Das hat der Krieg gemacht

Der Krieg hatte ihn nicht grob gemacht, sondern seine Sanftheit teilnahmslos. In seinen Gedanken waren die harten Züge, die auf seinem Gesicht fehlten.

„Fühlst du etwas?", habe ich gefragt. Deine mechanischen Hände gaben mir eine Antwort, die ich nicht annehmen wollte, also wartete ich auf deine Worte.

„Ja, dich", sagtest du, während die Wärme auf meiner Haut dort verschwand, wo die Decke nicht hinreichte. Ich mochte diese Antwort. Du hast still gehalten, als ich dich berührte und verstand.

In meiner Verzweiflung hab ich es immer übersehen. Aber seit du zurück bist, hast du mich angefasst, nicht berührt. Was früher einmal Gesten waren, blieben heute Handlungen.

Deine Intensität verharrte regungslos in deinen Augen, beugte sich dem Blinzeln und ließ ab. Die Amerikaner hatten Deutschland eingenommen. Dich hatte die Leere eingenommen. Das war der Sieg. Das war die Erleichterung.

Ich wollte sie für dich, doch gleichzeitig kam diese Enttäuschung und die wollte ich nie für mich. Und doch gewöhnte ich mich an das Schweigen um uns, weil meine Fragen den Krieg in dir begannen. Wie hätte ich dich weiter kämpfen lassen können?

Hin und wieder bewegtest du dich. Deine warme Haut an meiner höhnte von früheren Tagen. Dir war meine Haut nicht höhnisch, dir war sie tröstlich.

Deswegen ließ ich es mit uns geschehen. Weil alles, was ich dem entgegenzusetzen hatte, Egoismus war. Die Ausläufer des Kriegs waren auf mich übergegangen und so kämpfte ich Tag für Tag in deinen Armen die Seelenlosigkeit nieder.

Du drücktest deine stummen Lippen auf meine, ich nahm den Kuss, tastete die Worte nicht an. Irgendwann hat uns das Unausgesprochene gebrochen. Aber noch...nicht.

Noch liegen wir in meinem mädchenhaften Zimmer in dem schmalen Bett und sehen uns an. All das, was du gesehen hast, hat deine Augen fremd gemacht. Ich bin ganz eng an dich geschmiegt und zwischen uns liegen die Jahre.

Ich weiß nicht, was ich machen soll. Unsere Körper wissen es noch. Und so sind wir uns nicht mehr vertraut, aber tun, womit wir vertraut waren.

Die Taubheit und die Wehmut lieben sich. Ich warte auf dich und entferne mich. Das hat der Krieg gemacht.

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