von der Person vor sich zu haben, die sie ihren Sohn nannte...


In dem einen Monat hatte ich nicht so viele Erinnerungen zurückerhalten, wie die Ärzte vorhergesagt hatten.

Schon ein paar...

Aber nicht viele.

Nicht genug.


Meine Gefühle gegenüber Mom und meinen Freunden waren eine sonderbare Mischung aus Erinnerungsfetzen und dem, was ich aufgrund ihres Umgangs mit mir empfand.

Sie alle waren so lieb gewesen...

So besorgt und verständnisvoll...

Auch ohne Erinnerungen hatte ich von der ersten Sekunde an spüren können, dass ich ihnen wahnsinnig viel bedeutete.

Anfangs hatte mich das durcheinander gebracht.

Ich hatte nicht gewusst, wie ich mit Menschen umgehen sollte, die mir eigentlich fremd waren, sich aber nicht so benehmen, als wären sie es.

Doch schon nach kürzester Zeit hatte ich es zu schätzen gelernt.

Ich hatte angefangen, die Wärme anzunehmen, die sie mir entgegen gebracht hatten.

Dankbar dafür zu sein...


Ganz von selbst hatte ich mich ihnen dadurch immer näher gefühlt.

Ganz von selbst war die ein oder andere Erinnerung aufgetaucht, die mich in diesen Gefühlen bestärkt hatte.


Und hier waren wir nun...

Da ich mich körperlich inzwischen bereits von dem Koma erholt hatte und mein psychischer Zustand auch als funktionstüchtig eingeschätzt worden war, hatten die Ärzte mich entlassen.

Ich sollte zu regelmäßigen Untersuchungen wiederkommen.

Auch meine Therapie würde ich weiterführen.

Doch davon abgesehen hatten sie es für das beste gehalten, wenn ich in meinen Alltag zurückkehrte.


Ich wusste, dass es sein konnte, dass Teile meiner Erinnerungen für immer verloren sein könnten.

Allerdings hatten die Ärzte sich zuversichtlich ausgedrückt.

Sie hatten gemeint, dass es häufig half, wenn Amnesie-Patienten mit ihrem alten Leben konfrontiert werden.


Unter anderem deshalb schaute Mom wohl so erwartungsvoll, als sie Haustür öffnete und mich hereinließ...



Etwas zögerlich betrat ich das kleine Haus.

Mom hatte mir Bilder gezeigt.

Mir erzählt, wie glücklich wir hier gewesen waren.


Ich hatte ihr jedes Wort geglaubt.

Trotzdem war es...


Ich ließ meinen Blick umher wandern.

Es war seltsam, diesen Ort plötzlich real vor mir zu sehen.

Zu wissen, dass der Großteil meines Lebens hier stattgefunden hatte.

All das zu wissen und trotzdem...


"...und?", fragte Mom vorsichtig nach.

Es tat mir um den kleinen Hoffnungsschimmer in ihrer Stimme leid, als ich unschlüssig mit den Schultern zuckte.

"Tut mir leid...", flüsterte ich.

Ein Teil von mir hatte unfassbar genug davon.

Von diesem ständigen Gefühl, die Leute um mich herum zu enttäuschen.

Davon, nie dasselbe zu sehen, wie sie...


Kaum hatte ich mich entschuldigt, färbte Moms Mimik sich mit Mitgefühl.

"Ach Schatz...", sie kam zu mir, um mich zu umarmen.

"Alles ist gut...", wisperte sie.

Sanft streichelte sie über meinen Rücken.

"Bitte setz dich nicht unter Druck...", verließ es liebevoll ihre Lippen.

Wie immer musste sie ihren Blick ein bisschen anheben, um mir in die Augen zu sehen, weil ich größter war, als sie.

Voller Zuneigung lächelte sie mich an.

"Wir schaffen das, okay?", sagte sie.

"Die Erinnerungen kommen wieder, wenn sie wiederkommen."

Mom legte ihre Hände an meine Wangen.

"Und wenn nicht, dann...", unbeirrt schaute sie mich an.

"Dann machen wir einfach neue."


Ich spürte den Kloß in meinem Hals, als Mom lächelnd ihren Kopf zur Seite legte.

So sehr bemüht, zuversichtlich zu wirken.

Mich nicht sehen zu lassen, wie sehr der bloße Gedanke, dass ich mich an den Großteil meines Lebens nicht mehr erinnern könnte, ihr wehtat...


Es machte mich traurig, sie so fühlen zu lassen.

Gleichzeitig spürte ich, wie ihr Verhalten mein Herz zum Klopfen brachte.

Wie sehr ich es zu schätzen wusste, dass sie mich so sehr liebte, dass sie versuchte, stärker als der Schmerz zu sein.

Worte konnten nicht wirklich beschreiben, wie dankbar ich war...


"Okay...", mir ein trotzdem ehrliches Lächeln abringend, erwiderte ich den Blickkontakt.

"Danke Mom...", ich legte meine Hand auf ihre.

"Ich hab dich lieb...", fügte ich etwas leiser hinzu.

Ob mit oder ohne Erinnerungen, war dieser Satz unumstößlich wahr.

Es war eine der wenigen Sachen, derer ich mir zu einhundert Prozent sicher war.

Eine der wenigen Sachen, die sich nicht wackelig anfühlten.


Meine Worte trieben Mom die Tränen in die Augen.

"Ich dich auch, mein Schatz...", flüsterte sie, bevor sie mich erneut umarmte.

Fest drückte sie mich an sich.

"Ich bin so froh, dass du wieder zu Hause bist...", fügte sie hinzu.

Dabei klang sie durch und durch ehrlich...

Trotz dieser schrecklichen Situation freute sie sich.

Obwohl ich überhaupt nicht die Person war, von der sie sich gewünscht hatte, dass sie wiederkam...



Auch ich spürte die Nässe in meinen Augen.

Ohne zu zögern erwiderte ich die Umarmung.

Ich genoss es...

Das wohlig warme Gefühl der Geborgenheit, welches sich in meinem Herzen breit machte.

Das Gefühl, als würde der Boden unter meinen Füßen ausnahmsweise mal nicht jede Sekunde wegbrechen.


Mich fragend, wie es anderen 18-Jährigen diesbezüglich ging, zuckte mein Mundwinkel ein bisschen nach oben.

Nicht dass es wichtig war...


Immerhin war ich nicht andere 18-Jährige.

Ich hatte schon genug Probleme damit, ich selbst zu sein...


Insofern war es wohl okay.


Es war okay, dass mir momentan...

Ich schloss meine Augen.

...niemand so viel Stabilität geben konnte...

Fest drücke ich Mom an mich.

....wie sie.

There we are~
Ich denke, ich erzähle euch vielleicht immer mal ein bisschen etwas über die alte Version von dieser Story.
Dinge, die ich geändert oder bewusst drin gelassen hab.
Nicht, weil es wirklich relevant ist...
Aber irgendwie gehört es zum Making-Prozess dieser Story.
Und während ich bei anderen Stories unter jedem Kapitel darüber rede, dass meine Pläne nichts werden, weil die Charas sich selbstständig machen, kann ich hier ja auch genauso gut darüber reden ^^

Kookie und seine Mom waren (in my opinion) einer der zentralsten Bestandteile der alten Story.
Und ich hab nicht mal eine Sekunde darüber nachgedacht, irgendwas daran zu ändern.
Einfach weil...
Idk.
Ich denke es macht einfach Sinn, dass Kookie in einer Situation sehr auf die Hilfe von anderen angewiesen ist.
Und ich komme auch nicht mehr so oft dazu, viel über Familie zu schreiben, weil meine Stories sich inzwischen meistens sehr stark um das Hauptship drehen und ich inzwischen auch einfach häufiger erwachsene Charas schreibe, bei denen die Familie vielleicht einfach eine geringere Rolle spielt, als bei Teenager-Charakteren. (Wobei ich hoffe, dass niemand überlesen hat, dass Kookie 18 ist. Mein Gewissen ist so erleichtert omg xD)
Und irgendwie yeah...
Fragments ist eine meiner wenigen Geschichten, die nicht konsequent aus das Ship pochen bzw. wo es auch einfach erstmal Zeit braucht, alles aufzubauen, eben weil das Thema so ein ernstes ist und es mir doch ein Anliegen ist, es (auch wenn es das nicht ist) wenigstens so zu schreiben, dass es irgendwie realistisch wirken kann.
Soo...
Sehr happy über ihn und seine Mom.
Die beiden waren in der alten Fassung schon Zucker und ich bin zuversichtlich, dass ich inzwischen bessere Fähigkeiten hab, das auszuformulieren x3

That said...
Please lasst mich wissen, ob das Kapitel irgendwas in euch bewegt hat ^^
War es ein bisschen ergreifend?
Und wie hat es euch gefallen?
I would love to know <3

Dieses Bild ist nicht so gemeint wie: "Genau so sieht Kookies Haus aus."
Voll nicht.
Aber so in der Art...
Einfach als kleine Inspiration für den Kopf, weil ich immer noch keine BTS-Mitglieder hier einfügen kann. ^^

Ich hoffe ihr hattet einen schönen Tag <3

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